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US-Sanktionen gegen VenezuelaDruck machen mit Öl

Venezuela hängt bei seinen Ölexporten stark von den USA ab. Die USA wollen den Präsidenten Maduro mit Sanktionen aus dem Amt drängen.

„Sie rauben uns aus“, wettert Staatschef Nicolás Maduro Foto: reuters

Buenos Aires taz | Die US-Regierung verschärft den wirtschaftlichen Druck auf Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro. Erstmals verhängte sie Sanktionen auf die Ölgeschäfte, die zwischen Venezuela und den USA abgewickelt werden. „Wir erwarten, dass mit den Maßnahmen 7 Milliarden Dollar an Vermögen und mehr als 11 Milliarden Dollar an Exporterlösen in den kommenden 12 Monaten blockiert werden“, sagte US-Sicherheitsberater John Bolton.

Die Maßnahmen zielen auf die staatliche venezolanische Ölfirma Petróleos de Venezuela (PDVSA) und deren US-Filiale Citgo ab. Bisher waren Sanktionen vor allem gegen Einzelpersonen aus Regierung, Militär und Justiz verhängt worden. US-BürgerInnen und -firmen sind Finanzgeschäfte mit dem Ölstaat untersagt.

Kurz vor Bekanntgabe der Sanktionen hatte Venezuelas Parlamentspräsident Juan Guaidó in seiner Eigenschaft als Interimspräsident die Übernahme von PDVSA angekündigt und einen Austausch der bisherigen Führungsriege von PDVSA und Citgo bekannt gegeben. Nach dieser Bekanntgabe sieht sich die US-Regierung juristisch auf festem Terrain.

Der 35-jährige rechte Oppositionspolitiker hatte sich vergangenen Mittwoch selbst zum Interimspräsidenten erklärt und damit offen gegen Nicolás Maduro gestellt. Nur wenige Minuten später war er von US-Präsident Donald Trump anerkannt worden. Der jetzige Vorgang belegt abermals die engen Absprachen zwischen der US-Regierung und Guaidó.

„Sie rauben uns aus“, wetterte dagegen Staatschef Nicolás Maduro. „Erst unser Vermögen und danach nehmen sie uns das Land weg“, sagte er. Er kündigte rechtliche Schritte gegen die US-Regierung vor US-amerikanischen und internationalen Gerichten an. Es ginge jetzt darum, Citgo zu verteidigen, so Maduro. Citgo besitzt in den USA drei Raffinerien und rund 6.000 Tankstellen. Venezuela hängt mit seinen Ölexporten stark von den USA ab, die rund 40 Prozent der venezolanischen Rohölexporte abnehmen.

Dass Citgo auch weiter seine Geschäfte betreiben kann, bestätigte US-Finanzminister Steven Mnuchin. Allerdings unter der Bedingung, dass die PDVSA-Filiale ihre daraus erzielten Gewinne auf einem Sperrkonto in den USA deponiert. Die Sanktionen würden so lange in Kraft bleiben, bis das Regierungsamt entweder dem Interimspräsidenten oder einer nachfolgenden Regierung übergeben werde. „Wir werden alle diplomatischen und wirtschaftlichen Instrumente ausschöpfen, um Juan Guaidó zu unterstützen“, so Mnuchin.

Bolton hat mit der Notiz Spekulationen über einen möglichen Militäreinsatz der USA in Venezuela ausgelöst Foto: ap

Für größeren Wirbel sorgt inzwischen die handschriftliche Notiz „5.000 Soldaten nach Kolumbien“ von Sicherheitsberater John Bolton auf einem Blatt Papier, welches – zufällig oder mit Absicht gezeigt – von anwesenden JournalistInnen und Fotografen gelesen und abgelichtet werden konnte. Zwar verfügt Venezuelas Nachbarstaat Kolumbien über enge militärische Beziehungen zu den USA, dennoch wird der Vermerk auch als ein möglicher Truppenaufmarsch für eine militärische Intervention in Venezuela interpretiert.

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6 Kommentare

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  • Oooh meine Güte ! ..das ganze wirkt auf mich wie ein schlechtes Theaterschauspiel ! ..orchestriert unter der Regie der USA.. mit sorgfältiger Instruktion der Schauspieler: der junge Guiadó als der "Gute" und der ältere Maduro als der "Bösewicht" ! Es wird mit eindrucksvollen Bildern und Szenen, geschickt gestreuten FakeNews und `Sanktionen´ kreativ gespielt.. um das `stilisierte böse Ungeheuer´zum Kampf zu provozieren ! Die Logik der Repliken erzeugt eine Stimmung von Hass gegen den `stilisierten´ , machtvollen Bösewicht , der sich nicht dem Willen des "Guten" und des Manuskripts unterordnen will.. die Atmosphäre knistert vor Spannung !



    Wer gewinnt dieses "Spiel um Macht"?



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    ..dies "Theater" erinnert sehr an die Gladiatorenkämpfe des alten Rom :



    ..die aufgepeitschte Stimmung des Pöbels will Kampf , will Blut sehen !



    ..die kämpfenden Gladiatoren , selbst wenn sie siegen , sind die Verlierer..

  • Das imperialistische "Gods own country"- Gehabe der US-ler mal außen vor:



    Maduro drängt sich wohl viel eher selbst ins Abseits und aus dem Amt durch seine verfehlte Politik hat er seinen Bürgern deren Vermögen genommen; sonst hätte die USA ja praktisch keinen Ansatzpunkt ohne Akzeptanz/Unterstützung in Venezuela durch Guaido!

    • @Tom Farmer:

      Nur weil jetzt über Sanktionen und Sabotage berichtet wird, sind es ja nicht die ersten Destabilisierungsmaßnahmen zur Wiederherstellung einer der US-Regierung genehmen Regierung. Offiziell läuft das aeit 2014, aber der Putschversuch 2002 war auch schon gesponsert. www.treasury.gov/r...ges/venezuela.aspx

      • 9G
        97627 (Profil gelöscht)
        @Volker Maerz:

        Nope, weitaus länger, 2002 hatte z. B. auch einen verfehlten coup.

      • @Volker Maerz:

        Venezuela destabilisiert oder besser gesagt ruiniert haben Chavez, Maduro und die korrupten Militärs schon selbst. Dazu brauchte es keine USA. Hätten die in der Vergangenheit ein ernsthaftes Interesse an Venezuela gehabt, hätten sie schlicht und einfach den Ölhahn Richtung USA zudrehen können statt brav Jahr für Jahr Milliarden nach Caracas zu überweisen. Das sie das jetzt tun und sich aktiver einmischen als bisher liegt einfach daran, dass der Kasper im weißen Haus medienwirksame Nebenschauplätze braucht, um vom eigenen Versagen abzulenken.

        • 9G
          97627 (Profil gelöscht)
          @Claudia M.:

          Nur hat er doch gerade geschrieben, dass sie das nicht erst jetzt tun. Man könnte sagen, das Interesse stieg allgemein, als sich die Region in Ökonomische Interessensgruppierungen formierte. Venezuela war und ist ja nicht das einzige Ziel.