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Trumps NotstandserklärungKlagewelle rollt an

Um die Grenzmauer zu finanzieren, hat der US-Präsident den nationalen Notstand ausgerufen. Dagegen artikuliert sich breiter Widerstand.

Ein Zaun auf der Grenze zwischen Mexiko und den USA, Tijuana im Januar 2019 Foto: reuters

Washington taz | Mit seiner Erklärung eines nationalen Notstands an der Grenze zu Mexiko stößt US-Präsident Donald Trump auf Widerstand. Am Freitag reichte die linke Organisation Public Citizen Klage wegen Verletzung der Gewaltenteilung und Machtmissbrauch ein. Auch mehrere Generalstaatsanwälte kündigten Gegenwehr an.

Trump hatte am Donnerstag den „nationalen Notstand“ ausgerufen, um an das Geld zu kommen, das er für den Bau seiner Mauer benötigt. Er will mehr als sechs Milliarden Dollar aus dem Militärhaushalt abzweigen. Mit sämtlichen vorherigen Versuchen, die Mauer zu finanzieren, ist der US-Präsident gescheitert. Ein 35-tägiger Shutdown – der längste der US-Geschichte, während dem mehr als 800.000 BundesbeamtInnen keinen Lohn bekamen – blieb erfolglos. Ebenfalls am Donnerstag stimmten beide Kammern des US-Kongresses zwar für einen neuen US-Haushalt, doch statt der von Trump verlangten 5,7 Milliarden Dollar gaben sie ihm nur 1,4 Milliarden für eine Mauer.

Seit dem Notstandsgesetz von 1978 haben US-Präsidenten insgesamt 58 Mal den Notstand ausgerufen. In den meisten Fällen, um Guthaben von AusländerInnen in den USA einzufrieren. Eine Notstandserklärung ist möglich, wenn schnelles Handeln nötig erscheint und keine Zeit bleibt, um durch einen Abstimmungsprozess des Kongresses zu gehen. Der Präsident kann in solchen Fällen aus insgesamt 136 Vollmachten – darunter Beschlagnahmung von Eigentum, die Verhängung des Kriegsrechts und Reisebeschränkungen – wählen. Vor Trump hat kein anderer Präsident versucht, einen Notstand gegen eine explizite Entscheidung des US-Kongresses auszurufen.

Die Chefin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, bezeichnete Trumps Notstandserklärung als „gefährlichen Präzedenzfall“. Der Chef der demokratischen Fraktion im Senat, Chuck Schumer, sagte, es sei ein „rechtloser Akt“ und „schwerwiegender Fehler“. Auch von republikanischer Seite kam Kritik. Unter anderem befürchtet der texanische Abgeordnete Mac Thornberry „nachteilige Folgen für unsere Truppen“, durch die Kürzungen im Militärhaushalt.

Für eine Mehrheit gesorgt

Theoretisch kann der US-Kongress die Notstandserklärung verhindern. Um ein anschließendes präsidentielles Veto zu übertrumpfen, benötigt er aber eine zwei Zweidrittelmehrheit. Das Zustandekommen ist aber unwahrscheinlich. Auf jeden Fall wird es eine Prozesswelle geben. Zahlreiche weitere Klagen wegen eines Verfassungsmissbrauchs sind in Vorbereitung – darunter eine Sammelklage von Bundesstaaten, die gegenwärtig in Kalifornien vorbereitet wird, sowie Klagen von Bürgerrechtsorganisationen und Kongressabgeordneten.

Dass die Klagen letztlich den Notstand zu Fall bringen können,ist ungewiss. US-Gerichte sind grundsätzlich zurückhaltend bei Einmischungen in die „nationale Sicherheit“. Am Obersten Gerichtshof, wo die Entscheidung letztlich landen könnte, hat Trump dafür gesorgt, dass er eine Mehrheit hat.

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7 Kommentare

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  • *LOL* ... Genau - Der Herr wirds schon richten ... Wieso sollte man einem Mann der sogar bereit ist und gewohnt ist das Geld anderer Leute aus Seinen Minusgeschäften in die Eigenen Taschen abzuzweigen - das letzte mal waren es jeweils um die 40 Millionen US$ (1) - und wenn es das von Krebskranken Kindern ist (2) , auch nicht vertrauen ?.. Bleibt nur zu hoffen das die USA nicht in einer ähnlichen Situation ist wie Atlantic City (3) nachdem Trump da war ... ( Quelle : (1) de.wikipedia.org/w...erige_1990er_Jahre , (2) de.wikipedia.org/w...d_Trump_Foundation , (3) www.stuttgarter-ze...-ea0b3a85f484.html )

  • "Er will mehr als sechs Milliarden Dollar aus dem Militärhaushalt abzweigen."

    Eine kluge und sinnvolle Entscheidung. Die Militärausgaben der usa sind exorbitant hoch - 10mal so hoch wie die Russlands und prozentual deutlich höher als die anderer Nato-Mitglieder. Statt den z.B. den deutschen Etat zu Erhöhen könnte man den der usa mit der gleichen Wirkung abrüsten.

    Der Bau der Mauer mag - wie vieles - für sich sinnlos sein. Er schadet jedenfalls niemandem, der sich an us-Gesetze hält. Der Bau selbst schafft in nahezu gleicher Höhe Arbeit in den usa, da weder Steine noch Arbeitskräfte aus China zugeliefert werden müssen. Ganz anders als Hightec-Militärrüstung die ohne chinesische Elektronik kaum funktionieren kann.

    Ein richtiger Schritt zur Abrüstung in rechter Zeit.

    • @A. Müllermilch:

      Klar schadet die "Mauer" rechtschaffenen US-Bürgern. Das Steuergeld ist zum Fenster rausgeschmissen, Menschenrechte werden mißachtet, Natur beschädigt, und Dörfer zerteilt. Unter anderem.

      Auch fungiert sie quasi als offizieller Idiotenstempel. Den möchten sich eben viele US-Bürger doch nicht aufdrücken lassen. Zum Glück.

  • Immer schön die Bashing-Trommel rühren. Keine Ahnung haben, was an der US-mexikanischen Grenze abgeht, aber urteilen dass DT ein Spinner ist, wenn er eine Landesgrenze absichern soll. Dazu noch die "Experten"-Meinungen, dass sowas nicht funktioniert, aber seltsamerweise funktionierte das in Berlin, auf der koreanischen Halbinsel, in Israel u.a.

    • @Lara Crofti:

      In Berlin diente die Mauer dazu, die Bevölkerung drinnen zu halten, nicht die Anderen draußen. Und das hat am Ende eben doch nicht funktioniert.

      Es sei denn, Sie glauben das Märchen vom "antifaschistischen Schutzwall" und halten die Todesschüsse an der Mauer für völlig normal.

      Und daß die Koreaner mit ihrer "demilitarisierten Zone" super leben, das erzählen Sie mal den Leuten in Seoul, die jeden Tag in Reichweite der nordkoreanischen Artillerie zubringen. "Funktionieren" ist wirklich was anderes.

    • @Lara Crofti:

      Stimme ihnen uneingeschränkt zu.

      Noch ein Fun Fact: seit 1945 ist der eiserne Vorhang so ziemlich die einzige Grenzsicherungsanlage in der kein Geld aus Amiland verbaut wurde.... :-)

  • Schade um die 5,7 Mrd $, die Trump für seine Hirngespinste zu verschwenden gedenkt. Leider wird es immer wahrscheinlicher, dass er sein Vorhaben durchboxt



    Hoffentlich wird ein nächster Präsidentschaftskandidat die Worte eines früheren Präsidenten für seinen Wahlkampf entdecken: „tear down the wall!“ (R. Reagan, 1989)