Twitter will Like-Button abschaffen: Lasst das sein!
Twitter will angeblich das Herzchen abschaffen. Dabei ist es das einzige Tool, mit dem man noch Zuneigung und Zustimmung verteilen kann.
Der Patient Twitter, es geht ihm auch weiterhin nicht gut: Die Nutzerzahlen sinken, die Werbeeinnahmen sind zu niedrig und das Diskussionsklima unter den Nutzern völlig kaputt. Ohne Brüllen, Pöbeln und Drohen kommt kaum eine Auseinandersetzung auf Twitter aus. Viele noch aktive Nutzer haben es satt, sich den ständigen Attacken von Nazis, Mysogynen und sonstigen Menschenfeinden auszusetzen.
Egal ob dahinter authentisch Verhetzte oder Trolle stecken, ob es sich um orchestrierte Raids handelt oder Solo-Hater: Das ständige Sinnlos-Gehakel kostet viele Twitter-User Zeit und Kraft, weswegen sie verstummen, Auszeiten nehmen oder sich ganz abmelden. Und Twitter? Lässt Nazis, Hater und Mobber oft großzügig gewähren, statt sie von der Plattform zu putzen.
Immer hektischer sucht Twitter nach Rezepten gegen all diese Malaisen. Der Telegraph meldet nun, dass Twitter dafür nun plant, die Like-Funktion abzuschaffen. Das Feature also, das Twitter vor Jahren vom Sternchen zum Herzchen machte. Twitter-Sprecher relativierten noch am Montag: beim Nachdenken darüber, wie man „gesunde Unterhaltungen ermutigen“ könne, stehe halt alles auf dem Prüfstand – „das schließt auch den Like-Button ein“.
Eine wirkungsvolle Strategie ist überfällig
Bitte, Twitter: lasst das bleiben. Herzchen amputiert, Patient geheilt – so läuft das nicht. Einen positiveren Umgangston schafft man nicht, indem man das einzige Tool abschafft, mit dem man Zuneigung und Zustimmung verteilen kann. Die Idee, dass man Nutzer zu Wortbeiträgen ermutigt, statt sie einfach auf Gefällt-mir-Herzchen klicken zu lassen, greift zu kurz: Wer keine Zeit hat oder auch keine Lust, sich sichtbar in eine wütende Debatte auf Twitter einzumischen, wird ohne Like-Funktion einfach verstummen.
Was die Diskussionskultur im Netzwerk stattdessen verbessern soll? Na, die Umstellung von Sternchen auf Herzchen war es nicht. Ebenso wenig wie die Ausweitung auf 240 Zeichen pro Tweet. Nötig wäre es vielmehr, dass Twitter endlich dem toxischen Hass auf seiner Plattform Herr wird. Was die Nutzer schon seit Jahr und Tag fordern. Das ist natürlich schwer, wird teuer und viel Ärger bei denen erzeugen, die sich mundtot gemacht fühlen.
Doch sosehr Twitter sich dagegen sträubt: Das Unternehmen trägt Verantwortung für das, was auf der Bühne aufgeführt wird, die sie bieten. Und dazu gehört mehr als Symbolpolitik mit Herzchen.
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