Umbau der Autoindustrie auf E-Mobilität: Zehntausende Jobs in Gefahr
Der Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor kostet die Autoindustrie viele Arbeitsplätze. Das sagt eine neue Studie der IG Metall.
Darin haben die Wissenschaftler berechnet, was der Technikwandel weg vom Verbrennungsmotor hin zur Elektromobilität für die Beschäftigung in Deutschland bedeutet. Mehr als 840.000 Menschen arbeiteten 2017 in der Automobilindustrie. Nach Hochrechnungen des IAO entwickeln oder produzieren 210.000 von ihnen Antriebsstränge, also etwa Motoren, Getriebe oder Antriebswellen, die in Elektromotoren nicht mehr gebraucht werden. Vor allem in diesem Bereich würde die Beschäftigung stark zurückgehen.
Regional betroffen seien „vor allem die Regionen mit einer starken Zulieferindustrie: Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen“, so Oliver Riedel, Leiter des Instituts. Berücksichtigt hat das IAO dabei, dass im Bereich Batterien oder Elektronik neue Arbeit entstehen wird. Weil die Zulieferindustrie Teile der Wertschöpfungskette von Elektroautos quasi schon aufgegeben hat – etwa die Zellproduktion oder die Magnetherstellung –, haben die Wissenschaftler des IAO diese aber nicht einberechnet.
Wie der Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor auf die Beschäftigung wirken wird, ist umstritten und wird in zahlreichen Studien untersucht. Der Markt für elektrische Antriebsstränge – die Batterie, die Leistungselektronik, das Getriebe – werde in den nächsten Jahren stark wachsen, prognostiziert Christian Hochfeld, Direktor Agora Verkehrswende. „Sind die deutschen Unternehmen hier führend, werden sie ihren Marktanteil ausweiten und dadurch die Beschäftigungseffekte der Elektrifizierung wettmachen können“, so Hochfeld. Er geht davon aus, dass ein ganz anderer Trend viel mehr Arbeitsplätze kosten wird als die Elektromobilität: die zunehmende Automatisierung entlang der Wertschöpfungskette.
Laut der Studie „Mobiles Baden-Württemberg“ vom Oktober 2017 könnte eine unter Gesichtspunkten von Klima- und Gesundheitschutz notwendige „Neue Mobilitätskultur“ mit einer veränderten Stadtplanung, weniger privaten Pkw und mehr öffentlichem Verkehr und Fahrrädern viel mehr Arbeitsplätze in der Autoindustrie kosten als die Elektromobilität.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Klimakiller Landwirtschaft
Immer weniger Schweine und Rinder in Deutschland