US-Schriftsteller E. L. Doctorow gestorben: Wie Autofahren nachts bei Nebel
Er war einer der bedeutendsten zeitgenössischen Autoren der USA. Der Autor E. L. Doctorow ist im Alter von 84 Jahren gestorben.
Auch Doctorow wurde Autor, veröffentlichte mehr als ein Dutzend Romane, Kurzgeschichten, Essays und Theaterstücke und arbeitete sich zu einem der bedeutendsten zeitgenössischen Schriftsteller und Lieblingsautor von US-Präsident Barack Obama hoch. Am Dienstag ist Doctorow im Alter von 84 Jahren an Lungenkrebs gestorben, wie die New York Times unter Berufung auf seinen Sohn berichtete.
Doctorow war ein Zeitreisender, der in seinen Werken meist fiktionale Charaktere in historischen Kontexten ansiedelte. Das brachte ihm einige scharfe Kritik ein, aber vor allem unzählige Fans auf der ganzen Welt. „Der Historiker erklärt, was passiert ist. Der Romanautor erklärt, wie es sich angefühlt hat“, sagte Doctorow einmal in einem Interview. Seine Werke wie beispielsweise „Ragtime“, „Der Marsch“, „Homer & Langley“, „Das Wasserwerk“ oder „Billy Bathgate“ verkauften sich gut und wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Geboren wurde der Autor 1931 im New Yorker Stadtteil Bronx in eine jüdische Familie hinein. Seine Großeltern waren aus Russland eingewandert, sein Vater besaß einen Musikladen. „Eine gute Zeit“ sei seine Kindheit gewesen, sagte Doctorow einmal dem britischen „Guardian“. „Wir hatten kein Geld, aber das Haus war gefüllt mit Musik und Büchern.“ Nach dem Studium in Ohio und New York wurde Doctorow von der US-Armee nach Deutschland eingezogen, wo er seine Frau heiratete. Das Paar bekam später drei Kinder.
Zurück in den USA schlug sich Doctorow zunächst mit Gelegenheitsjobs und als Verlagsmitarbeiter durch, bis er in den 70er Jahren erste Erfolge als Autor feiern konnte. Später lehrte er auch an Universitäten und mischte sich mit seinen offen linksgerichteten politischen Ansichten gerne immer wieder in die Tagespolitik ein. So kritisierte er den früheren US-Präsidenten George W. Bush für dessen Einmarsch in den Irak.
Fans warteten unterdessen stets mit Spannung auf jedes neue Buch von Doctorow – und auf seine berühmt-berüchtigten ellenlangen Sätze. „Sie sind meine Sünden“, gestand er einmal in einem Interview. „Ich liebe Kommas.“ Das Schreiben, so soll er einmal gesagt haben, sei wie Autofahren nachts bei Nebel. „Man kann nur so weit sehen, wie es die Nebelleuchten zulassen, aber damit kann man den ganzen Weg schaffen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!