US-Notenbank reagiert auf Handelskonflikt: Zinswende in den USA

Die US-Wirtschaft schwächelt durch den Handelskonflikt mit China. Nun hat die US-Notenbank mit einer Zinssenkung reagiert. Trump ist das nicht genug.

Börsenunternehmer beobachten den Bildschrim, auf dem Jerome Powell die Zinswende ankündigt

Die Ölpreise sind schon gesunken – der Weltmarkt reagiert auf Powells Ankündigungen Foto: reuters

WASHINGTON dpa/reuters | Erstmals seit über zehn Jahren senkt die US-Notenbank Fed wieder die Zinsen. In der Begründung ihrer Entscheidung, den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte zu senken, verwies die Federal Reserve (Fed) vor allem auf die von Trump angezettelten Handelskonflikte, die das globale Wirtschaftswachstum bremsen. Besonders der Handelsstreit zwischen den USA und China, den beiden größten Volkswirtschaften, droht die Konjunktur zu bremsen.

„Die von Handelsfragen bestimmte Unsicherheit war größer als erwartet“, sagte Fed-Chef Jerome Powell zur Begründung der Zinssenkung am Mittwoch. Der Leitzins liegt nunmehr in der Spanne von 2,00 bis 2,25 Prozent. Es war die erste Zinssenkung seit der globalen Finanzkrise vor rund einem Jahrzehnt. Die weithin erwartet Zinswende ließ die Börse zunächst kalt, dürfte den Märkten und der US-Wirtschaft aber mittelfristig neuen Schwung verleihen.

Die Entscheidung sei eine Absicherung um sicherzustellen, dass globale Risiken nicht das weitere Wachstum der US-Wirtschaft bremsen, erklärte Powell. Die Notenbank signalisierte auch die Möglichkeit weiterer Zinssenkungen. Es gehe darum „angemessen zu handeln“, um den seit zehn Jahren anhaltenden Aufschwung der US-Wirtschaft „zu erhalten“, sagte Powell. Er machte klar, dass die Zinssenkung aber nicht der Beginn einer „langen Serie von Absenkungen“ sein werde. Die nächste Zinssitzung der Fed findet im September statt.

Mit der Zinssenkung kam die Notenbank auch ihrem prominentesten Kritiker entgegen – Präsident Donald Trump. Der äußert seit Monaten öffentlich harsche Kritik am Kurs der Notenbank und fordert deutlich niedrigere Zinsen. So bezeichnete er die Fed bisweilen als „völlig ahnungslos“. Die aktuellen Maßnahmen gehen dem Präsidenten aber nicht weit genug. Am Mittwoch zürnte er auf Twitter, Powell habe die USA einmal mehr „im Stich gelassen“, weil keine weiteren Maßnahmen in Aussicht gestellt wurden. Die Märkte hätten darauf gehofft, dass dies der „Beginn eines langen und aggressiven Zyklus von Zinssenkungen“ sei, so Trump. Dies sei nötig, um die Wettbewerbsfähigkeit der USA zu stärken.

Gedämpfte Ölpreise

Auf die Frage, ob Trumps Kritik bei der Entscheidung der Notenbank eine Rolle gespielt habe, sagte Powell: „Politische Erwägungen spielen für uns nie eine Rolle.“ Der Notenbankchef betonte auch, man kritisiere die Handelspolitik Trumps nicht, man versuche lediglich, deren Konsequenzen für die US-Wirtschaft einzukalkulieren.

Die Ölpreise sind am Folgetag gesunken. Eine eher straffe Geldpolitik wirkt tendenziell dämpfend auf die Ölpreise, weil sie das Wirtschaftswachstum und damit die Nachfrage nach Rohöl dämpfen kann. Außerdem wurde nach dem Fed-Beschluss der Dollar gestärkt, was das zumeist in Dollar gehandelte Rohöl für Anleger aus anderen Währungsräumen weniger erschwinglich macht.

Nach der verheerenden globalen Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 hatte die Notenbank die Zinsen aggressiv gesenkt, um die Wirtschaft zu stabilisieren. 2015 begann sie, den Leitzins wieder sukzessive zu erhöhen. Noch 2018 gab es vier Zinserhöhungen.

Der Leitzins, die sogenannte Federal Funds Rate, ist der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken über Nacht Geld leihen. Eine Senkung des Zinssatzes verbilligt Kredite, weswegen Firmen leichter investieren können und viele Bürger weniger für Schuldendienst ausgeben müssen und damit mehr Einkommen zur Verfügung haben.

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