Ukraine-Krise trifft Getreidemarkt: Die Macht des Brotpreises
Die Sorge um eine Eskalation des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine treibt weltweit die Getreidepreise – mit politischen Folgen.
Dieser verteuert die Herstellung von Dünger. Zudem hat Russland für die Monate Februar und März ein Exportverbot für Ammoniumnitrat verhängt, einen Bestandteil von Stickstoffdünger. Dies ist besonders gravierend, weil Russland bei Dünger einen Weltmarktanteil von knapp zwei Dritteln hat. Doch die Preise könnten noch deutlich höher steigen, falls Russland in die Ukraine einmarschiert oder eine Seeblockade verhängt.
In Europa dürften insbesondere Speiseöle teurer werden oder sogar knapp. Die EU bezieht ein Viertel des Speiseöls aus der Ukraine. Das Land ist der weltgrößte Exporteur von Sonnenblumenöl und liegt bei Rapsöl auf Platz zwei. Die EU hätte hingegen keine größeren Schwierigkeiten, einen Wegfall der Weizen- und Maisexporte auszugleichen. Auch hier zählt die Ukraine zu den größten Exporteuren und liegt bei Weizen auf Platz drei und bei Mais auf Platz vier der Weltrangliste.
Die EU importiert allerdings nur einen sehr kleinen Teil dieser Produkte aus der Ukraine. Anders sieht das in vielen anderen Ländern aus. Der Libanon importiert die Hälfte des Weizenbedarfs aus der Ukraine. Auch Libyen (43 Prozent), Malaysia und Indonesien (je 28 Prozent), der Jemen (22 Prozent), Bangladesch (21 Prozent) und Ägypten (14 Prozent) beziehen einen großen Anteil ihres Weizens aus der Ukraine.
Lieferungen aus der Ukraine haben Gewicht
Falls die Ukraine als Exporteur ausfallen sollte, würde davon insbesondere ein Land profitieren: Russland ist der wichtigste Exporteur von Weizen weltweit und könnte wohlgeneigte Länder beim Export bevorzugen. Bei Mais sind zwar die USA der weltgrößte Exporteur, auf den weiteren Plätzen folgen allerdings Argentinien und Brasilien, und in diesen beiden Staaten herrscht derzeit Dürre, was bereits für die aktuell hohen Lebensmittelpreise mitverantwortlich ist. Daher wäre auch hier der Wegfall der ukrainischen Exporte auf dem Weltmarkt sofort spürbar.
Eine russische Invasion in die Ukraine könnte so weltweit – auch wieder politische – Folgen haben. Einer der Gründe für den Beginn des Arabischen Frühlings im Jahr 2010 waren die damals sehr hohen Preise für Lebensmittel. Sollten die aktuell schon hohen Preise noch weiter steigen, könnte es daher in manchen Ländern zu Unruhen kommen.
In Deutschland mit 10 Prozent der Haushaltsausgaben für Lebensmittel wären die Folgen weniger dramatisch. Doch auch hier sind Lebensmittel für einen großen Teil der Inflation verantwortlich: Im Schnitt waren sie 2021 8,8 Prozent teurer als 2020. Und der Anstieg geht weiter: Im Dezember waren die Preise um 22,1 Prozent höher als im Vorjahr. Der Jahresdurchschnittswert dürfte weitersteigen – auch ohne Krieg in der Ukraine.
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