piwik no script img

Tsunami in IndonesienTödlicher Vulkanausbruch

Wie vor 14 Jahren verwüstet ein Seebeben um Weihnachten beliebte Touristenstrände in Indonesien. Der Auslöser ist diesmal ein anderer.

Alles zerstört: 23.12.2018, Indonesien, Carita Foto: ap

Jakarta ap | Ein Tsunami im Westen Indonesiens hat mindestens 168 Menschen in den Tod gerissen. 30 Personen würden noch vermisst, es gebe etwa 745 Verletzte, teilten die Katastrophenschutzbehörde am Sonntag mit. Die Zahlen könnten noch steigen, weil noch nicht alle verwüsteten Gegenden erreicht worden seien, sagte Behördensprecher Sutopo Purwo Nugroho.

Die Tsunamiwelle riss Häuser und Hotels an den Küsten der Inseln Java und Sumatra weg. Mit am schlimmsten betroffen war die Region Pandeglang in der Provinz Banten auf Java mit beliebten Stränden und dem Ujung Kulon Nationalpark. Im nördlich davon gelegenen Sumatra flüchteten Hunderte Einwohner der Stadt Bandar Lampung in die Residenz des Gouverneurs.

In die Gegend sind zahlreiche Touristen gereist, um das verlängerte Weihnachtswochenende dort zu genießen. Australien und Neuseeland erklärten, sie prüften noch, ob Bürger ihrer Länder unter den Opfern sind. Bislang gebe es dazu keine Informationen.

Indonesiens Präsident Joko Widodo äußerte sein Mitgefühl und mahnte die Behörden zu schneller Hilfe. „Mein tief empfundenes Beileid den Opfern in Banten und Lumpung“, sagte er. „Hoffentlich haben die Überlebenden Geduld.“

Im Internet kursierten Filmaufnahmen vom Auftritt der Band „Seventeen“ unter einem Zelt am Strand. Zwischen zwei Songs, während der Schlagzeuger noch spielte, stürzte die Bühne plötzlich nach vorn und schleuderte die Band mit ihrem Instrumenten ins Publikum. Das Management teilte mit, der Bassist und ein Manager der Band seien tot geborgen worden. Vier weitere Bandmitglieder würden vermisst.

Ausbruch des Vulkans Anak Krakatau

Wissenschaftler erklärten, das Seebeben am Samstagabend (Ortszeit) sei offenbar durch einen Ausbruch des Vulkans Anak Krakatau ausgelöst worden. Dadurch sei es unter der Wasseroberfläche zu einem Erdrutsch gekommen. Verstärkt worden sei der Tsunami durch die Springflut bei Vollmond.

Der Norweger Øystein Lund Andersen berichtete auf Facebook, er habe Bilder von dem Vulkan gemacht, als plötzlich eine gewaltige Welle auf ihn zu gebraust und 15 bis 30 Meter landeinwärts geschossen sei. Die nächste Welle habe sein Hotel erwischt und Autos auf der Straße dahinter unter Wasser gesetzt. Er und seine Familie hätten sich auf Waldwegen in höher gelegenes Gebiet retten können.

Tatsächlich war der Tsunami nicht besonders hoch, nur einen Meter. Das Problem ist, dass Menschen immer dazu neigen, alles ganz dicht an die Küstenlinie zu bauen

Gegar Prasetya, Tusnami-Forscher

Der Mitbegründer des indonesischen Tusnami-Forschungszentrums, Gegar Prasetya, sagte: „Tatsächlich war der Tsunami nicht besonders hoch, nur einen Meter. Das Problem ist, dass Menschen immer dazu neigen, alles ganz dicht an die Küstenlinie zu bauen.“

Der Tsunami vom Samstag weckt Erinnerungen an die Katastrophe vom Zweiten Weihnachtsfeiertag 2004. Damals löste ein Erdbeben der Stärke 9,1 eine Flutwelle aus, die vor allem Sumatra verheerte und in Indonesien und anderen Staaten mehr als 230.000 Menschen tötete.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • Den Link zu einem Eintrag bei Facebook (oder Twitter) bekommt man bei der angezeigten Zeit.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...nach dem Vulkanausbruch 1883 sank die Durchschnittstemperatur auf der Nordhalbkugel um bis zu 0,8 °C.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Logisch! Das ist die „kurzfristige“ Folge, denn die ausgestoßenen Partikel reduzieren die Sonneneinstrahlung. „Der zur Charakterisierung der Vulkanausbruchfolgen eingeführte Trübungsindex der Atmosphäre wurde am Krakatau-Ereignis referenziert und für dieses auf 1000 gesetzt. Vor allem durch die das Sonnenlicht reflektierenden Aerosole sank auf der Nordhalbkugel die Durchschnittstemperatur um ca. 0,5-0,8 °C.. Es dauerte einige Jahre, bis diese Partikel wieder aus der Atmosphäre verschwanden.“ Die Partikel werden aufgrund ihrer Masse langsam wieder zu Boden gezogen. Die Klimagase (CO2, Methan etc.) verbleiben jedoch deutlich länger in der Stratosphere und tragen dort „langfristig“ zur Erwärmung bei. Also: Vulkanausbruch - Verdunkelung - Abkühlung - dann Zunahme des Treibhauseffektes durch die verbleibenden Treibhausgase.

      de.wikipedia.org/wiki/Treibhauseffekt

  • Wenn der Krakatau wirklich ausbricht, kann man alle Klimawandelprognosen vergessen und die Küstenlinien in Indonesien können auch neu gezeichnet werden. 1883 hat der Krakatau zum letzten Mal losgelegt und gleich ein paar neue Inseln konstruiert.

    • @el presidente:

      Nun ja, der Krakatau ist seither doch immer mehr oder weniger aktiv gewesen. Erst im September diesen Jahres steigerte sich seine Ausbruchsfolge ganz enorm. Man konnte/musste dies eigentlich auch als Vorbote eines größeren Ausbruchs interpretieren.



      Vulkane tragen natürlich ständig ganz erheblich zur Emission von Klimagasen in die Atmosphere bei, sodass diese abgegebenen Grundmengen bei der Frage, was Menschen gegen den Klimawandel unternehmen können, natürlich immer herausgerechnet werden müssen. Wir können die Vulkane zwar nicht aufhalten, wohl aber die menschgemachte CO2-Bilanz insgesamt deutlich nach unten verbessern. Nur darum geht's doch.