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True-Crime-PodcastDie Mafia im Ländle

Die zweite Staffel der Podcastdoku „Mafia Land“ wirft ein neues Licht auf einen ungeklärten Mord in Mannheim – und liefert einen Tatverdächtigen mit.

„Führt die Spur der Mörder“, so fragte 2013 der „Mannheimer Morgen“, „nach Sizilien?“ Foto: Victoria Herranz/imago

Am 13. Mai 2013 wurden im dörflichen Mannheimer Stadtteil Kirschgartshausen zwei Menschen ermordet. Der Mannheimer Morgen schrieb damals, das betroffene Ehepaar sei „buchstäblich hingerichtet, von Schüssen durchlöchert“ worden. Allen an der Tat Interessierten – darunter die taz, die berichtete – war schnell klar, dass es sich um einen Mord im Milieu der italienischen Organisierten Kriminalität (IOK) handelte. Fast allen: „Mord in Kirschgartshausen: Die Polizei tappt bis heute im Dunkeln“ konnte man noch im August 2013 in der Lokalpresse lesen.

Aber das war, sagen wir, unwahr. Denn italienischen Medien hatte man da schon längst entnehmen können, dass unmittelbar nach dem Doppelmord deutsche Ermittler nach Palermo fuhren, um sich mit ihren italienischen Kollegen zu beraten. Erörtert wurde die Frage, wie der zunehmende Verkehr auf der seit den 1990er Jahren berüchtigten „Route des Todes“ zwischen Mannheim und der sizilianischen Provinz Agrigent, genauer dem Örtchen Palma di Montechairo, zu erklären sei. Die sizilianischen Ermittler, las man, tippten auf einen neuen Mafiakrieg um ökonomische Claims in Deutschland.

Von den 12 Mordfällen im Jahr 2013 im Bereich des Polizeipräsidiums Mannheim wurden alle geklärt – bis auf diesen besagten Doppelmord. Und doch gibt es jetzt, ein Jahrzehnt später, Neuigkeiten zu dem Fall. Das verdanken wir den Recherchen des SWR-Autors Stefan Orner und der Reporterin Helena Piontek, die sie in ihrem SWR-Podcast „MAFIA LAND“ gekonnt und unterhaltsam präsentieren.

Es handelt sich bereits um die zweite Staffel der True-Crime-Doku, die sich den Aktivitäten der IOK in Baden-Württemberg und im Besonderen in Mannheim widmet. Wir beschränken uns hier auf den Fall Kirschgartshausen, dessen Relevanz durchaus global genannt werden kann und ein Schlaglicht darauf wirft, wie die deutschen Behörden mit den Aktivitäten der italienischen Mafias umgehen.

Elf Jahre Erfolglosigkeit

Zu viel zu verraten, wäre unfair: Aber dass die Staatsanwaltschaft Mannheim nun offiziell einräumt, dass es sich bei der Ermordung des aus Palma di Montechiaro stammenden Calogero N. und seiner Ehefrau um einen Mafia­mord gehandelt hat – Respekt! So weit, dass sie mit den Machern des Podcasts reden möchte, geht die Staatsanwaltschaft noch nicht – das wäre nach elf Jahren Erfolglosigkeit wohl verfrüht.

Dass die beiden Getöteten intensiver polizeilicher Überwachung unterlagen, die drei (!) Tage vor der Bluttat eingestellt wurde – ist ein Zufall für die, die an Zufälle glauben wollen. Ein Hinweis darauf findet sich auch in dem empfehlenswerten Buch von Sandro Mattioli, „Germafia“. Der Podcast liefert weitere Enthüllungen, bis hin zu einem konkreten Tatverdächtigen.

Wie fast immer bei deutschsprachigen Veröffentlichungen zur IOK hat auch dieser unbedingt empfehlenswerte Podcast eine Schwäche, nämlich das Ausblenden der rabiaten, peinlichen (Karriere-)Kämpfe der italienischen Antimafiastaatsanwaltschaften untereinander und gegen Ak­ti­vis­t:in­nen der Zivilgesellschaft, die natürlich von politischen Interessen befeuert werden.

So naiv-bräsig die deutschen Behörden in wunderbaren O-Tönen bei „MAFIA LAND“ zu Wort kommen, so verhalten werden die komplizierten Verhältnisse in Italien dargestellt. Aber wäre alles andere nicht auch eine Überforderung für das hiesige Publikum?

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