Ugandas Militärintervention im Kongo: Bomben und Granaten zum Fest
Ugandas Armee greift Stellungen der Rebellenbewegung ADF im Nachbarland Kongo an. 100 Terroristen sollen getötet worden sein.
Passend zum Beginn der Feiertage hat Ugandas Armee mit schweren Waffen über die Grenze in den Dschungel der Demokratischen Republik Kongo gefeuert. Es seien Stellungen der ugandischen Rebellenbewegung ADF (Vereinte Demokratische Kräfte) bombardiert worden, erklärte Ugandas Armeesprecher Richard Karemire der taz. „Wir haben 100 Terroristen ausgeschaltet“, so Karemire.
Mit Kampfjets und Langstreckenartillerie habe Ugandas Armee (UPDF) ein Lager der Rebellen in der Region Erengeti zerstört. Dort habe die ADF ihre Logistikzentrale unterhalten. „Geheimdienstquellen“ hätten die Zerstörung dieses Lagers und die Zahl der Toten bestätigt. „Je nachdem, welche Informationen wir aus der Aufklärung dieses Angriffes gewinnen, werden wir mit der Operation fortfahren“, so der Armeesprecher.
Die Militäroperationen sind das Ergebnis der jüngsten Entwicklungen im Ostkongo, im Gebiet Beni am Fuße des Ruwenzori-Gebirges, das den Ostkongo und Uganda voneinander trennt. In diese Dschungel- und Gebirgsregion hatte sich die Miliz Ende der 1990er Jahre zurückgezogen, nachdem sie sich 1996 als Guerillabewegung gegen die Regierung unter Ugandas Präsident Yoweri Museveni gegründet hatte. Der Kern der ursprünglichen ADF-Führer sind Muslime, weswegen ihnen nachgesagt wird, sie hätten Kontakte zu islamistischen Terrorgruppen wie die somalische Al-Shabaab-Miliz oder zu Terrornetzwerken wie al-Qaida.
Als „Präventivschlag“ hatte die UPDF den gezielten Angriff gerechtfertigt. Es habe Geheimdienstinformationen gegeben, die Rückschlüsse zuließen, dass die ADF zu Weihnachten Attacken in und gegen Uganda plane, so die UPDF-Presseerklärung vom Freitag.
Die Anschläge der ADF
Die ADF war bereits in den 1990er Jahren für Bombenanschläge in Ugandas Hauptstadt Kampala verantwortlich gemacht worden. Auch die systematische Ermordung von Vorsitzenden der muslimischen Gemeinden in Kampala wurde der ADF zugeschoben. Für die spektakuläre Erschießung des Vize-Polizeichefs Ugandas, Andrew Kaweesi, im März wird ebenfalls die ADF verantwortlich gemacht. In den vergangenen Jahren kam es stets rund um die Weihnachtszeit vermehrt zu Massakern in der ostkongolesischen Region um Beni. In Erengeti waren am 25. Dezember 2016 rund 20 Kongolesen von mutmaßlichen ADF-Kämpfern mit Macheten zerhackt worden.
Der schwerste Anschlag ereignete sich vor rund zwei Wochen, als mutmaßlich schwer bewaffnete ADF-Kämpfer eine Bastion der UN-Blauhelme im Kongo angriffen, unweit der Grenze zu Uganda. Bei Feuergefechten waren 15 tansanische Spezialkräfte getötet worden, rund weitere 50 verletzt. Die UNO bezeichnete diese Attacke als „Kriegsverbrechen“. Tansania hatte 2013 über 1.000 Soldaten in die UN-Mission im Kongo (Monusco) entsandt. Diese Einheiten haben das Mandat des UN-Sicherheitsrates, aktiv gegen Rebellen vorzugehen.
Als Reaktion hat die Monusco vier Militärstationen in der Gegend dichtgemacht. Dies bedeutet: Auch die Bevölkerung bleibt nun ungeschützt.
Absprache mit Kongos Regierung
Uganda befürchtet jetzt, die ADF habe Nachschub an Waffen erhalten und sei damit in der Lage, auch jenseits der Grenze anzugreifen. Bereits 2014 hatten mutmaßliche ADF-Kämpfer die Bezirke Kasese, Ntoroko und Bundibugyo entlang der Grenze zur DR Kongo attackiert.
Ugandas Luftanschläge waren mit Kongos Regierung abgesprochen, bestätigen die Sprecher beider Seiten. In den vergangenen Wochen hatte es Treffen zwischen ugandischen und kongolesischen Armee- sowie Geheimdienstvertretern gegeben. UPDF-Sprecher Karemire betont: Kein einziger ugandischer Soldat habe kongolesisches Territorium betreten, lediglich bemannte Kampfjets hätten Kongos Luftraum genutzt, jedoch mit Erlaubnis.
Uganda war in den Zeiten der Kongo-Kriege öfter unerlaubt in den Ostkongo vorgedrungen. 2003 besetzte Uganda Teile der Provinz Ituri im Ostkongo. Die letzten gemeinsamen Militäroperationen zwischen Ugandas und Kongos Armeen fanden Weihnachten 2008 statt.
Damals jagten Spezialeinheiten beider Seiten die Rebellen der ugandischen LRA (Widerstandsarmee des Herren) in Kongos Garamba-Nationalpark nach Rebellenchef Joseph Kony. Auch damals kam es zu Weihnachtsmassakern.
Die Gefahr gezielter Racheaktionen gegen die Bevölkerung ist auch jetzt hoch. Sobald Milizen wie die ADF militärisch unter Druck geraten, rächen sie sich an der Bevölkerung.
Die Zusammenarbeit der beiden Regierungen gegen die ADF scheint kein Zufall zu sein: Unter dem ADF-Gebiet werden Ölvorkommen vermutet. Der französische Ölkonzern Total hat auf beiden Seiten der Grenze Explorationslizenzen erhalten. Doch die Präsenz der Rebellen macht Testbohrungen auf kongolesischer Seite unmöglich.
Auf Ugandas Seite wurde jüngst mit Total über den Bau einer Pipeline bis zu Kongos Grenze entschieden. Auch Kongos Öl soll in Zukunft da hinein fließen. Total verneint jegliche Zusammenhänge mit der Lage auf kongolesischer Seite. Doch es scheint kein Zufall, dass kurz bevor die UPDF die Bergregion im Kongo beschoss, französische Gebirgsjäger das Training ihrer ugandischen Kammeraden beendet hatten.
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