piwik no script img

Trump in NahostArmselige Vorstellung

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Bei seiner ersten Auslandsreise genoss der US-Präsident nicht nur den Pomp und Kitsch der arabischen Königshäuser, sondern auch ihren Herrschaftsstil.

I want you: US-Präsident Donald Trump verabschiedet sich vor dem Abflug vom King Khalid Airport in Riad, am 14.5.2025 Foto: Saudi Press Agency/apa Images/zuma/dpa

P omp und Business waren die Grundthemen der ersten offi­ziellen Auslandsreise des US-Präsidenten Donald Trump in seiner zweiten Amtszeit, die ihn dieser Tage nach Saudi-Arabien, Katar und in die Vereinigten Arabischen Emirate führte. Milliardendeals für den US-Flugzeugbauer Boeing, diverse andere angekündigte Investitionen aus den Golfstaaten in den USA und ein paar Waffenverkäufe stehen auf der Habenseite des Businessteils.

Politisch gibt es die Aufhebung der Syrien-Sanktionen und die Aufwertung des neuen Machthabers al-Scharaa zu vermelden – sonst nichts. Außer, dass den USA nunmehr nicht nur de facto, sondern auch offiziell die Lage der Menschenrechte in den betreffenden Ländern vollkommen schnurzpiepe ist. Die USA würden aufhören, anderen zu sagen, wie sie leben sollen, sagte Trump.

Es ist offenkundig, wie sehr Trump es schätzt, mit Herrschern zu sprechen, deren Macht durch keine Parlamente, keine kritische Medienöffentlichkeit und keine aufmüpfige Zivilgesellschaft eingeschränkt ist. Das möchte er auch gern. Den Pomp und Kitsch der Königshäuser hat er schon in seinen Trump-Towern stets zu kopieren versucht, auf dieser Reise durfte er ihn ausführlich genießen. Und die Gastgeber waren klug genug, genau zu wissen, wie man Trump selig macht.

Dass in allen drei Ländern auch sein Familienunternehmen teils recht massive geschäftliche Interessen verfolgt, ist hinter der Diskussion über das Angebot von Katar, Trump eine luxuriös ausgebaute Boeing 747-8 als vorübergehende Präsidentenmaschine zu schenken, fast untergegangen.

Das Logo der taz: Weißer Schriftzung t a z und weiße Tatze auf rotem Grund.
taz debatte

Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

Auch das ist eine Besonderheit dieser Präsidentschaft: Die Korruption ist so offensichtlich, dass sie keinen Aufschrei mehr auslöst. Es ist eine Kettenreaktion der Käuflichkeit: Die Multimilliardäre, die Millionen für Trumps Amtseinführung spendeten, durften alle mit nach Saudi-Arabien und dort ihre eigenen Deals machen. Es ist ein Schauspiel, in dem sehr viel Geld bewegt wird – und es ist furchtbar armselig. American Greatness jedenfalls war eigentlich immer ganz anders gemeint.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. Bluesky: @berndpickert.bsky.social In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Nun, was erwartet man von einem Typen, der sich selbst schon mal gerne im Königsornat per AI dargestellt hat? Und ja, es gibt tatsächlich einen medialen Aufschrei, selbst bei einigen Reps und MAGAs. Okay, in Europa macht das offenbar keine Schlagzeilen. das ist eben Trump being Trump, denken sich die meisten und zucken mit den Schultern. Diese Gleichgültigkeit ist gefährlich, denn Trump arbeitet daraufhin, tatsächlich eine Machtfülle zu erlangen, die der eines absolutistischen Monarchen oder eben dem eines Diktators gleichkommt. Europa sollte sich wappnen.

  • Hat jemand von Trump was anderes erwartet? Ich nicht.