Türkei-Wahl und Flüchtlingsfrage: Gegenüber EU den Rücken gestärkt
Das Wahlergebnis hilft Erdoğan beim Gespräch mit Brüssel: Die Türkei will Schutzgebiete für Flüchtlinge in Syrien.
Optimistisch äußerte sich der CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok: Der klare Sieg der AKP schaffe die Voraussetzungen dafür, auf einer stabilen Grundlage Gespräche über die Flüchtlingskrise und den Syrien-Konflikt zu führen. Demgegenüber sehen die Grünen grundlegende Prinzipien demokratischer Wahlen verletzt. Die Sozialdemokraten forderten die AKP auf, sich nun mit der Opposition auszusöhnen.
Die Türkei gilt als Schlüsselstaat in der Flüchtlingsfrage. Der größte Teil der nach Europa einwandernden Syrer, Afghanen, Iraker und selbst Afrikaner kommt über die Türkei. Aber dort leben selbst bereits mehr als zwei Millionen Flüchtlinge. Damit Erdoğan bereit ist, sein Land zu der von der EU gewünschten „Pufferzone“ zu machen, wird diese einen hohen Preis bezahlen müssen. Dazu gehört die Kompensation für die Demütigungen, die ihm die EU im bisherigen Verlauf der Beitrittsgespräche beigebracht hat.
Das bedeutet unter anderem ernsthafte Verhandlungen, ohne sich weiter hinter Zypern oder Griechenland zu verstecken, die bislang die Gespräche über etliche Kapitel des Beitrittskatalogs blockiert hatten. Dazu gehört auch die Visafreiheit für türkische Bürger.
Vor allem aber wird Erdoğan seine Vorstellungen davon durchsetzen wollen, wie der Bürgerkrieg in Syrien, zu entschärfen ist. Erdoğan will mindestens die Einrichtung von Flugverbotszonen durchsetzen, besser aber noch Schutzgebiete in Syrien, in denen die Flüchtlinge untergebracht werden können, statt ins Nachbarland Türkei zu fliehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Ansage der Außenministerin an Verbündete
Bravo, Baerbock!