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UN-Bericht zu globaler BiodiversitätKein einziges Ziel erreicht

Die Biodiversitätskonvention zeigt, wie schlecht es um den Artenschutz bestellt ist. Für das Folgeabkommen schlägt sie breite Transformationen vor.

Nicht alle haben das Glück, wie er vor dem Aussterben bewahrt zu werden: ein junger Pardelluchs Foto: Oscar Diez/IBA/imago

Die UN-Dekade der Biodiversität geht zu Ende – aber die internationale Staatengemeinschaft hat es versäumt, den dramatischen Verlust der Vielfalt des Lebens zu stoppen. Keines der zwanzig Ziele der Biodiversitätskonvention für die Zeit von 2011 bis 2020 wurde voll erreicht, sechs von ihnen immerhin teilweise. Das ist das ernüchternde Ergebnis des fünften Berichts zur Vielfalt an Arten, Genen und Ökosystemen, dem „Global Biodiversity Outlook“, der am Dienstag von den Vereinten Nationen veröffentlicht wurde.

„Die Menschheit steht an einem Scheideweg“, heißt es darin. „Der Verlust der Biodiversität und dessen Ursachen schreiten in beispielloser Geschwindigkeit voran.“ Ändere sich daran nichts, würden auch die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung nicht erreicht – mit fatalen Auswirkungen für Natur und Mensch. Der Report gilt als Flaggschiff der Biodiversitätskonvention.

Dass die 2010 beschlossenen Ziele bis zur Frist in diesem Jahr nicht erreicht wurden, ist keine Überraschung. Bereits der letzte UN-Biodiversitätsbericht von 2014 hatte gezeigt, dass die global umgesetzten Artenschutzbemühungen bei Weitem nicht ausreichen. Auch der 2019 erschienene Report des Weltbiodiversitätrats IPBES hatte in alarmierender Weise klargemacht, dass die Vielfalt des Lebens auf der Erde akut bedroht ist.

Der aktuelle „Global Biodiversity Outlook“ betont dennoch einige Lichtblicke. So ist die Fläche der Schutzgebiete an Land und im Meer auf 15 beziehungsweise 7 Prozent gestiegen, die Umsetzung des Nagoya-Protokolls gegen Biopiraterie ist angelaufen, und mit 85 Prozent hat die große Mehrheit der 196 Vertragsstaaten ihre nationalen Biodiversitätsstrategien aktualisiert.

Magere Fortschritte

Umweltverbände und NGOs kritisieren jedoch, dass die nationalen Ziele meist hinter denen der Biodiversitätskonvention zurückbleiben und zudem nicht konsequent umgesetzt werden. Nicola Uhde, Expertin für internationale Biodiversitätspolitik beim BUND, findet es erschreckend, wie mager die Fortschritte ausfallen.

Dass das Bewusstsein für Biodiversität zunehme, mehr Geld für Naturschutz ausgegeben werde oder Arten wie Waldrapp oder Pardelluchs vor dem Aussterben bewahrt wurden, sei zwar zu begrüßen. „Aber das reicht angesichts einer Million bedrohter Arten bei Weitem nicht aus“, so Uhde. Dass weniger Wald abgeholzt wurde, wie der Bericht lobend betont, liege auch daran, dass es davon inzwischen weniger gibt.

Der Bericht ist auch Grundlage und Appell, die nächste Dekade besser zu nutzen und sich nicht nur auf die Umweltministerien zu verlassen. Ein Novum sieht Axel Paulsch vom Institut für Biodiversität in den acht am Ende des Dokuments angeführten Transformationsbereichen. Sie sollen zeigen, was geschehen muss, um den Trend umzukehren. „Das ist konkreter als bisher und könnte helfen, die Ziele für die nächsten zehn Jahre effektiver zu gestalten“, so Paulsch.

Für den Artenschutz nach 2020 ist ein Folgeabkommen in Arbeit. Corona hat allerdings zu Verzögerungen geführt. Die Verhandlungen zwischen den Staaten laufen derzeit weiter, soweit die Pandemie das zulässt. In Fachkreisen geht man inzwischen davon aus, dass der Termin für das entscheidende Gipfeltreffen in China noch einmal verschoben wird. Vermutlich wird es erst im Oktober 2021 so weit sein.

Auch Genmanipulation ist ein Thema

Dabei wird es nicht nur um Arten- und Naturschutz im klassischen Sinne gehen. Mareike Imken von der NGO Save Our Seeds beispielsweise hat vor allem die Risiken neuer gentechnischer Verfahren für die Artenvielfalt im Blick. Sie setzt sich gegen die sogenannte Gene Drive-Technologie ein – eine neue Methode der Gentechnik, die künftig das Erbgut wildlebender Arten manipulieren soll.

Unter anderem will die Bill and Melinda Gates Foundation diese einsetzen, um malariaübertragende Mücken auszurotten. Zwar existieren inzwischen internationale CBD-Vorsorgemaßnahmen, nach denen Derartiges nur unter vorheriger Umweltrisikobewertung und unter Zustimmung der lokalen Bevölkerung passieren soll. „Es ist aber gar nicht abschließend erforscht, wie weitreichend mögliche Umweltschäden sein werden“, warnt Imken.

Beim Gipfeltreffen im nächsten Jahr soll außerdem die Rolle Indigener beim Artenschutz verhandelt werden. Es wurde festgestellt, dass in den Regionen, die von Einheimischen betreut werden, der Artenschwund weniger drastisch ist. Naturschutz im Globalen Süden zu fördern, sei aber nicht ausreichend, betont Nicola Uhde vom BUND. „Wir reichen Industrienationen müssen aufhören, unsere Naturzerstörung zu exportieren, also unseren ökologischen Fußabdruck radikal verringern.“

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3 Kommentare

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  • Es ist noch schlimmer.

    Wie aus dem aktuellen „Living Planet Report“, der Naturschutzorganisation WWF zu entnehmen ist, haben die Tierbestände der Welt einen Tiefpunkt erreicht: Um 68 Prozent sind sie seit 1970 zurückgegangen.



    Der Report dokumentiert die Veränderungen der Biodiversität auf der ganzen Welt. Vergleicht man die heutigen Ergebnisse mit denen vorheriger Jahre, erkennt man, dass sich die Situation verschlimmert. Besonders drastisch sind die Zahlen in Süd- und Mittelamerika: Dort sind die Tierbestände in den vergangenen 50 Jahren um 94 Prozent zurückgegangen. „Das ist nahe am Totalausfall“, sagt Rebecca Gerigk, Sprecherin des WWF.

    Klimawandel und Überbevölkerung werden diesen Totalausfall in den nächsten 20 Jahren abschließen, mit Ausnahme von ein paar Inseln vielleicht, Reste von Nationalparks etc.

  • " die internationale Staatengemeinschaft

    hat es versäumt, den dramatischen Verlust der Vielfalt des Lebens zu stoppen."

    der satz weist wenn auch in einer unehrlichen euphemistischen oder-illusionären bezeichnung auf die ursache für das problem hin.



    wer im kontext von grossen gesellschaften das wort gemeinschaft verwendet lügt absichtlich oder will unschöne wahrheiten ignorieren-oder hat einfach nur nicht genug nachgedacht.



    das mit und gegen-einander der nationalstaaten der einen welt die auf deren märkten um kapital und arbeit konkurrieren ,und sich teilweise gegenseitig mit waffengewalt bedrohen oder gar kalte und heisse kriege gegeneinander führen oder führen lassen ist keine gemeinschaft.



    der begriff passt einfach nicht.er suggeriert eine harmonie die es nicht gibt-und die auch die notwendigkeit globalisierte oder globale probleme durch globalisierte oder globale lösungen anzugehen nicht schaffen kann.



    schon innerhalb von nationalstaaten ist der begriff unpassend,da eine von staatlicher gewalt zusammengehaltene gesellschaft miteinander konkurrierender durch die konkurrenz ungleich gemachter und der möglichkeit zur autonomie beraubter individuen keine gemeinschaft ist .in einer klassengesellschaft in der es ausbeutung und unterdrückung gibt,die tendentiell quasiautomatisch zur masslosigkeit und zum exzess führen ,gibt es unvermeidlicherweise und notwendigerweise konflikte.



    demokratie ist der versuch diese ohne einen offenen bürgerkrieg auszutragen beziehungsweise den ständig schwellenden bürgerkrieg zu verbalisieren und politisch zu regulieren.



    ein lehrreiches extrembeispiel dafür wie falsch der begriff der gemeinschaft in der anwendung auf eine gesellschaft ist war der typisch deutsche begriff der volksgemeinschaft.



    er diente nach aussen der imperialistischen militärischen gewalt und nach innen der unterdrückung des klassenkampfes.

    bei der rede über staaten und deren innere und äussere verhältnisse sollte der begriff der gemeinschaft vermieden werden.

    • @satgurupseudologos:

      obwohl Ich meinen kommentar noch einmal gelesen habe bevor Ich ihn abgeschickt habe ist mir ein rechtschreibfehler passiert.



      den "ständig schwelenden bürgerkrieg" schreibt man nicht mit einem doppelten el sondern mit einem einfachen ,weil er sonst mit einem an oder ab -schwellenden verwechselt werden könnte.

      frieden in einer gesellschaft in der die gewalt nie aufhört ,die strukturell durch diese geprägt ist und in der ständig die gefahr ihres unkontrollierten ausbruches droht weil sie voller ungerechtigkeit und unrecht ist gibt es nur unter der bedingung der permanenten unterdrückung der gewalt durch einen staatlichen gewaltmonopolisten.



      dieser muss aber weniger direkte gewalt anwenden wenn es ihm gelingt die strukturelle gewalt zu reduzieren.

      auch der weltfrieden ist möglich-und zwar ohne dass die menschen zuvor bessere menschen werden müssen als sie sind aber nur wenn die uno das gewaltmonopol bekommt-dass heisst wenn aus allen nationalstaaten der einen welt ein globaler bundesstaat wird.

      dieser könnte dann auch den globalisierten und dabei ausser kontrolle geratenen kapitalismus wieder unter kontrolle bringen

      das wäre die conditio sine qua non für effizenten und sozialverträglichen klimaschutz und auch für die zuverlässige bewahrung der biodiversität vor weiterer zerstörung

      die gewalt des menschen gegen die natur ist -um das von mir ausversehen falsch geschriebene adjektiv zu verwenden -immer noch eine anschwellende



      und auch der irrsinnige bocksgesang der loblieder auf die freiheit den die sprichwörtlichen böcke im garten anstimmen ist immer noch ein anschwellender