Trockenheit in Berlin und Brandenburg: Durstige Bäume

Naturschutzorganisationen und Forstämter verfolgen mangelnden Niederschlag mit großer Sorge. In Brandenburg herrscht hohe Waldbrandgefahr.

Geschädigter Baum im Park Babelsberg in Potsdam

Park Babelsberg in Potsdam Foto: Martin Müller/imago-images

BERLIN taz | In Berlin und Brandenburg hat es im März fast nicht geregnet. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat an der Station in Dahlem bislang eine Niederschlagsmenge von 0,7 Litern pro Quadratmeter gemessen. Zum Vergleich: Der Mittelwert für den Monat seit Aufzeichnungsbeginn 1876 liegt bei 37 Litern.

Bei den Naturschutzorganisationen und Forstämtern verfolgt man diese Entwicklung mit zunehmender Sorge. „Vier Wochen Trockenheit – das ist schon der Hammer, so früh im Jahr und dann noch so lange“, bringt es Raimund Engel, Waldbrandschutzbeauftragter von Brandenburg, am Mittwoch auf den Punkt. Entwarnung ist nicht in Sicht. Bis Anfang April sei kein nennenswerter Niederschlag absehbar.

Für die Berliner Stadtbäume sei das der schlechteste Start ins Jahr, sagt Christian Hönig, Fachreferent für Baumschutz beim BUND: „Im Frühjahr brauchen Bäume besonders viel Wasser für den Trieb. Die wollen loslegen.“ Das Ausmaß der Schäden werde erst sichtbar, wenn die Bäume sprießen. „Bei Trockenheit bilden sie weniger, kleinere und hellere Blätter aus. So regulieren die Bäume ihren Wasserbedarf, sie passen sich dem Trockenstress an.“

Hönig sieht vor allem die Bezirksämter und das Land Berlin in der Pflicht: „Die müssen vorausschauender planen für eine Situation, die seit 2018 zuverlässig jedes Jahr eintritt. Da braucht es einen Aktionsplan.“ Der BUND fordert einen „Frühjahrsdienst“, der die Straßenbäume in der Austriebsphase mit Dünger und Wasser versorgt.

Sprenkler in Betrieb

Zwei Bezirksämter teilten auf Nachfrage mit, dass es keinen Aktionsplan gebe. Doch das Problembewusstsein scheint da zu sein: Weil bis jetzt vor allem die Rasenflächen leiden, sind die Sprenkler im Tiergarten seit Kurzem wieder in Betrieb. Auch die Jungbäume werden bereits gewässert, so das Bezirksamt Mitte.

„Wir beschäftigen Gärtner, die einen Wassermangel an den Pflanzen und am Boden erkennen“, sagt Pankows Bezirksstadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU). Außerdem richte man sich nach der Bewässerungsempfehlung vom Pflanzenschutzamt. Laut der ist die Bodenfeuchte noch im grünen Bereich.

Das könne sich jedoch schnell ändern, so Hönig. Da die Pflanzengruben nur ein beschränktes Speichervolumen haben, helfe prophylaktisches Gießen nur wenig. Hilfreich sei ein Blick auf die Knospen: „Wenn die dick werden, ziehen die Bäume besonders viel Wasser. Dann ist der richtige Zeitpunkt, einmal pro Woche acht bis zehn Eimer zu gießen.

In Brandenburg herrscht nach Angaben des Waldbrandschutzbeauftragten Raimund Engel in allen 14 Landkreisen und kreisfreien Städten Waldbrandgefahrenstufe 4, das ist eine Stufe vor Maximum. 1,1 Millionen Hektar Wald gibt es in Brandenburg. Gerade jetzt in der Wachstumsphase sei der Wasserbedarf groß, bestätigt auch Engel. Weil es 2021 mehr als normal geregnet hat, liege der Grundwasserspiegel nach den trockenen Jahren 2018, 2019 und 2020 zwar wieder halbwegs im Soll, aber es gebe auch keinen Überschuss. Das heißt, erst in Tiefen von über einem Meter finden die Wurzeln Wasser.

Angst vor Waldbränden

Engel spricht von einer Kettenreaktion. Neue Forstkulturen, zum Zweck des Waldumbaus in Zeiten des Klimawandels angelegt oder als Ausgleichsmaßnahme für Bauprojekte, hätten es schwer zu wachsen. Und dann ist da die Angst vor Waldbränden aufgrund der Trockenheit.

Mit Schrecken erinnert sich Engel an das Dürrejahr 2018 mit 512 Waldbränden. Insgesamt standen 1,675 Hektar in Flammen. „Die Sorge um das Wasser wird uns zunehmend begleiten“, ist Engel sicher. Er bitte jeden, der den Wald betrete oder sich in dessen Nähe aufhalte, größte Vorsicht walten zu lassen. Denn: „Wir brauchen den Wald zum Leben.“

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