Überteuerte Basiskonten: Bremische Volksbank traurige Spitze
Ein Basiskonto kostet bei der Bremischen Volksbank über 300 Euro im Jahr – das ist bundesweit Spitze. Die Bank hält an den Gebühren fest.
Bei ihr zahlt ein „Modellkunde“ laut Stiftung Warentest 328 Euro im Jahr, und selbst bei einem Online-Konto sind es immer noch 226 Euro, enthalten sind darin sind neben dem monatlichen Grundpreis 36 Überweisungen, 227 Gut- oder Lastschriften sowie 48 Barabhebungen und zwölf Kontoauszüge.
Dabei soll das Jedermann-Konto gerade Menschen ohne festes Gehalt oder geregeltes Einkommen in den bargeldlosen Zahlungsverkehr integrieren – SozialhilfeempfängerInnen etwa, Geflüchtete oder Wohnungslose. Seit 2016 müssen die Banken auch solchen Menschen ein Konto eröffnen. So steht es im Zahlungskontengesetz. Mit einem Jedermann-Konto kann man Geld überweisen, Daueraufträge einrichten und mit Karte zahlen, bekommt aber keinen Kredit – das Basiskonto funktioniert nur auf Guthabenbasis.
Was so ein Konto kosten darf, regelt das Gesetz nicht. Die Stiftung Warentest hält der Bremischen Volksbank vor, einen „Abwehrpreis“ aufzurufen. Denn andere Bremer Banken langen weit weniger zu: Bei der Bremer Sparkasse kostet ein vergleichbares Girokonto 144 Euro, Online-KundInnen zahlen 59 Euro, bei der Postbank sind es 106 Euro für Papier- und 71 Euro für Online-KundInnen. Bei der Deutschen Bank kommt man mit 163 Euro weg, bei der Commerzbank mit 137 Euro, wenn man kein Online-Kunde ist – die zahlen 108 beziehungsweise 83 Euro. Wer sparen will, muss zur Sparda Bank Hannover: Dort zahlen alle Basiskonten-Inhaber laut Testergebnis nur zwölf Euro.
Leute ohne regelmäßiges Gehalt zahlen mehr
Das bedeutet, dass Leute ohne regelmäßiges Gehalt deutlich mehr zahlen müssen als solche mit. Denn für ein herkömmliches Girokonto sind laut Stiftung Warentest 60 Euro im Jahr üblich. In dem bundesweiten Test aber waren die Basiskonten nur bei zwei Banken kostenlos, zwei weitere Banken verlangten für die ModellkundInnen des Tests 60 Euro, nur neun von 108 getesteten Banken verlangten weniger als 60 Euro.
Die Linkspartei verlangt deshalb ein kostenfreies Basiskonto – ohne ein solches sei der Mensch „quasi entmündigt“, so die Linke: „Anstatt ein günstiges Konto für Menschen, die wenig Geld haben, zu schaffen, nehmen manche Banken vor allem arme Kunden aus wie eine Weihnachtsgans.“
Die Banken rechtfertigen ihre Gebühren auf Nachfrage stets mit einem höheren Aufwand für Kontoeröffnung, Beratung und Prüfung der persönlichen Daten. Auch die Bremische Volksbank argumentiert so: „Die erhöhten Gebühren ergeben sich aus einem deutlich erhöhten Aufwand“, erklärt Unternehmenssprecher Sebastian Ahlering.
Die Banken verweisen erhöhten Aufwand
Eine interne Erhebung sei 2016 zu dem Ergebnis gekommen, dass die Kosten einer beleghaften Überweisung bei mehr als 2,30 Euro pro Stück liegen. Zudem seien die „manuellen Bearbeitungsaufwände“ bei vielen NutzerInnen des Basiskontos erhöht – Ahlering verweist auf Adressnachforschungen, Mehrfachversand von Bankkarten wegen Unzustellbarkeit oder die Durchführung von Mahnverfahren.
In der Realität kämen KundInnen auch bei der Bremischen Volksbank deutlich günstiger weg: „Die tatsächlich beobachteten Gebühren belaufen sich auf weniger als die Hälfte des dargestellten Preises“, sagt Ahlering. Die Berechnung von Stiftung Warentest entspreche nicht den gesammelten Erfahrungen der Bremischen Volksbank. Aber selbst in diesem Falle ist das Geldinstitut immer noch deutlich teurer als andere Banken in Bremen.
Zum 1. April änderten sich auch bei der Bremischen Volksbank die Gebühren, sagt der Unternehmenssprecher – mit dem Test habe das aber nichts zu tun.
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