US-Sanktionen gegen Iran treten in Kraft: Die Angst der Unternehmer
Trotz Abwehrgesetz ziehen sich EU-Konzerne wohl aus Iran zurück. Kleine Firmen könnten den Sanktionen der Trump-Regierung aber entgehen.
Aus US-Sicht gelten die Beschränkungen weltweit, also auch für europäische Unternehmen. In Brüssel sieht man das naturgemäß anders. Die EU sei „entschlossen“, europäische Unternehmen, die an „rechtmäßigen“ Geschäften mit dem Iran beteiligt seien, vor negativen Auswirkungen der US-Entscheidung zu schützen, sagte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini am Montag.
Die EU-Kommission will dafür bereits am Dienstag ein entsprechendes Abwehrgesetz beschließen. Entschädigungen für sanktionierte EU-Firmen sieht dieses allerdings nicht vor. Stattdessen sollen die Verursacher – also die USA – herangezogen werden. Dass die USA das mitmachen, ist allerdings kaum zu erwarten. Michael Tockuss, Geschäftsführer der deutsch-iranischen Handelskammer (DIHKEV) nannte die Initiative dennoch ein„politisch gutes Signal“. Sie zeige, „dass US-Recht hier nicht gültig ist“, sagte er der taz.
Erschwerte Transaktionen
Trotzdem geht Tockuss davon aus, dass sich die größeren Unternehmen, die auch in den USA besonders aktiv sind, aus dem Iran zurückziehen werden. Das Handelsvolumen mit dem Iran betrug 2017 3,4 Milliarden Euro. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) verzeichnet schon für das erste Quartal 2018 einen Rückgang der Exporte um 4 Prozent. Dabei könnte die EU mithilfe der Abwehrverordnung theoretisch sogar EU-Unternehmen bestrafen, die Trumps Sanktionen nachkommen.
Kleinere Unternehmen brauchen Tockuss zufolge allerdings kaum Konsequenzen zu befürchten: „Wie will man einer Firma nachweisen, dass sie nur wegen der US-Sanktionen ihr Iran-Geschäft aufgegeben hat?“
Problematischer könnte es werden, wenn Anfang November die nächste Stufe der Sanktionen in Kraft tritt. Dann werden die Strafmaßnahmen auf Finanztransaktionen mit dem Iran ausgeweitet. Die EU und die Bundesregierung müssten sich dafür einsetzen, Finanzierungskanäle zu finden, sagte Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags – sonst könnten nach EU-Recht erlaubte Geschäfte nicht abgewickelt werden.
In der Tat fürchten viele europäische Banken, vom US-Markt abgeschnitten zu werden, wenn sie sich an der Zahlungsabwicklung bei Iran-Geschäften beteiligen. Der Zahlungsverkehr müsste dann – wie auch vor dem Iran-Deal von 2015 – über Drittländer abgewickelt werden, was mehr Kosten verursacht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen