US-Außenminister zu Gast in Israel: Unangenehmes ausgespart
US-Außenminister Blinken sichert Israel in Tel Aviv Solidarität zu. Über die Gaza-Belagerung und eine mögliche Bodenoffensive spricht er nicht.
Israel habe das Recht und die Pflicht, sich zu verteidigen und sicherzustellen, dass ein solches Massaker nie wieder geschehen könne. Aber es komme darauf an, wie das getan werde, mahnte Blinken: Demokratien unterschieden sich von Terroristen dadurch, dass sie auch unter schwierigen Umständen anderen Regeln folgten. Sie zögen sich selbst zur Verantwortung, wenn das nicht gelänge. Menschlichkeit und der Wert, der menschlichem Leben eingeräumt werde, definiere die eigene Identität. Deshalb sei es wichtig, jede nur denkbare Maßnahme zu ergreifen, um zu vermeiden, dass Zivilisten zu Schaden kommen. Was diese Aussage allerdings für Konsequenzen für die vollständige Abriegelung des Gazastreifens bei gleichzeitigem Bombardement haben müsste, sagte Blinken nicht.
Auch ein weiteres Thema, das mit Sicherheit hinter verschlossenen Türen verhandelt wurde, sparte Blinken aus: Die offenbar bevorstehende israelische Bodenoffensive im Gazastreifen und das Schicksal der Geiseln, die sich in Hamas-Gefangenschaft befinden, darunter US-Staatsbürger*innen. US-Präsident Biden hatte in den vergangenen Tagen klargemacht, dass deren Sicherheit für die Regierung Priorität genießt. Derzeit werden noch 17 US-Amerikaner*innen vermisst, 25 sind seit Samstag ermordet worden. Aber weder Netanjahu noch Blinken thematisierten öffentlich die Geiseln oder mögliche Verhandlungen mit der Hamas zu dem Thema.
Die USA lieferten derzeit Munition, Nachschub für Israels Raketenabwehrsystem Iron Dome und anderes Kriegsgerät, sagte Blinken. Ein zweiter Flugzeugträger werde ins östliche Mittelmeer verlegt. Weiterer Bedarf werde mit dem Kongress besprochen – und da gebe es „übergroße überparteiliche Unterstützung“. Dass der Kongress aufgrund der Vakanz des Speaker-Postens im Repräsentantenhaus derzeit keine weiteren Mittel freigeben könnte, erwähnte Blinken nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste