Umfrage zur Energiewende: Richtig, aber ungerecht und chaotisch
Die Deutschen halten die Energiewende für richtig, aber schlecht gemanagt. Nur eine kleine Region ist gegen den Kohleausstieg.
Im Vergleich zum ersten Barometer vor zwei Jahren steche hervor, „dass mehr Menschen die Umsetzung der Energiewende als eine Gemeinschaftsaufgabe einschätzen, an der sie selbst mitwirken möchten“, sagte IASS-Direktor Ortwin Renn.
Für die Untersuchung, die erstmals die soziale Akzeptanz der Energiewende demoskopisch misst, wurden im vergangenen Sommer bundesweit 6.600 Haushalte repräsentativ befragt. Massive Kritik wurde an der Energiewendepolitik der Bundesregierung geübt. 61 Prozent sind mit ihr „sehr bzw. eher unzufrieden“, ein Anstieg von satten 12 Prozent gegenüber der Umfrage 2017.
„Es geht zu langsam, um das Klima wirksam zu schützen“, ist mit 58 Prozent der Nennungen der Hauptkritikpunkt. „Die soziale Gerechtigkeit bleibt auf der Strecke“, meinen 52 Prozent. Die hohen Energiekosten werden erst an dritter Stelle genannt.
Nur 9 Prozent halten die Union für kompetent
Parteipolitisch sind für die Energiewende nach Meinung der Bürger die Falschen an der Regierung. Die „besten Konzepte zur Umsetzung der Energiewende“ sehen nur 9 Prozent bei der CDU/CSU (minus 6 Prozentpunkte) und fünf Prozent bei der SPD (-2).
Mit 27 Prozent fahren dagegen die Grünen fast ein doppelt so hohes Kompetenzprofil ein, das sich binnen Jahresfrist um 7 Prozentpunkte erhöht hat. Eine breite Zustimmung gibt es für die CO2-Besteuerung, doch sollte der Anstieg der Energiepreise an anderer Stelle kompensiert werden. Der Ausbau der Elektromobilität trifft auf Zustimmung (55 Prozent), aber die Mehrheit ist gegen ein Verbot von Verbrennungsmotoren bis 2030.
Den Ausstieg aus der Kohle befürworten mit 64 Prozent ebenso viele Bürger wie den Atomausstieg. Selbst im Kohle-Land NRW sind 62 Prozent der Befragten für das Kohle-Ende, in den ostdeutschen Braunkohleländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg schwankt die Zustimmung zwischen 43 und 46 Prozent. Die Ausstiegs-Gegner kommen dort auf 21 bis 27 Prozent (Rund ein Drittel jeweils ist indifferent).
Die absolute Ausnahme bildet die Energieregion Lausitz aus Teilen Brandenburgs und Sachsen. Hier sind nur 27 Prozent für den Ausstieg aus der Kohle und 43 Prozent dagegen. Wie sich das auf die Landtagswahlen beider Länder im kommenden Herbst auswirken wird, konnten die Energie-Demoskopen des IASS jedoch nicht vorhersehen.
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