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US-Fernsehköchin Paula DeenRassismus verkauft sich

Paula Deen kochte erfolgreich im US-Fernsehen – bis herauskam, dass sie eine Angestellte als „Nigger“ bezeichnet haben soll. Die Fans bleiben ihr treu.

Wird ihr Wohlfühlessen jetzt selber brauchen: Paula Deen Bild: ap

BERLIN taz | Ihr Marken-Gericht ist ein Hamburger zwischen zwei Donuts. Fett auf Fett zwischen Fett. Gern noch garniert mit einem Spiegelei und einer Scheibe Speck. Mit dieser gehaltvollen Südstaaten-Küche hat es Paula Deen in den USA von einem Catering-Unternehmen in die Kochbuch-Bestseller-Listen und die Studio-Küchen der großen Fernsehsender geschafft. Jeder kennt die „Butter-Königin“ in den USA, die selbst gern zu ihrem „Comfort Food“, ihrem Wohlfühlessen, greift und vor einigen Jahren mit einer Diabetes-Beichte wohl nur wenige überraschen konnte.

Doch nun kommt es von anderer Seite ganz dick für die 66-Jährige: In einem Prozess vor einem Gericht in Savannah im US-Bundesstaat Georgia gab die Südstaaten-Lady zu Protokoll, eine ihrer ehemaligen Mitarbeiterinnen als „Nigger“ bezeichnet zu haben.

Lisa T. Jackson, die die Klage eingereicht hat, wirft dem Star und ihrem Bruder Rassimus und sexuelle Belästigung vor. Im Protokoll von Deens Befragung heißt es: „'Haben Sie jemals das N-Wort benutzt?' Deen: 'Ja, natürlich.'“ Im weiteren Verlauf sagt Deen aus, sie habe es benutzt, als ein afro-amerikanischer Mann eine Bank überfallen und ihr eine Waffe an den Kopf gehalten hätte. An andere spezifische Situationen – auch in Zusammenhang mit ihrer Mitarbeiter – könne sie sich nicht erinnern. Zum Vorwurf, dass ihr Bruder das Wort regelmäßig in einem von Deens Restaurants gebraucht haben soll, äußert sich Deen nicht.

Deens Zeugenaussage ist vom 17. Mai, wurde aber erst Ende Juni publik. Die US-Medien stürzen sich auf den Fall: Die weiße, reich Frau, die in den Südstaaten aufwuchs als Afro-Amerikaner dort noch im hinteren Teil öffentlicher Busse sitzen mussten, ist eine Rassistin. Von der New York Times bis zum Klatschblatt People wird nicht nur Deens Vergangenheit auf der Suche nach weiteren rassistischen Ausfällen durchleuchtet, sondern auch die Frage gestellt, ob ihr Verhalten ein Einzelfall ist.

Hochzeit im „Plantagen-Stil“

Denn auch 49 Jahre nach der formalen Aufhebung der Rassentrennung in den USA durch den „Civil Rights Act“ und den „Voting Rights Act“ ist die Frage nach einer wirklich gleichberechtigten Gesellschaft aller Bürger nach wie vor eine unbeantwortete.

Eine Zerrissenheit, die am Fall Paula Deen deutlich wird: Nach Bekanntwerden des Skandals und weiterer Vorwürfen – etwa Deen habe sich für ihren Bruder eine Hochzeit im „Plantagen-Stil“ gewünscht mit afro-amerikanischen Kellnern in weißer Kleidung – verliert Deen innerhalb weniger Tage diverse Werbedeals und Engagements. Nicht nur hat sich das Food Network von seiner Star-Moderatorin getrennt, auch Supermärkte und Kaufhausketten von Walmart bis J.C. Penny gaben bekannt, die Produkte von Deen aus den Regalen zu nehmen.

Daran ändert auch ihr tränenreiches Interview beim US-Sender NBC vergangenen Mittwoch nichts, in dem sie beteuert, keine Rassistin zu sein. Sie sagt aber auch: „Ich bin, was ich bin und ich werde mich nicht ändern.“ Die Werbepartner jedoch haben mit diesem Selbstbild der Millionärin ein Problem und wenden sich von ihr ab. Home Depot stoppte den Verkauf der Töpfe und Pfannen und die Kaufhauskette Target startet ebenfalls den Ausverkauf, wie ein Sprecher dem Sender ABC sagte: „Wir haben die Entscheidung getroffen, in unseren Läden und auf target.com unsere Produkte von Paula Deen auslaufen zu lassen. Wenn sie ausverkauft sind, werden wir den Bestand nicht auffüllen.“

Ein herber Fall vom Butter-Thron für die Multi-Millionärin Deen, die auf der Liste von Forbes der bestbezahltesten Köche auf Rang 4 geführt wird. Finanziell wird sich die 66-Jährige zunächst nicht sorgen müssen, 17 Millionen Dollar soll sie allein 2012 eingenommen haben.

Kreuzfahrt mit Paula

Und auch die Fans scheinen sich ob der rassistischen Ausfälle nicht von Deen abzuwenden und halten nichts von dem nun gezeichneten Bild einer tief in Südstaaten-Klischees festgefahrenen Frau. Der Reiseveranstalter „Alice Travel“, der Kreuzfahrten mit Deen im Programm hat, kündigte an, aufgrund der großen Nachfrage im kommenden Jahr zwei statt einer Reisen mit der Köchin anzubieten. „Leute rufen an und sagen, dass sie sie unterstützen wollen“, sagt Phyllis Loverdi von der Agentur ABC News.

Auf der amerikanischen Amazon-Seite führen zwei der insgesamt 14 Veröffentlichungen von Deen die Bestseller-Liste bei den Kochbüchern an. „Paula Deen's Southern Cooking Bible“ bietet „teuflische Eier“, „Savannah Shrimp Dip“ und andere Südstaaten-Bomben für unter 20 Dollar an. Für Deens Fans ist der Kauf auch ein Zeichen. „Normalerweise kaufe ich nichts, um ein politisches Statement zu machen, aber dieses Mal habe ich es getan“, schreibt Sher. Und Robert A. Brewer nennt Deen „eine Sünderin und eine Lady … und alles andere als eine Rassistin.“

Sehnlichst erwartet bei den Amazon-Vorbestellungen wird außerdem Deen's neues Kochbuch „Paula Deen's New Testament: 250 Favorite Recipes, All Lightened Up“, das eigentlich im Oktober erscheinen sollte. Dumm nur: Random House hat den Deal platzen lassen und wird das Buch nicht veröffentlichen.

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16 Kommentare

 / 
  • AU
    Andreas Urstadt

    ps entdecke ich, dass ein post von mir fehlt, das erweckt einen falschen Eindruck, ich hatte Paula Deen verteidigt und in dem Zusammenhang steht der post von mir, den die taz genommen hat.

     

    Mittlerweile hat Paula Deen alle Gerichtsentscheide gewonnen. Mrs Jackson, die gegen sie vor ging, veroeffentlichte ein statement, dass Deen niemals diskriminierend war. Jimmy Carter unterstuetzte Deen ebenso mit den Worten, die Vorwuerfe seien voellig ueberzogen gewesen.

     

    Niemand bereichtete, dass Deen bereits 6x bei Oprah Winfrey war, leicht bei wikipedia zu finden.

     

    Es kann nicht sein, dass Zeitungen Leute runterschreiben und dann die Aufloesung nicht bringen!

     

    Ich bin kein Deen- Fan!

  • T
    tanzmaus

    ???

     

    von Foziel:

     

    @tanzmaus:

    sag mal gibt es bei Dir auch Sachen, die Dich zutiefst verletzen, wenn sie jemand zu Dir sagt?

     

    Ja, leider.

     

    Gehörst Du zu irgend einer diskriminierten Gruppe?

     

    Ist das Bedingung, um hier einen Kommentar zu verfassen?

     

    Oder hast Du nur einfach Spaß, die Meinung anderer immer ins lecherliche zu ziehen?

     

    Verstehe ich nicht. Monika, bist Du's? Willst Du davon ablenken, daß Du den Abwasch nicht gemacht hast?

  • F
    Foziel

    @tanzmaus:

    sag mal gibt es bei Dir auch Sachen, die Dich zutiefst verletzen, wenn sie jemand zu Dir sagt? Gehörst Du zu irgend einer diskriminierten Gruppe? Oder hast Du nur einfach Spaß, die Meinung anderer immer ins lecherliche zu ziehen?

  • T
    tanzmaus

    Toll, heutzutage ist mensch schon Rassist_in, wenn mensch ein "N-Wort" schreibt oder ausspricht. Wer hat eigentlich diese "political-corectness"-... eingeführt? Super-PC-Menschen sollten sich vor Augen führen, daß sie mit ihren pauschalen Rassismusvorwürfen selbst rassistisch agieren. Wer etwas braucht, um sich aufzuregen, findet im Internet jede Menge Material. Und dieser Artikel beweist, daß die Verwirrung inzwischen perfekt ist: Was ist d a s N-Wort? ...

     

    Anmerkung: Meine erste Version dieses Kommentars wurde von der taz nicht freigeschaltet. Ich habe jetzt einige Stellen durch Pünktchen ersetzt.

  • P
    Pampa

    Die Frau ist eine Rassistin, ob die Leute das nun wahr haben wollen oder nicht tut gar nichts zur Sache.

    Ich hoffe Sie wird verurteilt und zahlt ne Menge Schmerzensgeld.

    Was ist das überhaupt für eine seltsame Frage, ob es noch Rassismus gibt bzw. ob die Gleichberechtigung bereits schon erreicht ist zwischen Schwarzen und weißen? Tomaten auf den Augen?

  • KB
    Karin Bryant

    Vielleicht sollte auch mal erwähnt werden daß es sich bei dieser Sache um etwas daß sich vor mehr als 10 Jahren zugetragen hat, es wird immer so getan als ob erst gestern passiert ist.

    Dazu sollte doch auch mal gesagt werden daß viele Rap Songs ausschließlich aus dem N,F und B Wort bestehen und es ist auch keine Seltenheit daß eine Mutter ihr Kind mit den Worten : bring your black As in the house.

    Dieses ganze Palaver ist doch nur ein Sturm im Wasserglas. Oh, ich lebe in ATL. I the SWATs

  • BG
    Bernd G.

    Natürlich wird in einem laufenden Prozess der Aussage desjenigen geglaubt, der die dunkelste Hautfarbe hat. Zumindest die TAZ hält das so. DAS ist Rassismus.

  • O
    oberstuebchenhocker

    bezahlt - bezahlter - am bezahltesten

     

    Hatten Sie irgendwann in Ihrem Leben einmal Deutschunterricht?

  • T
    Teermaschine

    Die Ritter vom Nie bei der Arbeit - darauf ein Gebüsch!

  • AU
    Andreas Urstadt

    Eine Ueberreaktion verweist auf das Fehlen von Basics und ethical infrastructure, genau dieselbe Situation ist die Grundlage von Mobbing.

     

    Ueberreaktion wird so als Scheinheiligkeit entlarvt.

     

    Auch Biastaten sind Scheinheiligkeiten.

     

    Business ethics fehlt beim Artikel auch.

  • U
    Ulrike

    hmm, ich hab schon keinen Bock mehr über solche Unverbesserlichen zu Reden. Nur eines: "teuflische Eier" sind nicht so teuflisch wie man vielleicht glaubt ;o) Deviled Eggs sind die berühmten hartgekochten Eier mit dem geschlagenen Eigelb mit Majo, die wir aus der 60er Jahre Küche zusammen mit dem Toat Hawaii kennen. Deviled bedeutet in diesem Zusammenhang: stark gewürzt

  • S
    S.K

    Abgesehen davon, dass die Dame an Miss Piggy erinnert, und es ohnehin wichtigere Dinge gibt.

     

    Was ist denn jetzt das N-Wort?

    Hier wird "Nigger" genannt, andere hochgescheite Blitzbirnen hingegen behaupteten, es sei „Negroe“ bzw. "Neger", was sich hinter dem N-Wort verberge.

  • TW
    Tobias W.

    Wo im verlinkten Dokument bestätigt Deen, ihre Mitarbeiterin als Nigger bezeichnet zu haben? Ich finde diese Stelle nicht. Auch in den verlinkten Artikeln finde ich dafür keine Bestätigung.

  • J
    joni

    "Paula Deen kochte erfolgreich im US-Fernsehen – bis herauskam, dass sie eine Angestellte als „Nigger“ bezeichnete."

     

    Da wird mal so eben eine unbestätigte Behauptung als Fakt dargestellt, liebe taz. Die Dame hat das Wort zugegebenermaßen in der Vergangenheit benutzt, aber dass sie zugegeben hat, ihre Angestellte so bezeichnet zu haben, wäre mir neu.

  • F
    fyrecrotch

    das bild macht mir angst.

    echt, das ist gruslig, wie so ne mischung aus barbie und chuckie.

  • T
    tommy

    " In einem Prozess vor einem Gericht in Savannah im US-Bundesstaat Georgia gab die Südstaaten-Lady zu Protokoll, eine ihrer ehemaligen Mitarbeiterinnen als „Nigger“ bezeichnet zu haben. "

     

    Also das hat sie zumindest nicht zugegeben (ob sies zu der Angestellten gesagt hat, weiß ich nicht - die taz aber wohl auch nicht), sie hat nur zugegeben, den schwarzen Bankräuber vor dreißig Jahren in einem Privatgespräch als "Nigger" bezeichnet zu haben. Wieder ein sehr unsauber recherchierter Artikel, der sich ja sogar selbst widerspricht. Es ist ja ok, wenn eine Zeitung eine klare politische Linie hat, aber bei der taz ist regelmäßig Ideologie wichtiger als die korrekte Wiedergabe von Fakten. Sehr bedenklich!