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Twitter-Alternative ThreadsMehr Macht für Meta

Kommentar von Svenja Bergt

Gerade hat Eigentümer Musk Twitter unbenutzbar gemacht, da kommt der neue Kurznachrichtendienst von Meta. Das verstärkt Abhängigkeiten von dem Konzern.

Die neue Twitter-Alternative Threads könnte „Meta“ noch mächtiger machen Foto: Dado Ruvic/reuters

D er Name passt schon mal perfekt. Threads heißt der neue Kurznachrichtendienst, den der Facebook-Mutterkonzern Meta frisch gestartet hat. Dass der Name so gut passt, hat auch viel mit dem Timing zu tun: Twitter-Eigentümer Elon Musk hat seine eigene Plattform am vergangenen Wochenende derart unbenutzbar gemacht, dass man sich fragen muss, ob außer ein paar Bots und der unvermeidlichen Gruppe an Musk-Jünger:innen überhaupt noch Leute ernsthaft bei Twitter unterwegs sein können.

Eine Auswahl dessen, was jetzt nicht mehr geht: Zugreifen auf unbegrenzt viele Nachrichten, weshalb eins der beliebten Langformate auf Twitter, die Threads, bei denen mehrere Tweets aneinandergereiht werden, quasi vom Aussterben bedroht ist. Denn: wer soll diese noch lesen, wenn im Hinterkopf immer ein Zähler mitlaufen muss, der warnt, wenn man sich in die Nähe der aktuell geltenden Lesegrenze bewegt?

Die Beschränkung ist besonders problematisch, weil auch staatliche Stellen, etwa die Polizei, Twitter für wichtige Informationen nutzen. Bereits so passiert: Eine Weltkriegsbombe muss entschärft und die Gegend evakuiert werden. Und wie erfahren die Betroffenen als Erstes, wann sie wieder nach Hause dürfen? Via Twitter. Schon ärgerlich, wenn solche Infos nun einer Musk’schen Grenze wegen an einem vorbeigehen. Ganz zu schweigen von Menschen ohne Twitter-Account: Die können seit dem Wochenende gar nicht mehr auf die Inhalte der Plattform zugreifen.

Ein besserer Zeitpunkt für die die Markteinführung von Metas Twitter-Alternative ist also gar nicht vorstellbar. Threads wird ordentlich von Metas Infrastruktur profitieren: Alleine rund zwei Milliarden aktive Instagram-Nutzer:innen können direkt auf ihr dortiges Kontaktnetz aufbauen. Dazu kommt der Netzwerkeffekt, der Nut­ze­r:in­nen am stärksten dorthin zieht, wo schon die meisten anderen sind. Ein Coup für Meta, das seine Marktmacht weiter ausbauen kann. Und so die gesellschaftlichen Abhängigkeiten von dem Konzern weiter verstärkt.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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1 Kommentar

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  • Bei Twitter sind nicht nur Elon Musk-Fans unterwegs, ganz im Gegenteil. Viele Menschen aus Subkulturen haben Angst davor, dass Twitter zugrunde geht. Weil es nämlich der einzige Ort ist, an dem sie Zugang zu Gleichgesinnten haben. Z.B. Homosexuelle aus Ländern, in denen Homosexualität unter Strafe steht; Transpersonen, ohne unterstützendes Umfeld, oder einfach Leute mit sozialen Phobien, die sich auf Twitter mit ihren Freunden austauschen können.