UN-Report zu Menschenhandel: Jedes dritte Opfer ist ein Kind
Menschenhandel nimmt weltweit zu. 2022 gab es erstmals mehr Opfer zum Zweck der Zwangsarbeit als zum Zweck sexueller Ausbeutung.
Die Ausbeutung von Kindern durch Menschenhandel und Zwangsarbeit hat nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Das geht aus dem neuen Menschenhandelreport der UN-Behörde zur Drogen- und Kriminalitätsbekämpfung (UNODC) hervor, der jährlich herausgegeben wird.
Menschenhandel ist die Anwerbung, Beförderung und Beherbergung von Menschen zum Zweck der sexuellen und kommerziellen Ausbeutung.
„Da Konflikte, klimabedingte Katastrophen und globale Krisen die Gefährdungslage weltweit verschärfen, beobachten wir einen erneuten Anstieg der Zahl der entdeckten Opfer von Menschenhandel, insbesondere von Kindern“, sagte UNODC-Exekutivdirektorin Ghada Waly.
Die in Wien ansässige UN-Behörde verzeichnete 75.000 Fälle von Menschenhandel im Jahr 2022. Jedes Dritte Opfer ist mittlerweile ein Kind. Insgesamt sei die Zahl der weltweit entdeckten Opfer des Menschenhandels im Jahr 2022 im Vergleich zu den Zahlen vor der Pandemie im Jahr 2019 um 25 Prozent ansteigen.
Vor allem Fälle von Zwangsarbeit haben massiv zugenommen, 47 Prozent mehr Fälle wurden 2022 dokumentiert als vor der Pandemie. Damit wurden erstmals mehr Menschen Opfer des Menschenhandels zum Zwecke der Zwangsarbeit als zur sexuellen Ausbeutung. Der Trend gelte auch für reiche Länder in West- und Südeuropa sowie Nordamerika. Die Daten stammen von 156 Staaten. Expert*innen rechnen mit einer sehr großen Dunkelziffer, nicht dokumentierter Fälle.
Bei Textilien, Ziegel, Baumwolle, Fisch und Gold gibt es am meisten Zwangsarbeit
Die meisten Opfer stammen laut Report aus Afrika. In drei von vier Fällen seien Banden der organisierten Kriminalität für die Verbrechen verantwortlich. Mädchen und Frauen würden vermehrt sexuell ausgebeutet. Auch der Menschenhandel, um für für Online-Betrüger zu arbeiten, näme zu.
Aber auch in legalen Geschäftsfeldern sei moderne Sklaverei ein großes Problem – dies unter anderem im Bausektor, in der Fischerei, in der Landwirtschaft oder bei Vermittlungsagenturen, wie es im Bericht heißt. Das US-amerikanische Arbeitsministerium veröffentlicht regelmäßig eine Liste von Gütern, die mit systematischer Zwangsarbeit und Kinderarbeit in Zusammenhang stehen. In der jüngsten Veröffentlichung vom September sind 204 Produkte aus 82 Ländern aufgelistet. Neu auf der Liste stehen etwa Holz aus Belarus und Textilien aus Mauritius.
Über Produktionsländer hinweg sind sind Textilien, Ziegel, Baumwolle, Fisch und Gold die Produkte mit den meisten Fällen von Zwangsarbeit. Kinderarbeit wurde am meisten bei der Herstellung von Gold, Ziegelsteinen, Zucker, Kaffee und Tabak gefunden.
Laut Waly müssen Staaten die strafrechtlichen Maßnahmen verstärken, um diejenigen, die an der Spitze der kriminellen Kette stehen, zur Rechenschaft zu ziehen. Es müsse besser grenzüberschreitend gearbeitet werden, um die Opfer zu retten. Überlebende müssten mehr Unterstützung erhalten.
Auch der Arbeitnehmerschutz und verantwortungsvolle Lieferketten seien ein integraler Bestandteil bei der Verhinderung von Menschenhandel. Der Bericht lobt in diesem Zusammenhang Bemühungen Sorgfaltsplfichten gesetzlich festzulegen etwa im Lieferkettengesetz der EU. (mit dpa)
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