US-„Friedensplan“ für die Ukraine: Trump schimpft, Putin bombt
Kyjiw erlebt die heftigsten Luftangriffe seit Sommer 2024. US-Präsident kritisiert, dass Ukraine sich nicht auf seinen „Friedensplan“ einlassen will.

Vom vermeintlichen Friedenswillen des russischen Präsidenten Wladimir Putin konnten sich die Menschen in der Ukraine auch in der Nacht zu Donnerstag wieder überzeugen. Bei einem Angriff mit ballistischen Raketen und Drohnen auf die Hauptstadt Kyjiw wurden mindestens acht Menschen getötet und über 100 verletzt – darunter sechs Kinder. Besonders betroffen war der Bezirk Swjatoschyn, wo ein Wohnhaus getroffen wurde. Angriffe wurden auch aus anderen Landesteilen wie Charkiw, Schytomyr, Pawlohrad und Chmelnyzkyj gemeldet. Die jüngsten Luftangriffe auf Kyjiw waren die heftigsten seit dem 8. Juli 2024. An diesem Tag hatte eine russische Rakete das Kinderkrankenhaus Ochmatdyt getroffen und 34 Menschen getötet.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj brach einen Besuch in Südafrika nach einem Treffen mit seinem Amtskollegen Cyrill Ramaphosa nun vorzeitig ab. „44 Tage sind vergangen, seit die Ukraine einem vollständigen Waffenstillstand und einer Waffenruhe zugestimmt hat. Das war ein US-Vorschlag. 44 Tage, seit Russland weiter Menschen tötet und hartem Druck und der Verantwortung dafür ausweicht“, schrieb Selenskyj auf Telegram. Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha merkte auf X an: „Putin zeigt durch Taten, nicht durch Worte, dass er Friedensbemühungen nicht respektiert und den Krieg fortsetzen will. Schwäche und Zugeständnisse werden seinen Terror und seine Aggression nicht stoppen. Nur Stärke und Druck können das.“
Sybiha hatte am Mittwoch an einem internationalen Beratertreffen in London teilgenommen. Dabei war auch ein sogenannter Friedensplan der USA Diskussionsgegenstand gewesen. Dieser sieht unter anderem vor, das die Krim de jure als russisches Staatsgebiet anerkannt wird, ebenso wie die russische Besatzung von Teilen der vier Regionen Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja. Die ukrainische Seite hatte dies, auch unter Verweis auf die Verfassung, abgelehnt. Selenskyj hatte zudem auf eine „Krim-Erklärung“ der USA von 2018 hingewiesen, in der Russland zum Rückzug von der völkerrechtlich zur Ukraine gehörenden Krim aufgefordert wird.
Doch an die kann sich US-Präsident Donald Trump offensichtlich nicht mehr erinnern. Stattdessen machte er auf seinem Onlinekanal Truth Social Selenskyj als den Verhinderer seines großen Deals aus. Dabei habe der keine Karten mehr in der Hand. Selenskyj könne Frieden erreichen oder noch drei Jahre kämpfen, bevor er das ganze Land verliere, so Trump.
Laut dem Militärexperten Aleksandr Kowalenko wird Russlands Terror gegen das Hinterland und die ukrainische Zivilbevölkerung weitergehen. Der Terror 2025, schreibt er auf focus.ua, unterscheide sich nicht von dem der Vorjahre.
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