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Über die taz der Zukunft Die Tageszeitung bleibt

Die Entwicklung der papierlosen Tageszeitung geht nur in enger Abstimmung mit unseren Leser:innen.

Foto: taz

Von ANDREAS MARGGRAF

15.11.21 | Um es klar vorwegzusagen: Wie auch immer wir als taz uns für die Zukunft aufstellen – wir bleiben natürlich eine Tageszeitung. Ob mit oder ohne Papierraschelei, am Morgen, mittags oder am Abend.

Wenn wir sagen, wir sind auf dem Wege, uns am Leben zu erhalten, also uns zu digitalisieren, uns überhaupt digital zu denken, dann bedeutet das nicht, dass wir ein Onlinemedium werden und auch keine Wochenzeitung. Wir möchten das deutlich formulieren, denn: Viele fragen uns, meist ältere Genoss:innen, aber auch jüngere: Werdet ihr denn keine Tageszeitung mehr sein?

Doch. Und wie!

Dass wir uns aber als Zeitungsprodukt ändern ­müssen, ist andererseits auch sonnenklar. Nur wie, dafür gibt es keinen fertigen Plan, den wir aus der Schublade ziehen könnten. Nein, wir müssen und wollen uns das erarbeiten.

Weiterhin ein tägliches abgeschlossenes Produkt

Mit Ihnen und Euch, mit unseren Leser:innen. Und das ist so zu verstehen: Zu Beginn unseres Produkt­entwicklungsprozesses, das war vor knapp drei Jahren, haben wir eine Le­se­r:innen­befragung durchgeführt, aus der wir erfahren konnten, dass sich sowohl unsere Print- als auch Digital­­abonnen­t:in­nen weiterhin ein tägliches abgeschlossenes Produkt wünschen – eben eine Tageszeitung.

Ein Produkt, das die wichtigsten Themen des Tages bündelt und aus der taz-Perspektive einordnet. Eines, das aber auch über die großen Themen des Tages hinaus einen Überblick über gesellschaftliche Entwicklungen, kulturelle Ereignisse gibt und durch den taz-typischen ­Humor das Lesen ­auflockert.

Für die meisten Le­se­r:in­nen ist dabei wichtig, nicht ständig aktuelle Infor­mationen zu bekommen, sondern einmal am Tag ein kompaktes Produkt zu erhalten – als Zeitung im Meer der Nachrichtenfluten.

Die Idee der Tageszeitung im digitalen Format

Aus diesem Grund entwickelten wir eben keine News-App, die man nur online lesen kann und die ständig mit schnellen Meldungen aktualisiert wird. Unsere Tageszeitungs-App übersetzt die Idee der Tages­zeitung nur in ein digitales Format.

Seit dem Relaunch – sprich: Zeitungswerdung unseres digitalen „Knopfes“ – im Herbst 2020 auch in einem für Smartphones optimiertem Format. Einmal am Tag erstellt, wird die Zeitung heruntergeladen und kann dann auch offline gelesen werden. Die für die taz so besondere Seite 1 bekommt in dieser App eine besondere Bedeutung und wirkt auch optisch im Digitalen aus unser Sicht sogar noch besser als gedruckt.

Wir wissen: Für viele ist eine Tageszeitung ein gedrucktes Produkt und vor allem für taz-Abonnent:innen ist sie mehr als das reine Lesen.

Zugehörigkeit zu ­einer linken, alternativen Bewegung

Vom morgendlichen ­Ritual des gemütlichen Lesens am Frühstückstisch, bei dem die Zeitung auch mit den Mit­be­woh­ne­r:in­nen geteilt werden kann, über das Zugehörigkeitsgefühl zu ­einer linken, alternativen Bewegung, einer Abospende an einen sozialen Verein oder in den Knast bis hin zum öffentlichen Statement, mit der taz im Zug oder im Café gesehen zu werden, viele Gründe spielen für unsere Le­se­r:in­nen eine Rolle, warum ihnen die taz als (gedruckte) Tageszeitung wichtig ist.

Kurzum: Wir arbeiten weiter daran, spätestens am Tag, an dem wir unser Produkt, also Ihre und unsere taz, nicht mehr drucken, die taz als digitale Zeitung ­weiterzulesen. So schmerzhaft der Abschied vom Gedruckten ist, sehen wir aber auch Chancen, die eine digitale Zeitung bieten kann.

Neben der umweltfreundlichen Herstellung ohne Papier kann die digitale Tageszeitung schon am Vorabend und ortsunabhängig gelesen werden, können Artikel einfach auf digitalen Wegen mit Freunden geteilt werden oder weiter­führende Informationen über Links leicht erreicht werden.

Weitere Leser:innenanalysen geplant

Unsere redaktionelle Entwicklungsgruppe ar­beitet außerdem an zusätzlichen Formaten, mit denen die Inhalte der täglichen Ausgabe thematisch neu sortiert oder verknüpft dargestellt werden können. Damit wollen wir unseren bestehenden Le­se­r:in­nen zusätzliche Angebote machen und neue Le­se­r:in­nen ansprechen.

Schon jetzt haben wir zusätzlich zu den (noch) etwa 22.000 täglichen Print­le­se­r:in­nen fast 15.000 Abon­nent:in­nen, die die taz als digitale Tageszeitung lesen. Aus unserer Le­se­r:in­nen­um­fra­ge wissen wir, dass sich ein großer Teil unserer Le­se­r:in­nen vorstellen kann, auf ein digitales und Kombiabo umzusteigen.

Wir wissen aber auch, dass wir Sie mit unserem Produkt noch überzeugen müssen, und hoffen, dass wir auch diejenigen mitnehmen können, die sich das bisher nicht vorstellen können. Dazu werden wir in den nächsten Wochen weitere Le­se­r:in­nen­ana­ly­sen machen, um Ihren Bedürfnissen in der zukünftigen Tageszeitungsapp so gut wie möglich gerecht zu werden. Brauchen wir, nur als Beispiel, ein digital bewirktes Papierrascheln? Wäre es wünschenswert, in der App eine Videofunktion zu installieren? Oder eine, aus der heraus taz-Texte vorgelesen werden? Wir haben Fragen, viele offene Fragen.

Was meinen Sie?

Andreas Marggraf führt zusammen mit Aline Lüllmann die Geschäfte der taz.