piwik no script img

Trendtier SchäferhundDeutsches Urviech

Die Hunderasse, die ihre Tugenden in den KZs des Reichs vorführte, ist wieder en vogue. Aber: Der Schäferhund ist im eigenen Saft degeneriert.

Der eine greift zum Pfefferspray, der andere zum Schäferhund. Foto: dpa

Es wäre eigentlich ja begrüßenswert, wenn die Deutschen sich mehr Haustiere anschafften. Denn Tiere wirken positiv auf Gemütsverfassung, Ausgeglichenheit und psychische Gesundheit ihrer Halter, und daran herrscht gerade landesweit erkennbar Not. Ob aber der aktuelle Trend in die richtige Richtung geht, muss bezweifelt werden.

Denn derzeitiges Trendtier der Deutschen ist – der Deutsche Schäferhund. Die Züchter kommen kaum hinterher. Der eine greift zum Pfefferspray, der andere zum Schäferhund.

Überhaupt erlebt deutsche Folklore gerade eine beachtliche Renaissance. „Das Volk“ wünscht sich Grenzanlagen zurück, am besten gleich mit Schießbefehl, der alte Brauch des Ansteckens von Gebäuden, in denen Leute leben, die einem nicht passen, wird mit großem Eifer ebenso verfolgt wie auf den Straßen auch gleich diese Leute selbst, und jetzt kommt auch noch Hitlers Hündchen wieder in Mode.

Die Hunderasse, die von den besorgten Bürgern der Jahre 1933 ff. zum Nationalsymbol schlechthin hochgebellt wurde und die ihre viel gepriesenen deutschen Tugenden mustergültig in den KZ des Reichs vorführten. Klar, dass man da zur bewährten Traditionszüchtung greift, wenn der Nordafrikaner angetanzt kommt.

Aber aufgepasst: Der Deutsche Schäferhund ist fett geworden. Und erhat’szunehmend mit dem Rücken. Die Hüfte hält auch nicht mehr so recht. Und schließlich: Die Lebenserwartung liegt deutlich unter dem Schnitt, den vitale Mischlinge erreichen.

Kurz gesagt: Das deutsche Urviech ist im eigenen Saft degeneriert. Rettung verspricht das Einkreuzen von frischem Blut anderer Länder und Rassen. Also, besorgter Bürger: vielleicht doch noch mal nachdenken. Und: Sitz!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • Das soll ein TAZ Artikel sein? Dürftig und populistisch. Dafür gebe ich kein Geld aus.

  • Armer Hund! Schäferhunde sind eigentlich "ganz normale" Hunde, weder besonders bissig noch besonders intelligent. Sie sind friedliebend und dem Menschen gegenüber unterwürfig. Jeder, der mit Schäferhunden Kontakt hat, wird das bestätigen. Aber so ist das nun mal, wenn Tiere aus purer Unwissenheit zu "Modeerscheinungen" stilisiert werden. Kein Hund würde von sich aus auf Menschen losgehen. Das wird nicht "angezüchtet", sondern antrainiert. Mit einem guten Teil Folter. Und weil Schäferhunde im Grunde besonders unterwürfig sind, kann man sie eben auch "scharf" machen.

    • 6G
      6028 (Profil gelöscht)
      @Läufer:

      Schäferhund = Hitlerhund

      = unterwirft sich seinem Führer

      => überfällt Polen

      => ist unterwürfig.

       

      == Quatsch.

      Schäferhunde sind nicht besonders 'unterwürfig'. Auch wenn sie dies wären, könnte man sie nicht deswegen besonders gut 'scharf' machen.

      Der Fachmann für's Scharfe greift sowieso eher zum Belgischen Schäferhund, speziell zum französisch-bellenden Malinois.

      Mein Gott, wenn das der Führer lesen müsste.

  • ..nach dem Genuß zahlreicher journalistischer Texte mit ähnlichem Thema bin ich zu der Erkenntnis gelangt es gibt gar keine Eigenschaften bei Lebewesen die sich genetisch herleiten lassen....!

    Dieser Artikel stellt mein Weltbild nun wieder auf den Kopf. Es gäbe also doch „Artverderber“ die man durch geeignete Zuchtauswahl herauskreuzen kann...!? Puuuh, da wird mir Angst und Bange!!!

    Was die Herkunft der, aus Autorensicht, Artverbesserer angeht, so soll es wohl seit Jahrhunderten ,sehr häufig zu Verwandten-Ehen gekommen sein. Dort soll häufig also nicht einmal der landesweite Genpool zur Partnerwahl verwendet worden sein.

    Inwieweit von dort "Vitalität" eingekreuzt werden kann vermag mir vielleicht der Sprecher eines Kaninchenzüchtervereins , erklären,...oder der Autor des Artikels.....!?

  • Na da kommt so mancher erst mal auf die Idee, den gesünderen ostdeutschen Schäferhund zu favorisieren, ehe er Afghane oder Eurasier, gar Münsterländer einkreuzt. Die ostdeutschen sind sehr gelehrsam und äußerst unterwürfig.

    • @lions:

      Ja man kann die Zunahme des Schäferhundes wirklich beobachten, auch wenn Pauschalisierung auch hier nicht richtig ist, oft passt der Hund zum Herrchen...wenn man es etwas bulliger mag kann man ja zum Rottweiler greifen. Urdeutsch, kräftig und ein guter Wachhund gegen alles Fremde...