US-Präsidentschaftswahlkampf: Clinton kann nur selbst verzichten
F. D. Roosevelt, Ronald Reagan: Kranke Präsidenten sind nichts Neues in der US-Geschichte. Den Rückzug eines Kandidaten gab es aber noch nie.
Auch die Männer, die jetzt wie ein potenzieller Ersatz erscheinen, falls Clinton tatsächlich ausscheiden sollte, sind keineswegs jünger. Bernie Sanders, der demokratische Sozialist, der im Vorwahlkampf die zweitmeisten Stimmen der DemokratInnen bekam, ist 74. Vizepräsident Joe Biden, der jetzt am häufigsten in der Washingtoner Gerüchteküche erwähnt wird, ist 73.
Nach ihren Statuten hätte die Demokratische Partei zum gegenwärtigten Stand nur dann eine Möglichkeit, jemand anderes ins Rennen zu schicken, falls Clinton von sich aus einen Rückzieher machen sollte. Danach sieht es gegenwärtig kein bisschen aus. Sollte Clinton diesen Schritt dennoch tun, würden ParteifunktionärInnen – und nicht die Basis – über ihre Nachfolge entscheiden.
Da der Parteiapparat im Vorwahlkampf mit überwiegender Mehrheit auf Seiten von Clinton stand und gegen Sanders – je stärker der wurde, desto mehr – intrigiert hat, ist es unwahrscheinlich, dass er eine zweite Chance bekäme. Biden hingegen könnte ins Rennen geschickt werden.
Bis zum Wahltermin am 8. November hängt alles von der Entscheidung der Kandidatin selbst ab. Sollte Clinton hingegen erst nach der Wahl ausscheiden müssen, würde automatisch ihr Vizepräsident Tim Kaine nachrücken.
240 Jahre, viele schwerkranke Präsidenten
Die USA haben in ihrer 240-jährigen Geschichte zwar viel über Transparenz gesprochen, auch bei den Einblicken in die Gesundheit der Kandidaten. Doch tatsächlich saßen mehrfach schwerkranke Männer im Weißen Haus.
Einer davon war F. D. Roosevelt, der in seiner letzten Präsidentschaftskampagne im Jahr 1944 weder die Wahrheit über seinen Bluthochdruck, noch über das Herzleiden sagte, an dem er ein Jahr später verstarb.
Bis heute halten sich auch die Gerüchte, dass Ronald Reagan, der an Alzheimer starb, bereits in seiner zweiten Amtszeit an der Krankheit litt. Mehrere andere US-Präsidenten litten an seelischen Krankheiten, von denen die Öffentlichkeit erst posthum erfuhr.
Das Zustandekommen von medizinischen Bulletins von Hausärzten der KandidatInnen ist undurchschaubar. Harold Bornstein, der Donald Trump im Dezember bescheinigte, er sei die „gesündeste Person, die je zu Präsidentschaftswahlen kandidiert“ habe, sagte später in einem Interview mit NBC, er habe seine Erklärung binnen fünf Minuten verfassen müssen, weil vor der Tür seiner Praxis ein schwarzes Auto gewartet habe.
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