Übernahme durch Pharmakonzern: Viagra verleibt sich Botox ein
Mit einer Fusion würde die US-Firma Pfizer zum größten Pharmakonzern – und spart dabei jede Menge Steuern. Donald Trump findet das „widerlich“.
Man nennt es „Steuer-Inversion“, und die ist legal, wenn auch moralisch „widerlich“, so meint Donald Trump, der sich um die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner bemüht. Allergan ist erst vor wenigen Monaten aus demselben Grund in Irland entstanden: Die irische Actavis kaufte den US-Konkurrenten Allergan für 66 Milliarden Dollar und gab sich dann dessen Namen.
Die Körperschaftsteuer liegt in den USA bei 35, in Irland nur bei 12,5 Prozent, und selbst die zahlen nur die wenigsten multinationalen Konzerne, weil es genügend Schlupflöcher gibt. Auch wenn Pfizer sämtliche Profite brav in Irland versteuert, spart der Konzern durch den Umzug nach Irland eine Milliarde Dollar im Jahr, wenn man die Zahlen von 2014 zugrunde legt. Damals hat Pfizer 5,3 Milliarden Dollar Profit verzeichnet.
Die irische Regierung hofft auf zusätzliche Steuereinnahmen von 620 Millionen Euro im Jahr. Die Insel ist für US-Unternehmen noch attraktiver geworden, seit die Regierung in Washington die Steuerflucht in Nullsteuerparadiese wie die Cayman-Inseln unterbunden hat. Pfizer muss zwar weiterhin US-Steuern auf Profite zahlen, die in den USA erwirtschaftet werden, aber die lassen sich reduzieren, indem US-Pfizer zum Beispiel Geld beim „Stammhaus“ in Irland leiht und es mit hohen Zinsen zurückzahlt.
Die Übernahme – die größte aller Zeiten in der Pharmabranche – soll in der zweiten Hälfte 2016 abgeschlossen sein. Beide Konzerne, die in Irland insgesamt 5.000 Menschen beschäftigen, heißen dann für einen Moment Allergan, werden dann aber in Pfizer umbenannt. Man sei Aktionären und Patienten verpflichtet, sagte der Pfizer-Vorstandsvorsitzende Ian Read. Bernie Sanders, der von den Demokraten als Präsidentschaftskandidat aufgestellt werden möchte, sieht das anders: Die Fusion wäre eine Katastrophe für die US-Kundschaft, die ohnehin schon den weltweit höchsten Preis für verschreibungspflichtige Medikamente zahlt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Comeback der K-Gruppen
Ein Heilsversprechen für junge Kader
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
Liberale in der „D-Day“-Krise
Marco Buschmann folgt Djir-Sarai als FDP-Generalsekretär