piwik no script img

US-Konditor vor GerichtSchwules Paar will Recht auf Torte

Ein religiöser Konditor weigert sich, eine Torte für die Hochzeitsfeier eines homosexuellen Paares zu gestalten. Die klagen nun wegen Diskriminierung.

Charlie Craig (li.) und Dave Mullins. Bild: ap

Im Juli letzten Jahres planten Charlie Craig und David Mullins ihre Hochzeitsfeier. Als sie die Konditorei „Masterpiece Cake Shop“ in Lakewood, Colorado betraten, auf der Suche nach einer Hochzeitstorte, wurde ihr Enthusiasmus aber prompt gestoppt. Besitzer Jack Phillips verkündete, keine Torte für das Paar gestalten zu wollen. In den Wochen danach gab es Proteste vor der Konditorei und Aufrufe, sie zu boykottieren, wie CBS Denver berichtete.

Das Paar legte Beschwerde wegen Diskriminierung ein. Die erste Anhörung fand am Mittwoch statt. Entschieden werden muss, ob religiöse Freiheit die Diskriminierung Homosexueller rechtfertigt.

Jack Phillips solle nicht gezwungen werden, gegen seine religiösen Ansichten zu verstoßen, argumentierte Jack Phillips Anwältin Nicolle Martin laut Washington Post. „Er führt sein Unternehmen seit vierzig Jahren und fühlt sich privilegiert, Torten zu kreieren, die zu den fröhlichen Ereignissen der Menschen beitragen.“ Sie rechtfertigte sein Verhalten damit, dass er seine Konditorei als Berufung Gottes sehe und er als ein Mann Gottes nach gewissen biblischen Prinzipien leben würde.

Die Anwältin von Craig und Mullins entgegnete: „Sein Glaube – was auch immer dieser über eine gleichgeschlechtliche Hochzeit oder die Ausdruckskraft einer Torte aussagen möge – gibt ihm keine Lizenz zu diskriminieren.“ Sollte das Gericht Phillips verurteilen, erwartet ihn eine Geldstrafe von 500 US-Dollar, wie die Denver Post heute berichtete.

Im Bundesstaat Colorado ist Lesben und Schwulen nur eine eheähnliche Partnerschaft erlaubt, Eheschließungen sind gesetzlich verboten. Craig und Mullins schlossen ihren Bund fürs Leben daher in Massachusetts, wollten ihre Hochzeitsfeier aber in Denver veranstalten. Das Civil Union Gesetz, das dieses Jahr in Colorado verabschiedet wurde, legt fest, dass Unternehmen keinen religiösen Schutz erhalten. Das Urteil im Fall Phillips wird für Freitag erwartet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

15 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • L
    Lesen.

    Letzter Absatz: "Im Bundesstaat Colorado ist Lesben und Schwulen nur eine eheähnliche Partnerschaft erlaubt, Eheschließungen sind gesetzlich verboten. Craig und Mullins schlossen ihren Bund fürs Leben daher in Massachusetts, wollten ihre Hochzeitsfeier aber in Denver veranstalten. Das Civil Union Gesetz, das dieses Jahr in Colorado verabschiedet wurde, legt fest, dass Unternehmen keinen religiösen Schutz erhalten. Das Urteil im Fall Phillips wird für Freitag erwartet."

  • 7G
    738 (Profil gelöscht)

    Seit wann müssen Konditoren denn Aufträge annehmen, meines Wissens gilt auch in den USA die Vertragsfreiheit?

  • M
    Matko

    In meinen Augen wollen einige die religiöse Freiheit einschränken. Was (bewusst?) vergessen wird ist, dass es für den Konditor kein Problem ist einem Homosexuellen ein Produkt zu verkaufen. Hier geht es aber um eine Feier, in der eine homosexuelle Beziehung gefeiert wird. Daran möchte der Konditor sich aus Aufgrund seines Gewissens nicht beteiligen. (Die TAZ würde ja auch nie eine Anzeige von Kernkraftbefürworter oder gewissen religiösen Gruppen schalten.) Übrigens jetzt kriegt der Konditor Drohanrufen. So wünschen einige seinen Kinder Krankheiten usw. Komische Verständnis von Toleranz. Toleranz bedeutet, das man Andersdenkenden respektiert. Toleranz bedeutet aber nicht, dass man alles zustimmt oder mitmacht muss was der Andersdenkende macht. Also muss ein Konditor auch keine homosexuelle Feier unterstützen.

    • W
      waerber
      @Matko:

      sehr guter und durchdachter Vergleich.

  • J
    Josef Švejk

    Alles falsch, was hier erzählt wird.

    Der eigentliche Skandal ist die Abschaffung der Vertragsfreiheit.

     

    Wenn ein Hotelier sich auf jene beruft, und einen NPD-Führer des Hauses verweist, dann gilt der als Held.

     

    Jetzt erkläre mir bitte jemand, worin der Unterschied zwischen beiden Fällen besteht.

  • S
    Super

    Das einzige was mit so einer Klage erreicht wird, ist das der nächste einfach lügt.

    So wie bei Einstellungsgesprächen etc.

    Gibt ja schon Kurde dafür wie man unliebsame Bewerber diskiminierungsfrei los wird.

  • T
    Think

    Es gibt keinen KOntrahierungszwang. Das Paar hätte sich auch locker an einen muslimischen Konditor wenden können. Da hat es sich aber irgendwie nicht getraut.

  • Den gerichtlichen Weg sehe ich hier als wenig förderlich. Selbst wenn die Klage erfolgreich ist, was haben sie denn gewonnen? Der Konditor und Leute seiner Meinung werden nur noch mehr von einer angeblichen Bevorzugung von Homosexuellen rumfabulieren und ihre religiösen Gefühle verletzt sehen. Und eine schöne Torte werden sie von dem Konditor sicherlich trotzdem nicht erhalten.

     

    Ein gesellschaftliches Problem (Diskriminierung von bspws. Schwulen) kann nicht nur juristische Auseinandersetzungen gelöst werden. Vielmehr braucht es eine gesellschaftliche Ächtung, daher finde ich Boykotts oder entsprechende Meinungsäußerungen viel zielführender als eine solche Klage.

  • I
    ICH_FASS_ES_NICHT

    Und aus sowas macht die TAZ eine Meldung? Ist dermaßen tote Hose im Nachrichtenkanal oder wollt Ihr wieder mal korrekte Gesinnung demonstrieren?

  • G
    gast

    Ich kann die beiden verstehen, es ist immer blöd abgelehnt zu werden. Aber vielleicht kann man die Sache ja auch anders sehen, wenn die beiden nämlich wußten, dass er ein konservativer und zutiefst religiöser Mann ist, also wenn es so zu sagen stadtbekannt ist und sie ihn vielleicht genau deshalb ausgewählt haben, um seine Religösen Gefühle zu verletzen, wer ist dann schuld? Ich frage nur, weil mit dem neuen Gesetz, wird ja genau dies ermöglicht.

     

    Ich frage mich ja, ob in Deutschland die ganzen Frauenfitnessstudios, die Hamams nur für Frauen, der Frauenbadetag usw. legal ist und warum da kein Aufschrei durch die gleichmacher Medien geht

    • @gast:

      Natürlich sind nur Veranstaltungen illegal, bei denen Frauen ausgeschlossen werden. Wenn Männer ausgeschlossen werden, ist das doch nur ein Ausdruck der Gleichberechtigung...

      Es scheint, dass immer mehr das Motiv und nicht die Diskriminierung den Unterschied macht. Möchte ich eine diskriminierte Minderheit fördern, dann sei es erlaubt, die Mehrheit auszusperren. Wird die diskriminierte Minderheit gezielt ausgeschlossen oder schliesst eine privilierte Minderheit alle anderen aus, dann geht das natürlich nicht.

      Irgendwann wird man da mal neue Kriterien finden müssen und nicht mehr scheinheilig eine Diskriminierung verbieten und dafür eine neue mit öffentlichen Mitteln fördern.

      • @Velofisch:

        "Natürlich sind nur Veranstaltungen illegal, bei denen Frauen ausgeschlossen werden."

         

        Nun, das ist nicht so. Freimaurerlogen beispielsweise sind legal (wobei es feminine Logen gibt, die keine Männer aufnehmen und gemischte Logen, bei denen das Geschlecht keine Rolle spielt). Der Ausschluss eines Geschlechts ist von der Versammlungsfreiheit abgedeckt, bzw. von der jeweiligen Vereinssatzung.

        Was den Konditor angeht: Auch in den USA kann ein Unternehmer / Handwerker seine Dienstleistungen / Produkte verkaufen, an wen er will. Auch und gerade aus weltanschaulichen oder religiösen Gründen. Wo ist da die Diskriminierung? Die Ansichten dieses Mannes sind doch hoffentlich das höhere Rechtsgut...?

        • G
          gast
          @Peter Rosenstein:

          Naja, wenn der Konditor jetzt ein Schild aufhängt mit "Homos müssen draußen bleiben" fällt das ja auch nicht unter Versammlungsfreiheit, oder? Außerdem finde ich es sehr bedenklich, das ein Hallenbad, das von den Gemeinden betrieben wird, Ausschluss nach Geschlecht betrieben wird. Das man Sonderzeiten für kleine Kinder und deren Eltern oder Schulklassen und Schwimmvereine einführt, kann ich ja noch verstehen, aber nach Geschlecht?

  • E
    eliza

    Es ist ein Laden, eine Firma, und die sollen an den verkaufen können, an den sie wollen. Und wenn sie nicht wollen, lassen sie es. Das nun wieder gleich das Allzeckwort "Diskriminieren" auftaucht, läßt dieses ganze Mindeheitengetüdel mittlerweile oervertiert erscheinen. Geh' halt in einen anderen Laden....

  • G
    Gast

    Warum wird eigentlich die in anderen Pressemitteilungen enthaltene Information unterdrückt, dass das Hochzeitspaar zwar in Massachusetts heiratete aber die Torte unbedingt in Colorado kaufen musste?

     

    Ich zumindest könnte mir dann ein klareres Bild über die Diskriminierung machen.