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Trumps neue Pläne zu GuantánamoMacht in Abwesenheit von Recht

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

US-Präsident Donald Trump will „kriminelle“ Mi­gran­t:in­nen in Guantánamo unterbringen. In dem Gefangenenlager hat das Militär das Sagen.

US-Präsident Trump will ein Haftzentrum für kriminelle Migranten auf dem US-Marinestützpunkt Guantánamo Bay einrichten lassen Foto: Ramon Espinosa/ap/dpa

J etzt soll es also wieder Guantá­na­mo sein. 30.000 „kriminelle Mi­gran­t*innen“, die „Schlimmsten der Schlimmen“, will US-Präsident Donald Trump in dem US-Militärstützpunkt auf Kuba inhaftieren. Selbst wenn die Haftbedingungen dort, so darf man hoffen, nichts mit dem zu tun haben werden, was den hunderten von Terrorverdächtigen angetan wurde, die seit 2002 dort untergebracht waren: Es sind nicht nur praktische Überlegungen, die Trump dazu bringen, das Schlagwort „Guantánamo“ in die Welt zu posaunen.

Guantánamo steht für die Durchsetzung von Macht unter weitgehender Abwesenheit von Recht. Deshalb wollte der damalige Präsident Barack Obama das Gefangenenlager so schnell wie möglich schließen, als er 2009 zum ersten Mal den Amtseid ablegte. Aber genau das, Stärke ohne juristische Eingrenzungen, ist Grundprinzip und Zielvorstellung von Trumps Politik – im Übrigen nicht nur in Migrationsfragen.

Die praktischen Gründe sind leicht zu identifizieren: Im Nachgang des gerade durch Trumps Unterschrift in Kraft gesetzten Laken Riley Acts dürften die Zahlen von in Abschiebehaft genommenen Menschen sprunghaft ansteigen – zumal laut einigen US-Me­dien­be­rich­ten angeblich inzwischen auch Zielzahlen von pro Tag festzunehmenden undokumentierten Mi­gran­t*in­nen vorgegeben werden. Die vorhandenen US-Abschiebeknäste sind voll, und wo neu gebaut wird, sind womöglich Rechtsanwälte, lästige Bezirksrichter und Protestierende nicht weit.

Da ist Guantánamo viel einfacher: Dort hat das Militär das Sagen, dem seit ein paar Tagen ausgerechnet der durchgeknallte ehemalige Fox-Moderator Pete Hegseth vorsteht. Der gab schon in seiner Senatsanhörung zum Besten, dass er sich als Krieger in der Frage zwischen „Lethality“ und „Legality“ (Tödlichkeit und Rechtmäßigkeit) eines Einsatzes immer für Tödlichkeit entscheiden würde. Fuck off, Rechtsstaat.

All das soll genau so kommuniziert werden. Die Empörung der einen ist dabei genauso Teil des Kalküls wie die Begeisterung der anderen, in den USA wie im Rest der Welt.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. Bluesky: @berndpickert.bsky.social In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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2 Kommentare

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  • Obama hatte 8 Jahre Zeit gehabt, das Lager zu schließen.



    Er wollte es nie!



    Das jetzt anders darzustellen, ist auch eine Art Geschichtsrevinismus.



    Das kann man sich sparen, auch wenn man Trump schlecht findet.