piwik no script img

USA besiegen Niederlande im WM-FinaleDas Powerhouse dominiert

Die USA zwingen mit ihrem Offensivfußball die defensiven Niederlande, alles zu geben. Heraus kommen ein 2:0-Sieg, ein WM-Titel und ein großes Spiel.

Megan Rapinoe (l.) und Alex Morgan jubeln in Lyon Foto: reuters

Die Voraussetzungen:

Eine schöne Erkenntnis vor dem Spiel war eine, an die man im Jahr 2019 gar nicht mehr zu hoffen wagte: dass es ein Team motivieren könnte, wenn mal die Hymne NICHT mitgesungen wird, zumindest von der US-Kapitänin Megan Rapinoe. Ansonsten ist es etwas unoriginell, die Voraussetzungen zu rekapitulieren: Die USA, die im Turnier als offensive Macht aufgefallen sind, starteten offensiv. Die Niederlande waren bislang meist eher defensiv, im Finale sogar noch defensiver als bei der bisherigen WM, man möchte sagen: beinah schwedisch.

Das Ergebnis: 2:0 (0:0), Tore durch Megan Rapinoe (Elfmeter, 61.) und Rose Lavelle (69.)

Das Spiel:

Die USA waren von Beginn an übermächtig. Ein Offensivspiel über die ganze Breite des Spielfeldes wurde aufgezogen, Schüsse aus allen Positionen, deutliche Vorteile – aaaaber: lange Zeit kein Tor, und man weiß ja, dass nicht genutzte Chancen sich rächen können. Und tatsächlich kamen die Niederlande schon in der ersten Halbzeit ein paar Mal vors amerikanische Tor, und da zeigte sich: Die Verteidigung der USA kann wackeln. Vor allem: Die Zuordnungen passten oft nicht. Dieser Befund bestätigte sich nach dem (ehe es zu Diskussionen kommt: völlig berechtigten) Elfmeter für die USA nach einem Foul an Alex Morgan, den Megan Rapinoe (61.) verwandelte. Dann machten die Niederlande noch mehr Druck, die USA wackelten noch sichtbarer. Nicht einmal das 2:0 durch Rose Lavelle – ein technisch exzellenter Distanzschuss – ließ die US-Hegemonie sicher erscheinen. Vielmehr kamen die Niederlande noch besser ins Spiel. Den USA blieb übrig, leicht wacklig zu sichern – und Superstar Carlie Lloyd einzuwechseln. Ein WM-Titel mit schöner Geste.

Der ZuschauerInnen-Faktor:

Alles übersichtlich: grell orange Blöcke und dann welche, in denen man ein Blau-Weiß-Rot zu erkennen glaubt. Den Ton gaben die niederländischen Fans an, denen man anmerkte, dass sie ihren Spaß haben. Egal, wie's ausgeht, es wird trompetet.

Der Rapinoe-Faktor:

Der Superstar Megan Rapinoe war nach der Halbfinalverletzung von Beginn an dabei. Und es zeigte sich, die Anti-Trump-Kapitänin ist wirklich unglaublich wichtig fürs Team. Sie ist Anspielstation, vor allem halb links, sie ist Bälleverteilerin, sie hat ein super Auge und ein feines Ballgefühl, um die Bälle auch dorthin zu schlagen, wo die Mitspielerin steht. Sie verwandelte den Elfer, und wurde zu Recht mit Jubel in der 79. Minute verabschiedet.

Das widerlegte Klischee:

Sorry, wieder mal ein Vergleich zum Männerfußball. Widerlegt wurde diesmal das Klischee, dass Fangesänge tief, brummend und schräg sein müssen. Was aus dem Stadion in Lyon schallte, war etwa zwei Oktaven höher als der gängige Champions-League-Chant. Nur leiser war's nicht.

Und nun?

Wir haben einen würdigen Weltmeister. Mehr geht nicht. Man kann es auch mit Lukas Podolski ausdrücken: So ist Fußball, manchmal gewinnen die Besseren.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Und ab nun wieder zurück in die Versenkung...

    • @Lisa Reuther:

      Leider lassen sich ARD und ZDF nur bei WM und eventuell EM zu Live-Übertragungen herab. Über die Bundesliga wird in der Sportschau und im aktuellen Sportstudio ja nicht einmal kurz zusammenfassend berichtet. So kann das nichts werden.