Trumps Kulturstätten-Tweet: Iraner kontern mit Schönheit
Trump droht, Kulturstätten im Iran zu zerstören – ein mögliches Kriegsverbrechen. Aus Protest posten Iraner:innen auf Twitter ihre Lieblingsorte.
![Touristen und Touristinnen schützen sich mit Regenschirmen vor der Sonnen vor den Ruinen der antiken Stadt Persepolis Touristen und Touristinnen schützen sich mit Regenschirmen vor der Sonnen vor den Ruinen der antiken Stadt Persepolis](https://taz.de/picture/3895535/14/trump_drohung_iran_kultur_52_ziele_usa_konflikt-1.jpeg)
Nicht weit von Schiras steht auch der archäologische Komplex Persepolis aus dem Jahr 520 vor Christus. Einst eines der Zentren des Perserreichs, ist es heute Unesco-Weltkulturerbe. Für Tourist:innen gehört Persepolis zu den Top-Zielen im Land.
Ausgerechnet Kulturstätten wie diese stehen auf einer Liste von potenziellen Angriffszielen des US-Präsidenten Donald Trump, wie er am Samstag auf Twitter verkündete. Würde der Iran nach der Tötung von General Qasim Soleimani in einem Racheakt US-Bürger:innen im Irak angreifen, habe er wiederum 52 Ziele ausgemacht, die er „sehr schnell und sehr hart“ dem Erdboden gleichmachen würde.
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Die Zahl 52 wählte Trump nicht zufällig. Sie „repräsentieren die 52 US-amerikanischen Geiseln, die Iran vor vielen Jahren genommen hat“, schreibt er. Damit spielt er auf ein Ereignis vor rund 40 Jahren an: 1979 hatten iranische Student:innen für 444 Tage die US-Botschaft in Teheran besetzt und die Geiseln genommen. Sie protestierten gegen die Aufnahme des gestürzten Schahs Reza Pahlavi in den USA.
Eine Ankündigung von Kriegsverbrechen
Trump ist sich bewusst, wie wichtig die Kulturstätten für viele Iraner:innen sind. „Einige davon sind sehr wichtig für den Iran und die iranische Kultur“, schreibt er auf Twitter. Das zeigt auch der Hashtag #IranianCulturalSites, unter dem gerade viele Iraner:innen ihre Lieblingskulturstätten des Landes posten.
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Die Ankündigung Trumps ist nach Ansicht von Expert:innen ein Verstoß gegen das Völkerrecht, denn sie würde die territoriale Souveränität eines Landes verletzten. „Und das ist nach der UN-Charta der Vereinten Nationen verboten“, sagte der Völkerrechtler Alexander Schwarz der Deutschen Presse-Agentur am Montag. Es wäre ein Kriegsverbrechen.
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Die Menschen im Iran mögen – anders als Staat und Revolutionsgarden es im Staatsfernsehen darstellen – unterschiedlich zum Tod Soleimanis stehen. Unter dem Hashtag #IraniansDetestSoleimani sammeln sich auch viele kritische Stimmen, die den Tod des Generals gutheißen. Aber die Zerstörung von Kulturgütern dürfte die Mehrheit der Iraner:innen verurteilen.
„Der schnellste Weg, alle politischen Fraktionen im Iran gegen sich zu vereinigen, ist, jenen General zu töten, der den Kampf Irans gegen den IS anführte“, schreibt die Iran-Korrespondentin des Independent Negar Mortazavi auf Twitter. „Der schnellste Weg, Iraner:innen aus allen Teilen der Gesellschaft zu vereinen, ist es, damit zu drohen, ihr Kulturerbe zu zerstören.“
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