UNO-Appell für Syrien-Flüchtlinge: Streumunition und Minen bleiben
Selbst wenn in Syrien ein Waffenstillstand käme: Das UNHCR braucht 3,7 Milliarden US-Dollar für 18 Millionen Notleidende aus dem Krieg.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Nichtregierungsorganisation Handicap International (HI) mahnen zudem schnelle Maßnahmen zur medizinischen Rehabilitation und Wiedereingliederung von bis zu drei Millionen Menschen an, die in Syrien mit kriegsbedingten Verletzungen und Behinderungen leben.
Die vom UNHCR erbetenen 3,7 Milliarden Dollar sollen in humanitäre Projekte zur Versorgung der rund 5,3 Millionen syrischen Flüchtlinge fließen, die derzeit in der Türkei, im Irak, in Jordanien, in Ägypten und im Libanon leben. Auch 3,9 Millionen BürgerInnen aus diesen fünf Aufnahmeländern, darunter Familien, die Flüchtlinge beherbergen, sollen Hilfe erhalten.
Das UNHCR und seine 270 Kooperationspartner im Syrienkonflikt wollen Lebensmittel, Trinkwasser, Medikamente, Kleidung, Unterkünfte und sanitäre Einrichtungen bereitstellen. Zudem soll Schulunterricht finanziert werden. Laut UNHCR besuchen 40 Prozent der etwa 1,7 Millionen syrischen Flüchtlingskinder in der Region derzeit keine Schule.
In Syrien sind nach UN-Angaben mehr als 13 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen, darunter 6,1 Millionen Binnenvertriebene. Nach Schätzung von WHO und HI wurden seit Beginn des Syrienkonflikts im März 2011 über 1,5 Millionen Menschen verletzt, ein Drittel davon Kinder. Weitere 1,5 Millionen leben mit einer Behinderung, darunter 86.000 Menschen, deren Verletzungen zu Amputationen geführt haben.
Da während des Krieges in großem Umfang Streumunition und Minen eingesetzt wurden, die teils nicht explodiert sind, besteht auch nach einer weitgehenden Einstellung der Kämpfe ein hohes Risiko weiterer Verletzungen und Verstümmelungen. Immer mehr Menschen in Syrien benötigen dringend Reha-Versorgungsleistungen, die jedoch immer weniger vorhanden sind.
Denn nach Feststellung von WHO und HI sind derzeit weniger als die Hälfte aller öffentlichen Gesundheitseinrichtungen noch in Betrieb. Die meisten von ihnen seien zudem unzureichend ausgestattet. Nur zwei Reha-Zentren bieten landesweit Prothesen an.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen