piwik no script img

UN-Generalversammlung in New YorkTaliban schreiben der UNO

Die neuen Machthaber in Kabul drängen darauf, an der UN-Generalversammlung teilzunehmen. Ob digital oder präsent in New York, ist noch offen.

Amir Kahn Muttaki, Außenminister der Taliban Foto: Muhammad Farooq/ap

New York afp | Die neuen Machthaber in Kabul wollen ihr Land auch im internationalen Dialog vertreten: Die militant-islamistischen Taliban haben eine Teilnahme an der Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York verlangt. Wie UN-Sprecher Stephane Dujarric am Dienstag mitteilte, ging ein entsprechendes Schreiben von Taliban-Außenminister Amir Khan Muttaki am Vortag bei den Vereinten Nationen ein. Auch der von den Taliban für abgesetzt erklärte bisherige afghanische UN-Botschafter Ghulam Isacsai habe um eine Teilnahme gebeten.

Das Schreiben von Muttaki trug nach Angaben der Vereinten Nationen den Briefkopf des Außenministeriums des „Islamischen Emirats von Afghanistan“. Darin heißt es demnach, der afghanische Präsident Aschraf Ghani sei am 15. August abgesetzt worden und werde im Ausland nicht mehr als Staatschef des Landes anerkannt. Auch die Mission des bisherigen afghanischen Botschafters bei den Vereinten Nationen, Isacsai, sei beendet. Als neuer Botschafter sei Mohammed Suhail Schahin nominiert worden.

Aus dem Schreiben ging nach Angaben des Sprechers nicht hervor, ob Muttaki nach New York reisen wolle oder ob die Taliban eine aufgezeichnete Videobotschaft einreichen würden, wie es viele Teilnehmer in diesem Jahr aufgrund der Coronapandemie tun.

Der UN-Sprecher sagte auch, dass UN-Generalsekretär António Guterres ein weiteres Schreiben von Isacsai erhalten habe. Dieses enthalte eine Liste der afghanischen Delegation für die Sitzung. Ein aus neun Mitgliedsländern bestehender Ausschuss zur Prüfung der Anträge werde nun beide Schreiben prüfen. Dieses Komitee, dem unter anderen die USA, Russland und China angehören, soll entscheiden, wer bei der Generaldebatte die Rede für Afghanistan halten wird.

Taliban-Regime noch von keiner Regierung anerkannt

Die Islamisten hatten Mitte August inmitten des US-Truppenabzugs aus Afghanistan die Macht in dem Land wieder erobert. Sie bildeten inzwischen eine Übergangsregierung. Bislang hat noch kein Land die Taliban-Regierung anerkannt, einige Staats- und Regierungschefs haben sich aber positiv dazu geäußert.

Die Generaldebatte der UN-Vollversammlung hatte am Dienstag begonnen. An dem einwöchigen diplomatischen Spitzentreffen nehmen rund hundert Staats- und Regierungschefs und zahlreiche Außenminister teil.

Am Rande der Generaldebatte der UN-Vollversammlung wird am Mittwoch ab 8.30 Uhr Ortszeit in New York unter anderem über die Krisen in Afghanistan, Libyen und im Jemen beraten. Die Lage in Afghanistan ist auch Thema eines Außenministertreffens der G20-Staaten, außerdem wird US-Außenminister Antony Blinken seine Amtskollegen aus Afghanistans Nachbarländern treffen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Nie und nimmer! Solange die Taliban nicht die Gleichberechtigung von Frauen, deren Recht auf Bildung und Ausübung von Berufen, sowie die Rechte von religiösen Minderheiten anerkennen und in die Tat umsetzen, darf es keine Beteiligung an internationalen Gremien geben. Im Gegenteil, bis zu dem Tag sollten die islamischen Fanatiker von allen anderen Ländern als geächtete Pariahs behandelt werden.