Über die taz Produktentwicklung: Gute Verbindung

Die Produktentwicklung in der taz funktioniert wie eine Graswurzelbewegung. Alle zusammen arbeiten wir daran, Veränderungen zu gestalten.

Bättern, wischen, klicken – wie werden Sie die taz in Zukunft lesen? Wir hätten da ein paar Ideen Bild: Andre Wunstorf

von Katrin Gottschalk

Haben Sie sich in letzter Zeit mal so richtig über einen Artikel in der taz aufgeregt? Gut, ich auch. Dafür gibt es die taz. Das Aufregen ist Teil des Gesamtpakets und liegt quasi in unserer DNA. Keine taz ohne Meinungsvielfalt, ohne leidenschaftliche Abokündigungsschreiben oder glühende „jetzt erst recht“-Neuanmeldungen. Was aber hat das mit der Produktentwicklung zu tun? Stellen Sie sich einen Streit am Telefon vor, bei schlechter Verbindung, ein Viertel der Silben verrauscht, das Gesagte deshalb unverständlich. Den Argumenten der Gegenseite können Sie nur halb folgen, auch dringen Sie mit Ihrem Standpunkt bei Ihrem Gegenüber einfach nicht durch. Irgendwann knallen Sie den Telefonhörer auf (oder heutzutage: werfen das Smartphone aus dem Fenster). Verbindung getrennt. Wir aber wollen, dass die Leitung zu Ihnen stabil bleibt. Denn umso störrischer unsere Inhalte sind, desto leichtfüßiger muss das Drumherum sein: Mit diesen Themen, also den überlebenswichtigen Kommunikationskanälen unserer Texte, Bilder, Videos und Podcasts, beschäftigen wir uns seit gut anderthalb Jahren in der Produktentwicklung der taz.

 

Samstag, 19.09.20 ab 14.40 Uhr

 

 

Update zur Produktentwicklung der taz mit Katrin Gottschalk und Aline Lüllmann

 

• Interview mit allen Produktentwickler*innen

• Genoss*innen testen die taz-App

Seitdem arbeitet ein Team von Produkt- und Projektentwickler*innen an der Zukunft: Konstantin Bassin als Projektentwickler des Community Managements, Bernd Cornely als Koordinator für Arbeitsstrukturen und Personalentwicklung, Malene Gürgen als Produktentwicklerin der taz am Wochenende, Lena Kaiser als Produktentwicklerin der taz-App und Luise Strothmann als Produktentwicklerin der taz im Netz. Jede*r Produktentwickler*in hat zwei Pat*innen – eine Person aus der Geschäftsführung und eine aus der Chefredaktion. Eben weil ein Produkt nur dann gut ist, wenn das Wirtschaftliche und das Publizistische eine gemeinsame Basis bilden. Die Kolleg*innen werden so zur wichtigsten Schnittstelle zwischen strategischer Ebene und den Teams im Haus.

Plötzlich lag Veränderungslust in der der Luft

Sie, liebe Genoss*innen, wissen längst, wie wichtig die Arbeit dieses Teams für uns ist. Und welche Kraft die Kolleg*innen entwickeln können. Ich erinnere mich sehr gut an die Genossenschaftsversammlung im letzten Jahr. Nach einem Vormittag mit viel Verve für die täglich gedruckte Zeitung folgte am Nachmittag die Vorstellung des Produktentwicklungsteams und mit einer großen Umarmung lag plötzlich Veränderungslust in der der Luft. Die Euphorie im letzten Jahr hat natürlich auch mit der Begeisterung und den Mühen des Produktentwicklungsteams zu tun, mit ihrer Arbeit, der Präsentation der Ergebnisse. Und auch mit einem Fokus, der von Anfang an zentral war: In einem bisher beispiellosen Prozess in der taz-Geschichte (Achtung: Superlativ!) spielen unsere Leser*innen, unsere Unterstützer*innen – Sie, liebe Genoss*innen (Gemeinschaft!) – die Hauptrolle.

Ihre Lesegewohnheiten, Ihre bevorzugten Kommunikationskanäle, und, naja klar, Ihr Geld. Für die Zukunft haben wir uns zwei zentrale Ziele gesetzt: Die taz soll wirtschaftlich stabil bleiben und mit ihren Inhalten durchdringen – die taz bleibt und die taz wirkt. Und Sie, liebe Genoss*innen, binden wir dabei verlässlich ein. So haben wir Sie und unsere anderen Leser*innen und Unterstützer*innen im vergangenen Jahr dazu aufgerufen, an einer Befragung teilzunehmen. Es war mit einer Beteiligung von fast 13.000 Personen die bisher umfangreichste Befragung überhaupt in der taz. Auf der letzten Genossenschaftsversammlung gab Ihnen Bernd Blöbaum, Professor für Kommunikationswissenschaft am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Münster, Einblicke in die Ergebnisse.

Ein ganz deutliches Signal innerhalb der Auswertung war: Die taz ist Teil Ihrer Identität, mehr als nur eine Zeitung. 94,3 Prozent der befragten Abonnent*innen stimmen der Aussage zu: „Die taz ist ein Projekt, das ich aus Solidarität unterstütze.“ Eine seit 1993 gleichbleibend hohe Zustimmung zu dieser Aussage! Andere Leser*innen kommentierten die Befragung so: „Ich hab Euch lieb / Ich lieb Euch krass / Ihr seid Spitze! / Ihr seid wichtig“. Wir wissen: Die taz ist ein Herzensprojekt – für die Macher*innen und die Unterstützer*innen. Wir wollen die taz aber zum Herzensprojekt von noch mehr Menschen machen. Deshalb führen wir nicht nur Umfragen durch, sondern machen auch sogenannte Usability Tests, bei denen Leser*innen neue Produkte oder Formate nutzen, während wir ihnen zuschauen und dabei lernen, wo es hakt.

Für Tests und Befragungen suchen wir auch immer wieder ganz bewusst Menschen, die uns noch nicht so gut kennen. Im Produktentwicklungsprozess der taz im Netz haben wir etwa gelernt, dass das Label „taz talks“ für Neulinge nicht verständlich ist, also heißt der entsprechende Bereich mit Ankündigungen auf der Webseite jetzt „Veranstaltungen“. Wir wollen unsere Seite verständlicher gestalten. Für den Verlagsbereich ist dieser Prozess schon fast abgeschlossen, für den redaktionellen Teil beginnt er gerade.

Schwarmintelligenz überzeugt

In der Beta-Phase der neuen App haben fast 1.500 Unterstützer*innen geholfen, mit ihrem Feedback die App zu verbessern. Wie Ihr Wissen eingeflossen ist, lesen Sie im Beitrag zur neuen App von Lena Kaiser und Konstantin Bassin. Bassin, Projektentwickler für die Community, beschäftigt sich qua Amt (fast) ausschließlich mit Ihren Bedürfnissen. In der App ganz praktisch mit der Frage, welche Anmeldedaten Sie für das Einloggen brauchen. Malene Gürgen entwickelt gerade gemeinsam mit der Redaktion die gedruckte Ausgabe der taz am Wochenende zu einer Wochenzeitung und nutzt dabei Wissen aus der Blöbaum-Befragung. Etwa, dass Leser*innen am Wochenende lieber auf die zurückliegenden Tage blicken wollen – wir Journalist*innen dagegen oft eine Vorausschau bieten.

Was all diese anstehenden Veränderungen für die Arbeitsstrukturen innerhalb der taz bedeuten, bündelt Bernd Cornely in einer Roadmap, die uns im Transformationsprozess Orientierung gibt. In diesem Prozess sind Sie die größte Motivation, liebe Genoss*innen. Die Kraft von über 20.000 Eigentümer*innen, Ihre Begeisterungsfähigkeit, Ihre ehrliche Kritik und Ihre warmen Worte zwischendurch. Im Mai bekam ich auf meine Einladung zum Testen der neuen App die E-Mail: „Das Prinzip der Schwarmintelligenz ist echt überzeugend und eins der zahllosen Plus-Merkmale der taz. Ich werde wie seit Jahrzehnten wieder davon profitieren. Weiter so! 1000 Dank und weiter viel Erfolg und Spaß!!“ Produktentwicklung in der taz ist eine Graswurzelbewegung. Alle zusammen arbeiten wir daran, Veränderung zu gestalten – mit stabiler Verbindung und Dissens in der DNA.