Trumps Entwicklungshilfepolitik: Raketen kann man nicht essen
Präsident Trump kündigt Kürzungen der Hilfsbudgets an, um die Rüstungsausgaben zu steigern. Schon vorab gibt es dagegen die ersten Proteste.
Hintergrund sind die Budgetpläne des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump, der am Montag eine „historische Steigerung“ der Rüstungsausgaben angekündigt hatte. Um 54 Milliarden Dollar (rund 51 Milliarden Euro) sollte der Haushalt des Verteidigungsministeriums anwachsen, hieß es aus dem Weißen Haus. Diese Summe will der Republikaner an anderer Stelle reinholen. Medienberichte zitieren Vertreter der Regierung, die von Kürzungen für das Außenministerium und den Entwicklungshilfe-Etat in Höhe von bis zu 37 Prozent sprechen.
Die USA sind weltweit die größten Geber von Entwicklungshilfe. Auf der jährlich veröffentlichten Liste des OECD-Entwicklungsausschusses stehen die USA kontinuierlich an erster Stelle, 2015 zahlten die Vereinigten Staaten demnach 31,08 Milliarden US-Dollar. Allerdings: Das schon 1972 international vereinbarte Ziel, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für die Entwicklungszusammenarbeit aufzuwenden, erreichen auch die USA nicht. 2015 waren es nur 0,17 Prozent.
Trotzdem: Die USA sind wichtige Geber für UN-Programme wie das Welternährungsprogramm (englisch World Food Programme WFP), das derzeit gegen eine Hungersnot im Südsudan und Hungerkrisen im Jemen, in Nigeria und Somalia ankämpft. „In meinen nicht ganz 15 Jahren beim World Food Programme ist es das erste Mal, das wir zur selben Zeit über eine Hungersnot in vier unterschiedlichen Teilen der Welt sprechen“, sagte WFP-Chefökonom Arif Husain kürzlich in einem Interview.
Krisen wie die im Südsudan, Konflikte wie in Syrien und dem Irak, der Klimawandel und Herausforderungen in der öffentlichen Gesundheit zeigten, wie notwendig eine verstärkte weltweite Kooperation sei, schreiben die Entwicklungsorganisationen in ihrem Brief. „Die UN sind, in Verbindung mit den Vereinigten Staaten, sehr oft die Ersthelfer in Krisen- und Notzeiten“, heißt es. Es sei auch im Interesse der USA, sich weiter monetär in diesen Initiativen einzubringen und die Kosten für globale Krisen mitzutragen, da es auch dem US-Steuerzahler auf lange Sicht Geld spare.
Zuvor hatten sich mehr als 120 frühere Generäle der US-Streitkräfte in einem offenen Brief gegen Kürzungen im Außenministerium ausgesprochen. Für viele Konflikte gebe es nicht ausschließlich militärische Lösungen, so die Offiziere. Auch innerparteilich wird Trump bereits kritisiert: Die republikanischen Senatoren Lindsey Graham und John McCain haben Widerstand angekündigt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann