Trinkwasserversorgung in Niedersachsen: Klimakrise wird teuer
Bei den Harzwasserwerken muss eine Talsperre erhöht werden. Die Stadtwerke fürchten die Kosten. Einige wollen offenbar aus dem Konsortium aussteigen.
Rund 90 Millionen Kubikmeter Wasser liefert das Unternehmen an die regionalen Stadtwerke zwischen Göttingen, Bremen und Wolfsburg und an große Industrieunternehmen wie etwa Volkswagen. Eigenen Angaben zufolge versorgen die Harzwasserwerke rund zwei Millionen Menschen mit Trinkwasser.
Die Stadtwerke, die von den Harzwasserwerken beliefert werden, sind in weiten Teilen auch Gesellschafter des Unternehmens. Bis Mitte der 1990er Jahre waren die Harzwasserwerke Eigentum des Landes Niedersachsen. Dann beschloss die Landesregierung unter dem damaligen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder (SPD) den Verkauf. Mit dem Erlös sollten Haushaltslöcher gestopft werden.
Der Verkauf des Wasserlieferanten brachte dann allerdings nur vergleichsweise geringe 220 Millionen Mark ein. Ein von der heute nicht mehr existierenden PreussenElektra geführtes Konsortium übernahm die Harzwasserwerke, dem sich dann auch die Kunden, also verschiedene Stadtwerke und kommunale Wasserverbände, anschlossen.
Talsperren müssen erhöht werden
Bisher war das kein schlechtes Geschäft, denn in der Vergangenheit machten die Harzwasserwerke verlässlich Gewinn. Sieben bis neun Millionen Euro pro Jahr waren es im Schnitt, von denen wiederum zwei bis vier Millionen Euro ausgeschüttet wurden. Doch das dürfte sich in absehbarer Zeit ändern und soll nach einem Bericht der Braunschweiger Zeitung auch Anlass für die Gedankenspiele der Gesellschafter sein: Angesichts der von der Klimakrise ausgelösten Veränderungen kommen auf die Harzwasserwerke hohe Investitionskosten zu.
Bisher betreibt das Unternehmen sechs Talsperren im Harz. Das dürfte aber künftig wohl nicht mehr für eine verlässliche Speicherung ausreichen, weil längeren Trockenphasen von Frühling bis Herbst besonders regenreiche Monate im Winter gegenüberstehen. „Wir machen uns ein Stück weit Sorgen um unser Wasser“, sagte Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) Anfang vergangenen Jahres, als die Harzwasserwerke ankündigten, die Granetalsperre deutlich erhöhen zu wollen.
Dort sammelt sich rund die Hälfte des Talsperren-Trinkwassers in Niedersachsen. Die Sperre soll um zwölf Meter erhöht werden, um das Fassungsvermögen um 50 Prozent zu vergrößern. Auch wurde der Bau einer weiteren Talsperre ins Gespräch gebracht. Die Landesregierung unterstützt das und hat immerhin den Großteil der Kosten für die laufende Machbarkeitsstudie übernommen.
Weil in den vergangenen Jahrzehnten vielerorts Überschwemmungsgebiete entlang von Flüssen verkleinert wurden, kommt den Talsperren in Hochwasserphasen eine wachsende Bedeutung zu. Das zeigte sich zuletzt auch über den Jahreswechsel: Die anhaltenden Regenfälle sorgten für zahlreiche Überschwemmungen in Niedersachsen, ohne die Talsperren wäre es wohl noch schlimmer geworden. „Durch die Regulierung der Wasserabgabe sind noch höhere Wasserstände und weitere Überschwemmungen in tiefer gelegenen Regionen vermieden worden“, teilten die Harzwasserwerke Mitte Januar als Fazit mit.
Kaum städtischer Einfluss
Wie weit die Überlegungen der Stadtwerke zu einem Verkauf der Anteile fortgeschritten sind, ist unklar. BS Energy erklärte der Braunschweiger Zeitung, darüber gebe es noch keine Entscheidung. Auf Nachfrage der taz wollte sich das Unternehmen nicht mehr dazu äußern.
Die örtliche CDU jedenfalls kritisierte nun die Überlegungen vehement, weil die Trinkwasserversorgung und der Hochwasserschutz in Zeiten des Klimawandels immer sensibler werde. Es ist allerdings auch der CDU zu verdanken, dass die Stadt Braunschweig geringen Einfluss darauf hat: Als die CDU noch Braunschweig regierte, privatisierte sie ebendiese Stadtwerke.
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