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UN-KlimakonferenzDe­mons­tran­t*in­nen durchbrechen Türen

Am Dienstagabend brachen Protestierende die Eingangstüren des Austragungsortes der UN-Klimakonferenz auf. Danach zogen sie wieder vom Gelände.

Kurzzeitig auch im Tagungsort: Protest auf der COP30 in Belem am 11. November Foto: Andre Coelho/epa

Demonstrierende verschafften sich am Dienstagabend Zugang zur Vorhalle der UN-Klimakonferenz im brasilianschen Belém. Sie brachen die verschlossenen Eingangstüren auf, wurden jedoch vom UN-Sicherheitspersonal gestoppt. Mit Schildern, auf denen „Unsere Wälder stehen nicht zum Verkauf“ stand, protestierten sie gegen die Klimapolitik. Schließlich drängten Sicherheitskräfte die Protestierenden zurück und verbarrikadierten den Eingang mit Tischen. Kon­fe­renz­teil­neh­me­r*in­nen beobachteten das Geschehen von der anderen Seite der Sicherheitsschleuse aus.

Der Protestzug zog daraufhin singend vom Gelände. Einer der De­mons­tran­t*in­nen sagte der taz, er sei Mitglied der Studierendengruppe Coletivo Juntos, die der sozialistischen Partei PSOL nahesteht. „Wir müssen radikal sein, weil Lula versucht, sich als Klimaschützer darzustellen, aber im Amazonas nach Öl bohren lässt“, begründete er die Aktion. Instagram-Videos der Gruppe zeigen, wie Studierende und andere Teil­neh­me­r*in­nen in indigener Kleidung gemeinsam in die Vorhalle eindrangen.

Laut der Nachrichtenagentur Reuters berichtete ein UN-Sicherheitsmitarbeiter, er sei am Kopf von einer Trommel getroffen worden, die einer der Demonstrierenden geworfen haben soll. Der BBC zufolge melden die UN zwei leicht Verletzte.

Auf den UN-Klimakonferenzen wird üblicherweise nur an dafür vorgesehenen Orten protestiert. Das brasilianische Militär und die Polizei zeigen um das Konferenzgelände herum starke Präsenz, unter anderem mit einem Panzer an einem der Zugänge. In den Konferenzhallen selbst sind aber die UN für Sicherheit zuständig.

Als die Sicherheitskräfte die Lage schließlich wieder im Griff hatten, wurde das Gelände vollständig evakuiert und abgeriegelt. Etliche Reinigungskräfte saßen am Abend draußen vor den Toren. Normalerweise ist die bewachte Zeltstadt auch über Nacht geöffnet, da sich die Verhandlungen teils in die Länge ziehen und Journalisten aus allen Zeitzonen aus dem Pressezentrum berichten.

Am späten Abend (Ortszeit) hatte sich die Lage wieder beruhigt. Die Zugänge zum COP-Gelände blieben verschlossen, davor bauten sich maskierte Soldaten und andere Sicherheitskräfte auf. Mehrere Polizeiwagen standen mit Blaulicht vor den Toren. Auf dem Gelände selbst liegt die Sicherheitsverantwortung bei der UN-Polizei.

Erstmals seit Jahren findet die UN-Klimakonferenz wieder in einem demokratischen Rechtsstaat statt, nicht wie zuletzt in autoritär regierten Ländern wie Aserbaidschan, den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Ägypten. Deren repressive Sicherheitsbehörden hatten Demonstrationen und Kundgebungen von Klimaaktivisten rigoros untersagt und nur auf dem abgeschotteten COP-Gelände selbst geduldet. (mit dpa)

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1 Kommentar

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  • Die Indigenen haben leider keine Sicherheitsschleusen, Wachdienste oder andere wirksame Möglichkeiten um ihre angestammte Heimat, ihre Lebensgrundlagen und unmittelbar auch das Klima zu schützen. Dafür hat die Welt längst gesorgt und setzt ihre Interessen -und nur die eigenen- unbarmherzig durch. Und der Wurf einer Trommel an den Kopf eines Delegierten ist nichts gegen den Abschuß einer Kugel in den Kopf eines Ureinwohners....