UN-Bericht zur weltweiten Ernährung: Die Zahl der Hungernden steigt
Weltweit ist die Ernährung von zwei Milliarden Menschen prekär, berichtet die UNO. Die Zahl steigt wieder – nachdem sie bis 2015 noch gesunken war.
„Hunger ist in nahezu allen Regionen Afrikas auf dem Vormarsch“, hieß es in dem Bericht, der von mehreren UN-Organisationen wie dem Kinderhilfswerk Unicef, der Welternährungsorganisation FAO und der Weltgesundheitsorganisation WHO gemeinsam vorgelegt wurde. In Südamerika und der Karibik steige die Zahl der Unterernährten, wenn auch langsamer. Westasien sei eine weitere Problemregion.
Angesichts dieser Trends sprachen die UN-Organisationen von einer „immensen Herausforderung“, den Hunger auf der Welt bis 2030 zu besiegen. Dieses Ziel hatte sich die Weltgemeinschaft 2015 in der sogenannten Agenda für nachhaltige Entwicklung 2030 selbst gesetzt. Zugleich verwies der Bericht aber auch auf positive Entwicklungen. So gab es in Südasien bei der Hungerbekämpfung große Fortschritte.
Global betrachtet, erreichte die Zahl der Hungernden im vergangenen Jahr demnach in etwa wieder das Niveau von 2010 und 2011, betroffen davon war in etwa jeder zehnte Mensch auf der Erde. Am höchsten war der Anteil der Unterernährten gemessen an der Gesamtbevölkerung in Afrika. Dort litten rund 20 Prozent der Menschen an Hunger. In Asien waren es 11 Prozent, in Lateinamerika und der Karibik 6,5 Prozent.
Neben etablierten Indikatoren für Hunger und Unterernährung nutzte der Bericht erstmals auch eine alternative Methode zur Ermittlung der Zahl von Menschen mit gefährdeter Nahrungsmittelversorgung. Demnach waren insgesamt über zwei Milliarden Menschen von Hunger oder Nahrungsmittelunsicherheit betroffen.
Ein Viertel der Weltbevölkerung betroffen
Etwa 1,3 Milliarden Menschen waren dieser Methode zufolge zumindest zeitweise aus Geldmangel oder anderen Gründen nicht in der Lage, sich mit Essen in ausreichender Menge oder Qualität zu versorgen. Bei weiteren rund 700 Millionen Menschen war dies in einem Ausmaß der Fall, dass sie Hunger im engeren Sinne litten und einen oder mehrere Tage ohne Essen auskommen müssen. Insgesamt bedeutete dies, dass ein Viertel der Weltbevölkerung (26,4 Prozent) betroffen war.
Fälle der leichteren Kategorie waren demnach auch in den westlichen Industrieländern verbreitet. Der Anteil der Menschen in Europa und Nordamerika, die unter „Ernährungsunsicherheit“ litten, lag bei 8 Prozent. 7,1 Prozent waren von leichteren Formen betroffen, knapp ein Prozent von schwereren. Im Vergleich zu den Vorjahren war der Anteil rückläufig. Separate Zahlen nur für Europa gab es nicht.
Auf der anderen Seite wies der UN-Ernährungsbericht auch auf das Problem zunehmenden Übergewichts hin. Fehlernährung in Form von Übergewicht sowie Fettleibigkeit sei in „nahezu allen Ländern“ ein wachsendes Problem, hieß es. Besonders gravierend sei dieser Anstieg unter Kindern und Jugendlichen, die zur Schule gingen. Weltweit werde Übergewicht mit vier Millionen Todesfällen in Verbindung gebracht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt