Trockenheit in Katalonien: Vornotstand beim Wasser
Der ausbleibende Regen zwingt die Regionalregierung in Barcelona zu neuen Vorgaben: Alle müssen Wasser sparen. Und teurer wird es auch.
Zahlreiche Sparmaßnahmen treten in Kraft. Die Gemeinden dürfen statt bisher 230 Liter künftig nur noch 210 Liter Wasser am Tag und pro Einwohner konsumieren. Das gilt auch für Landwirtschaft und Industrie. Die Behörden prüfen, inwiefern sie dort, wo der Verbrauch deutlich darüber liegt, den Druck auf den Leitungen senken.
Sofort in Kraft tritt eine Liste von Verboten. Private Schwimmbecken dürfen nicht gefüllt, Rasen und Golfplätze nicht gegossen werden. Ausnahme: Vereinssportplätze, auf denen offizielle Wettbewerbe ausgetragen werden. Weder Fassaden noch Freiflächen dürfen mit Leitungswasser gereinigt werden. Die Landwirtschaft muss 40 Prozent Wasser einsparen, die Industrie 15 Prozent. Zierbrunnen werden abgeschaltet.
Außerdem wird Wasser in zahlreichen Gemeinden um 11,5 Prozent teurer. In Barcelona beläuft sich die durchschnittliche Wasserrechnung für einen Haushalt aktuell auf 48,46 Euro. Wasser bleibt also eigentlich zu billig – in Berlin kostet es vier- und in Wien fünfmal so viel.
Alternative Wassergewinnung
Die Maßnahmen reichen nicht. „Wir arbeiten daran, alles nur Mögliche zu tun, um an Wasser zu kommen“, erklärt der für Klima zuständige Vertreter der katalanischen Regierung, David Mascort. Derzeit wird der Hafen von Barcelona für 4 Millionen Euro umgebaut. Ab dem Jahreswechsel sollen dort Tankschiffe mit Wasser andocken. Diese könnten zumindest Barcelona und Umland versorgen.
Bereits nach der letzten Trockenperiode 2008 wurde die Entsalzung von Meerwasser vorangetrieben. Jetzt soll auch hier weitere Kapazität geschaffen werden. Ein Fluss soll per Reinigungsanlage trinkbar gemacht werden. Außerdem werden über 400 Millionen Euro in den Ausbau von Anlagen fließen, die gebrauchtes Wasser etwa für die Straßenreinigung oder das Gießen und Bewässern in Parks und der Landwirtschaft aufbereiten.
Längst decken Niederschläge auch in normalen Jahren nur noch die Hälfte des Wasserverbrauchs in Katalonien. Der Rest stammt aus Entsalzung, Grundwasser und aufbereitetem Brauchwasser. „Das Land ist für Trockenperioden wie die bisherigen vorbereitet, aber nicht für eine Trockenperiode von 36 Monaten“, sagte Mascort im katalanischen Radio RAC1.
Sobald die Stauseen auf 16 Prozent ihrer Kapazität sinken, wird der Notstand mit weitaus härteren Maßnahmen anstehen. Selbst zeitweise Wasserabschaltungen sind dann nicht mehr auszuschließen. Die jetzigen Sparmaßnahmen sollen das zumindest bis zum Jahresbeginn 2024 hinauszögern. Die Meteorologen können nur wenig Hoffnung machen. Der Winter wird wohl einmal mehr trockener sein als vor der nun schon drei Jahre andauernden Trockenheit.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen