VOX-Politiker entlässt Museumsleiter: Kulturkampf in Spanien

Die „Revolution“ von rechts im spanischen Kulturbereich führt in Valencia zur Entlassung eines Museumsleiters. Die Bürger der Stadt protestieren.

Anhänger der rechtsextremen VOX-Partei bei einer Wahlkampfveranstaltung in Valencia

Anhänger der rechtsextremen VOX-Partei in Valencia Foto: Heino Kalis/reuters

Die Rechtskoalition aus der konservativen Partido Popular (PP) und der rechtsextremen VOX in der spanischen Mittelmeerregion Valencia macht Ernst mit der angekündigten „Revolution“ im Kulturbereich. Vizeregierungschef und Kulturminister Vicente Barrera von VOX entließ am Dienstag den bisherigen Chef des Zentrums für zeitgenössische Kultur „Centre del Carme“ José Luis Pérez Pont, der nach einem öffentlich ausgeschriebenen Wettbewerb unter der Vorgängerregierung – einer breiten Linkskoalition – den Posten gewann.

Kaum war diese Entscheidung gefällt, gingen hunderte Menschen aus der valencianischen Kulturszene auf die Straße. Sie sehen in der Entlassung eine „Einmischung der Politik in die Kultur“.

Pérez Pont gilt als vorbildlicher Museumsdirektor. In seinen etwas mehr als sechs Jahren erreichte er mit Ausstellungen, Lesungen, Konzerten und Vortragsreihen zu sozialen Themen, dass 1,7 Millionen Menschen das Zentrum besuchten. Allein 2022 waren es 320.000, doppelt so viele wie 2021 und viermal so viele wie 2016, als Pérez Pont antrat. Es kommen überdurchschnittlich viele junge Menschen.

Klage wegen Graffiti

Der Rechten war der Direktor schon lange ein Dorn im Auge. Regierungschef Carlos Mazón von der PP forderte bereits in seiner Zeit als Oppositionschef immer wieder den Rücktritt von Pérez Pont. Er reichte gar eine Klage gegen ihn ein, weil er ein Graffiti auf der Mauer des Klosters zugelassen hatte, in dem das Centre del Carme beheimatet ist. Pérez Pont wurde wegen „leichter Beschädigung des Kulturerbes“ zu einem Bußgeld von 1.000 Euro verurteilt.

Vize Barrera, ein ehemaliger Stierkämpfer, will einen grundlegenden Wandel in der Kulturpolitik. Denn er sieht überall die Gefahr des „Pankatalanismus“, einer vermeintlichen Intervention der Separatisten des nördlichen, verhassten Nachbarn Katalonien in der valencianischen Kultur. „Schluss mit der pankatalanischen, kolonialistischen und annexionistischen Bewegung“, lautet sein Motto. Dabei geht es Barrera vor allem um den Kampf gegen die Regionalsprache in Valencia, der gleichen wie in der nördlichen Nachbarregion, eben dem Katalanischen.

Ein Blick in den Haushalt für 2024 offenbart Barreras Prioritäten. Obwohl die Regionalausgaben insgesamt um 4,5 Prozent steigen, wird in Kultur 2024 über 5 Prozent weniger investiert. Alle großen Einrichtungen müssen sparen. Ebenso gehen Vereine, Stiftungen und Verlage, die Barrera als Vertreter jenes „kulturellen Pankatalanismus“ ansieht, weitgehend leer aus. Stattdessen fließt Geld in den Stierkampf, in die Pflege von religiösem und regionalem Brauchtum und an solche Organisationen, die versuchen, die valencianische Sprache als unabhängig vom Katalanischen zu definieren.

Barrera will so verhindern, dass „uns unsere valencianische Identität gestohlen wird und wir vom restlichen Spanien getrennt werden“, erklärte der Kulturminister und Vizeregierungschef im Regionalparlament.

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