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Trump denkt vor allem an seinen Profit

Maxim Tkachev, 38, Journalist. Als er tankte, schlug eine Kampfdrohne in die Tankstelle ein

Bevor ich von einer russischen Drohne getroffen wurde, hatte ich keine so große Angst deswegen, dass ich so nahe an der Frontlinie lebe. Aber jetzt bin ich ständig von Angst erfüllt. Am meisten sorge ich mich um die Kinder, ihr Leben und ihre Gesundheit. Ich habe bereits schwer unter russischem Beschuss gelitten. Im vergangenen April hat ein Raketenangriff auf das Zentrum von Sumy mein Studio zerstört. Im September ist dann eine Drohne auf das Dach eines angrenzenden Wohnhauses gestürzt, in dem meine Familie lebt, die Kinder sind fast verrückt geworden vor Angst.

Vor einem Monat traf eine Drohne eine Tankstelle, als ich gerade mit meinem Auto an der Zapfsäule stand. Mehrere Personen wurden verletzt. Ein Splitter hätte mir beinahe den Oberschenkelknochen zertrümmert. Ich hätte Glück gehabt, haben die Ärzte gesagt. Einige Splitter sind in meinem Bein stecken geblieben. Mein Auto sah aus wie ein Sieb.

Natürlich wünsche ich mir als Bewohner einer Grenzregion, dass der Krieg schnell endet, aber nicht auf Kosten der Zukunft künftiger Generationen. Aber ehrlich gesagt, glaube ich nicht an einfache Lösungen für die Ukraine. Denn es gibt zu viele Probleme und Fallstricke. US-Präsident Trump ist Geschäftsmann und erst in zweiter Linie Politiker. Wie jeder Geschäftsmann denkt er vor allem an Profit. Von außen betrachtet wirkt es so, als sei die Ukraine im großen geopolitischen Spiel nur Verhandlungsmasse.

Sollte Kyjiw einem solchen Plan zustimmen, werden neue Forderungen folgen wie beispielsweise „Frieden im Austausch für Land“ oder andere Formen des Kontrollverlusts über Gebiete. Um den Krieg zu beenden, muss die Ukraine möglicherweise ihre Gebiete quasi „abtreten“, so als würde sie diese pachten. Ein Beispiel dafür ist das Abkommen zur Stationierung der Schwarzmeerflotte in Sewastopol im Jahr 1997. Dieses Abkommen wurde unterzeichnet; was mit der Krim passiert ist, wissen wir.

Deshalb ist der „Trump-Friedensplan“ für die Ukraine alles andere als friedlich, sosehr ich mir auch ein schnelles Kriegsende wünsche. Ihm zuzustimmen, käme einer Kapitulation gleich. Neben den USA hat die Ukraine immerhin Verbündete in Europa. Daher werden wir weiter für einen ukrainischen Friedensplan kämpfen.

Protokolliert von Anna Klotschko.

Aus dem Russischen von Barbara Oertel

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