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"In Deutschland wird es künftig schwerer, bei Wildtierschutz vor allem an Tiger in Indien zu denken und zu argumentieren, in der hiesigen Kulturlandschaft sei für Wölfe kein Platz."
Das mag sein. Aber für mich ist Artenschutz von viel kleineren Lebewesen der springende Punkt und nicht die Wölfe, Tiger, Elefanten etc. Genauer gesagt: es wäre mir peinlich einem Asiaten oder Afrikaner zu sagen: du musst diese Arten schützen, wir lassen ja auch den Wolf hier laufen. Denn die armen Menschen dort wehren sich mit Blechtrommeln und Suppenschüsseln gegen diese Menschenleben gefährdenden Tiere. Hier gibt es Wolfsbeauftragte mit Geländewagen und GPS usw. Das ist nicht vergleichbar auch wenn von einer Begegnung ein "thrill" ausgeht.
Ich mag weiter keine Wölfe (als Ex-Landwirt der seine Tiere draussen hatte) und hätte die gerissenen Tiere lieber auf dem Teller.
Aber Mikroben, Würmer, Insekten Feldvögel.... verschwinden fast lautlos und sind eine Grundlage unserer Existenz und anderer grösserer Lebewesen. Da gibt es keine Einnahmen durch Safaritourismus, okay. Aber die Hobbies der Reichen höher zu bewerten als die Maiskolben auf dem Feld wird weiter viel Spannungen und viel Leid hervorrufen.
Ausser Spesen...
Viel Papier wurde geschrieben, viele Jets flogen um die Welt und die Hälfte der Teilnehmer erwartet jetzt, dass Geld fliesst und die Industriestaaten haben sich mal wieder freigekauft.
Nett, aber mit Artenschutz hat das nichts zu tun.
Verstehe ich richtig: Die globalen Repräsentant*innen haben sich vertraglich darauf geeinigt, die faktische Anerkennung der Unfähigkeit zur Vermeidung des schleichenden Abgangs als Chance für die Selbst- und Volksberuhigung zu ergreifen?
Es ist ein Anfang!
Bürge müssen sich mehr einmischen!
Die Parteien der Mitte meinen, mit empathischer Kümmerergeste „das Ossi“ für sich gewinnen zu können. Sie sollten sie lieber zum Mitwirken auffordern.
UN-Artenschutz-Abkommen von Montreal: Ein bisschen Fortschritt
Der Vertrag von Montreal geht nicht die Ursachen des Artensterbens an. Trotzdem schafft er einen wichtigen Rahmen, um Flora und Fauna besser zu schützen.
Für die Artenvielfalt dieses Planeten ist das Abkommen von Montreal besser als nichts Foto: NOAA/reuters
Ab jetzt 30 Prozent heile Welt. Das wäre ein schöner Titel gewesen. Stimmt aber nicht, weil das neue Abkommen zum Schutz der Biodiversität dazu zu ungenau formuliert ist. Die 196 Mitgliedstaaten der UN-Konvention können sich künftig zwar auf den Vertragstext berufen, wenn sie zum Beispiel extensive Biolandwirtschaft fördern. Sie können aber auch auf intensive Monokulturen setzen mit gentechnisch veränderten, dürreresistenten Pflanzen. Das gibt der Vertrag auch her.
Abgesehen davon weisen Kritiker:innen zu Recht auf den größten Schwachpunkt des Abkommens hin: Es beseitigt nicht die Ursachen des Artensterbens. Es zwingt die Staaten nicht dazu, Land und Meere künftig umsichtiger zu nutzen. Soll heißen: Im geschützten Moorgebiet kann es der Elch gut aushalten, draußen soll er sich bitte nicht blicken lassen.
Das Abkommen jetzt als nutzlosen Papierstapel zu betrachten wäre trotzdem falsch. Das würde sowohl die Herausforderungen der UN-Konvention als auch die Möglichkeiten des Abkommens unterschätzen. Zu fordern, es solle die Ursachen der Biodiversitätskrise beseitigen, heißt nicht weniger zu fordern als das: Die Bevölkerung der Industriestaaten ändern ihre Produktion, ihr Ernährungs-, Mobilitäts- und Wohnverhalten. Die Länder des Globalen Südens geben das Ziel mehr materiellen Wohlstands für ihre Bevölkerung auf. Das ist zwar angesichts der Überschreitung der planetaren Grenzen, die sich in Klima- und Artenkrise zeigt, nötig. Aber es ist nicht in einem UN-Abkommen lösbar. Womit wir bei den Chancen wären.
Rechte der Indigenen verankert
Die liegen zum einen in der Problembeschreibung: Wilde Tiere und Pflanzen haben zu wenig Raum. In Deutschland wird es künftig schwerer, bei Wildtierschutz vor allem an Tiger in Indien zu denken und zu argumentieren, in der hiesigen Kulturlandschaft sei für Wölfe kein Platz. Und an verschiedenen Stellen betont der Vertragstext die Rechte der indigenen Bevölkerung. An ihnen kommt man im internationalen Naturschutz künftig nicht mehr schmerzfrei vorbei.
Der Schutz der Biodiversität ist abhängig von Flächen, von dem konkreten Handeln auf Grund und Boden, an Küste und im Meeresgebiet. Er kann daher nur vor Ort, im mühsamen und zähen Abgleich von Interessen, geschehen. Wer sich künftig für Tiere und Pflanzen, intakte Böden und Meere einsetzt, wer die Rechte von Gesellschaften einfordert, die sich dem Entwicklungsmodell der Industriegesellschaft nicht anschließen möchten – die können sich auf das Abkommen von Montreal berufen. Mehr war im Augenblick nicht drin. Aber dass die Weltgemeinschaft zu diesem gemeinsamen Signal gefunden hat, ist auch einen Titel wert.
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Schwerpunkt Artenschutz
Kommentar von
Heike Holdinghausen
Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 72, schreibt über Rohstoffthemen, Chemie und gerne auch den Wald. (Mit-)Autorin verschiedener Bücher, zuletzt eine Stoffgeschichte über Seltene Erden.
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