piwik no script img

US-Vorwahlen zur PräsidentschaftTrump will Rivalen nicht unterstützen

Trump will keinen anderen Kandidaten bei der US-Präsidentschaftswahl unterstützen. Dafür stellt er sich hinter seinen kritisierten Wahlkampfmanager.

Ich! Ich! Ich! Foto: Anthony Wahl/The Janesville Gazette via AP

Washington/Janesville/Fort Lauderdale rtr/ap | Der republikanische US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump will entgegen seiner Zusage nun doch keinen anderen nominierten Kandidaten seiner Partei unterstützen. „Nein, ich mache es nicht mehr“, sagte Trump bei einer Veranstaltung am Dienstag auf die Frage, ob er noch hinter seinem Versprechen stehe, jeden nominierten Republikaner bei der Präsidentschaftswahl zu unterstützen.

Im Gegenzug erwarte er auch nicht, dass sein Parteirivale Ted Cruz ihn unterstütze, sollte er als Präsidentschaftskandidat gekürt werden, betonte der umstrittene Milliardär. Die im September abgegebene Loyalitätsgarantie hatte Trump Glaubwürdigkeit in seiner Partei verschafft. Auch seine Rivalen hatten die Unterstützung jedes Nominierten zugesichert.

Die Aufkündigung der Unterstützungszusage wird als Zeichen einer sich verschärfenden Auseinandersetzung zwischen Trump und seinem stärksten Widersacher Cruz gewertet. Der texanische Senator wollte sich nicht dazu äußern, ob er dagegen seine Zusage einhalten wolle.

Der Rechtspopulist Trump hatte zuletzt seinen Vorsprung im Rennen um die Kandidatur seiner Partei weiter ausgebaut. Bei den Demokraten stärkte Ex-Außenministerin Hillary Clinton ihre Favoritenrolle.

Trump steht hinter Wahlkampfmanager

Die Kritik an seinem Wahlkampfmanager Corey Lewandowski hat Trump an sich abperlen lassen. Dem engen Berater Trumps wird nach einer Auseinandersetzung mit einer Reporterin der Nachrichten-Webseite Breitbart News Körperverletzung vorgeworfen.

Er lasse Menschen nicht fallen, sagte Trump nach seiner Landung in Wisconsin, bevor er in der Stadt Janesville eine Rede hielt. „Ich kann nicht einfach danebenstehen und zuschauen, wie das Leben eines Mannes zerstört wird“, sagte er in seinem Flugzeug zu Journalisten. Die Situation bezeichnete der 69-Jährige als sehr unfair und verleumdend für Lewandowski.

Auf der Wahlkampfveranstaltung in Janesville legte der republikanische Vorwahl-Spitzenreiter nach: Das einfachste wäre gewesen, Lewandowski zu feuern, sagte Trump. Er wiederholte seine Aussage, er wolle nicht das Leben eines Mannes zerstören, und erntete damit den Jubel der Menge.

Trump las im Anschluss das Statement vor, das die Breitbart-News-Reporterin bei der Polizei abgegeben hatte. Darin befänden sich Unstimmigkeiten, behauptete er. Zu der Mutmaßung einer Person aus dem Publikum, Lewandowski habe die Reporterin nur am Arm gepackt, um sie vom Hinfallen zu bewahren oder den Bewerber zu schützen, nickte er.

Überwachungskameras filmten den Vorfall

Die Polizei in Florida, wo sich der Vorfall ereignete, wirft Lewandowski einfache Körperverletzung vor. Dabei handelt es sich um eine mindere Straftat, die mit bis zu einem Jahr Gefängnis bestraft werden kann. Überwachungskameras haben den Zwischenfall aufgezeichnet, bei dem Lewandowski die Journalistin heftig am Arm packen soll. Der Wahlkampfmanager muss sich am 4. Mai vor einem Richter verantworten. Er stellte sich am Dienstag der Polizei.

Kritik kam postwendend von Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton. Trump habe zu gewalttätigem und aggressivem Verhalten angestiftet und sollte sich deshalb für das verantwortlich zeigen, was während seines Wahlkampfes passiere, sagte die Demokratin auf einer Wahlkampfkundgebung in der Stadt La Crosse.

Trumps innerparteilicher Rivale Ted Cruz sagte, der Vorfall sei „die Konsequenz der Kultur der Trump-Kampagne“. So etwas habe keinen Platz in der amerikanischen Demokratie.

Proteste gegen Trump

Vor der Veranstaltung in Janesville formierte sich erneut Protest gegen Trump. Mehrere Dutzend Demonstranten fanden sich vor dem Hotel ein, wo der Immobilienmogul später seine Rede hielt. Demonstranten sagten, sie wollten die Botschaft übermitteln, dass nicht alle in dem Staat seine Meinung teilten.

Trump hat unter den Bewerbern der Republikaner bisher die meisten Stimmen angesammelt, um auf dem Parteitag im Sommer als Kandidat für die Präsidentschaftswahl im November nominiert zu werden. Mit seinen Ansichten über Migranten und Muslime entzweit er allerdings die Partei und auch die gesamte Nation.

In Wisconsin finden am 5. April die nächsten Vorwahlen der Republikaner und Demokraten statt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Entzweit er wirklich die gesamte Nation? Oder steht nicht doch eine große Mehrheit gegen ihn?

    Ich frage, weil ich mir wirklich nicht sicher bin. Ich kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass Trump wirklich eine Mehrheit der Bevölkerung hinter sich hat, wo er schon unter den Anhängern der Republikaner so stark polarisiert.

    • @Hauke:

      Zwei Aspekte:

      1) gerade im US-Wahlsystem für die Präsidentschaftswahlen braucht man keine Mehrheit der Bevölkerung - man braucht mehr Wahlpersonen im "electoral college", das reicht.

      2) Trump polarisiert gerade NICHT unter den Anhängern der Republikaner - dort gewinnt er ziemlich regelmässig, nicht zuletzt dadurch, dass er eine ähnliche Schiene fährt, wie einige europäische Rechtspopulisten: soziale Ungleichheit und konzentrierten Reichtum kritisieren, die etablierten Politiker als gekauft abtun, und ausländische/nicht-weisse Sündenböcke liefern.

      Die Parteispitze hingegen will ihn nicht - die ist wirtschaftlich marktradikaler und sozial konservativer als Trump UND als die Basis, wie 538.com vor kurzem durchdekliniert hat.

       

      Sein Programm, um die Vorwahlen zu gewinnen, ist auch, was ihm für Präsidentschaftswahlen eine Chance gibt: ein gewisser Teil der weissen working poor, die aktuell Sanders wählen, weil sie sich eigentlich den Demokraten nahestehend empfinden, fühlen sich von Clinton schlicht nicht vertreten, die die aktuelle Wirtschaftspolitk einfach weiterzuführen verspricht. Und einige von denen könnten dann Trump wählen.