US-Magazin „Scientific American“: Wahlempfehlung für Biden
Das renommierte Wissenschaftsmagazin „Scientific American“ ruft erstmals zur Wahl eines Kandidaten auf. Trump schade der US-amerikanischen Forschung.
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AP | Zum ersten Mal in der 175-jährigen Geschichte des amerikanischen Wissenschaftsmagazins ruft der Scientific American zur Wahl eines Präsidentschaftskandidaten auf. Die Wahlempfehlung wurde am Dienstag auf der Website des Magazins gepostet. In dem Editorial schreiben sie, diese Entscheidung fiele ihnen nicht leicht. Doch: „Die Beweise und die Wissenschaft zeigen, dass Donald Trump den USA und ihrem Volk schweren Schaden zugefügt hat – weil er Beweise und Wissenschaft ablehnt.“
Als Beispiel wird darin das Corona-Krisenmanagement des Präsidenten genannt, in der Pandemie sind bisher mindestens 190.000 Menschen in den USA gestorben. Zudem werden die Kürzungen der Finanzmittel für die Wissenschaft und die Behinderung der Maßnahmen gegen den Klimawandel kritisiert. „Aus diesem Grund bitten wir Sie dringend, für Joe Biden zu stimmen, der faktenbasierte Pläne zum Schutz unserer Gesundheit, unserer Wirtschaft und der Umwelt anbietet“ heißt es weiter.
Bei Twitter lobten viele Nutzer:innen die Entscheidung des renommierten Wissenschaftsmagazins. Doch auch Kritik wurde geäußert – und das nicht nur von Trump-Supportern. Die Kolumnistin S.E. Cupp twitterte, dass sie zwar auch Biden wählen wolle, auf die Empfehlung des Magazins aber mit gemischten Gefühlen blicke. Sie sei sich nicht sicher, ob das ein guter Gebrauch von wissenschaftlichem Einfluss und Glaubwürdigkeit sei. Der Psychologe und Autor Geoffrey Miller schrieb: „Ich bin alt genug, um mich an die Zeit zu erinnern, als euer Magazin eine gewisse Integrität hatte.“
Die Chefredakteurin Laura Helmuth verteidigte den Entschluss des Magazins und schrieb: „Wir hatten den Eindruck, dass es als Teil dieser Mission unsere Pflicht war, die Menschen zu warnen, dass Trump für Forschung, Wissenschaft, Gesundheit und Umwelt verheerend ist.“ US-Präsident Trump hat sich bisher noch nicht zur Sache geäußert.
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