UN zu Arbeit in Entwicklungsländern: 840 Millionen Menschen sind arm
Kein Arbeitsvertrag, kein Arbeitsschutz, keine soziale Absicherung – die Verhältnisse in Entwicklungsländern sind erschreckend. Dies zeigt der Weltarbeitsbericht der ILO.
GENF epd | Mehr als die Hälfte der Beschäftigten in Entwicklungsländern haben nach UN-Angaben schlecht bezahlte Jobs – ohne ausreichenden Arbeitsschutz, ohne Arbeitsvertrag und ohne soziale Absicherung. Insgesamt verdienten rund 1,5 Milliarde Menschen in den armen Staaten ihren Lebensunterhalt als Tagelöhner oder in anderen prekären Beschäftigungen, teilte die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) am Dienstag in Genf mit.
Etwa 840 Millionen Menschen in Entwicklungsländern müssten sich mit einem Lohn von weniger als zwei US-Dollar pro Tag begnügen, der unter der Armutsgrenze liegt. In den nächsten fünf Jahren werde sich die Lage zusätzlich anspannen, weil rund 200 Millionen junge Menschen auf die Arbeitsmärkte drängen werden, heißt es im Weltarbeitsbericht 2014 der ILO. In Nordafrika und im Nahen Osten finde schon heute jeder dritte junge Mensch keinen Job, bei jungen Frauen liege die Arbeitslosenrate bei fast 45 Prozent.
In Afrika südlich der Sahara und im südlichen Asien sind dem Bericht zufolge mehr als drei Viertel aller Arbeitnehmer gezwungen, prekäre Jobs zu akzeptieren. Ein Teufelskreis aus unproduktiver Beschäftigung, kargem Lohn, mangelnder Bildung und fehlender Gesundheitsfürsorge bestimme immer noch das Leben zu vieler Menschen, kritisierte ILO-Generaldirektor Guy Ryder.
Der ILO-Chef verlangte eine globale Strategie, um möglichst vielen Männern und Frauen zu besseren Arbeitsverhältnissen zu verhelfen. Die Menschen hätten Anspruch auf eine „anständige Arbeit“ mit ordentlicher Bezahlung. Die Länder müssten „Qualitätsjobs“ schaffen und sicherstellen, dass Gewerkschaften die Interessen der Arbeitnehmer schützen, sagte Ryder. Solche hochwertigen Arbeitsplätze geben der Wirtschaft nach seinen Worten Wachstumsimpulse.
Die ILO mit Sitz in Genf wurde 1919 unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges gegründet, um die soziale Gerechtigkeit weltweit zu fördern. In der UN-Sonderorganisation arbeiten Vertreter von Unternehmen, Arbeitnehmern und Regierungen zusammen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind