Ukraine-Demonstration in Berlin: Viel Blau-Gelb, kaum Schwarz-Rot-Gold
5.000 Menschen demonstrieren in Berlin gegen den zwei Jahre währenden russischen Angriffskrieg. Sie fordern mehr Waffenhilfe für die Ukraine.
Die Solidarität der einheimischen Berlinerinnen und Berliner hielt sich in Grenzen. Ein Großteil der Demonstrierenden waren Ukrainerinnen und Ukrainer, die in die Bundesrepublik geflüchtet waren. Entsprechend patriotisch ging es auf der Bühne wie im Publikum zu. „Slava Ukraine“ – Ruhm der Ukraine – hallten die Sprechchöre, und auf Englisch: „Victory for Peace“. Rednerinnen und Redner gedachten auf Ukrainisch, Englisch und Deutsch der Gefallenen und dankten den kämpfenden Soldatinnen und Soldaten.
Die Ukraine, so hieß es, „steht für die gemeinsame europäische Freiheit“. Putins Russland dagegen sei ein „Terrorstaat“. Verwundete Soldatinnen und Soldaten, die in Berlin behandelt werden, sprachen, und schließlich erklang die ukrainische Nationalhymne.
Angesichts der jüngsten Niederlagen der ukrainischen Armee an der Front stand die Lieferung weiterer Waffensysteme im Mittelpunkt der Forderungen. Das brachten auch diverse Plakate zum Ausdruck. „Mehr liefern und produzieren – Taurus und 155 mm“, war da zu lesen. Letzteres sind Artilleriegeschosse dieses Kalibers. „Bewaffnet die Ukraine“ lautete eine andere Forderung. „Bitte liefern Sie die entsprechenden Waffensysteme“, bat auch auf der Bühne eine Rednerin die Bundesregierung – Forderungen, die man von üblichen Demonstrationen in Berlin nicht unbedingt kennt.
Auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sprach sich auf der Kundgebung für die Lieferung von Marschflugkörpern aus. Er versicherte, Berlin stehe „uneingeschränkt an der Seite der Ukraine“ und verlangte, den russischen Präsidenten Wladimir Putin zur Verantwortung zu ziehen. „Er will die Ukraine vernichten, die Kultur auslöschen, die Sprache auslöschen“, sagte er. „Kindesverschleppung, Vergewaltigung, Kriegsverbrechen – Putin muss zur Verantwortung gezogen werden für diese schrecklichen Taten.“
Eine von Vitsche geplante Projektion von Kriegsbildern auf das Gebäude der russischen Botschaft war vorab gerichtlich verboten worden. Eine solche Projektion verletze den völkerrechtlichen Schutz von Frieden und die Würde der Botschaft, hieß es. Ein Eilantrag gegen den Beschluss vor dem Bundesverfassungsgericht blieb erfolglos.
Stattdessen projizierten Greenpeace-Aktivistinnen und Aktivisten am Samstagmorgen die Botschaft „Stoppt das Töten“ auf die Fassade. Vor der Botschaft gedachten Ukrainerinnen und Ukrainer mit einem Meer von Blumen ihrer Gefallenen. Mit Fotos wurde der Zerstörungen in vielen ukrainischen Städten gedacht.
Die Stimmung der Demonstrierenden schwankte am Samstag in Berlin zwischen Trauer und Wut. Aber auch Dankbarkeit für die Aufnahme Hunderttausender Kriegsflüchtlinge in Deutschland kam mehrfach zum Ausdruck.
Auch in vielen anderen deutschen Städten kam es zu Demonstrationen gegen den russischen Angriffskrieg. Einige Hundert bis mehrere Tausend Teilnehmer gab es unter anderem in Bremen, Hannover, Düsseldorf, Hamburg, Frankfurt am Main, Stuttgart, Erfurt und München. 5.000 waren es in Köln. Zwischenfälle wurden nicht vermeldet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Scholz bezeichnet russischen Raketeneinsatz als „furchtbare Eskalation“