UN-Mission im Kongo: Bleiben, aber nicht mehr lange
Der UN-Sicherheitsrat verlängert das Mandat der Blauhelme im Kongo, aber eine Exit-Strategie sollte her. Derweil nimmt die Gewalt zu.
Hintergrund sind Budgetkürzungen bei der UNO sowie ein verbreiteter Überdruss mit ausländischen Eingreiftruppen in Afrika. Kongos neuer Präsident Félix Tshisekedi hat sich bisher noch kaum an den von Getreuen seines Vorgängers Joseph Kabila geführten Militärapparat seines Landes herangewagt und zögerte sehr lange, um UN-Unterstützung beim Kampf gegen bewaffnete Gruppen im Ostkongo zu bitten.
Dies geschah erst im November nach einer Serie von Massakern an Zivilisten in der Region um Beni, wo Armee, Milizen und die ugandische Rebellenbewegung ADF (Allied Democratic Forces) gegeneinander kämpfen.
Tshisekedi bevorzugt direkte Zusammenarbeit mit Nachbarländern. Im Oktober scheiterte an ugandischen Einwänden die Gründung eines gemeinsamen Generalstabs der Armeen Kongos, Ugandas, Ruandas und Burundis im Ostkongo, aber Ruanda unterstützt Kongos Armee mit Spezialkräften und Aufklärung gegen ruandische Hutu-Rebellen.
Die UN-Blauhelme bleiben dabei außen vor. Die Gewalt im Ostkongo nimmt derweil rapide zu. Die UNO verzeichnete für November einen Anstieg der Menschenrechtsverletzungen im Kongo um 41 Prozent gegenüber dem Vormonat, vor allem verursacht von bewaffneten Gruppen im Osten – wobei Kongos Armee immer noch Haupttäter sei.
Ärzte ohne Grenzen vermeldete am Donnerstag ein „besorgniserregendes Ausmaß von Unterernährung und sexueller Gewalt“ bei 687.000 Kriegsvertriebenen in der Provinz Nord-Kivu, dazu eine starke Zunahme von Schussverletzungen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Neue EU-Kommission
Es ist ein Skandal
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative