Treffen zwischen Trump und Putin: Hoffnung und Misstrauen
Donald Trump will Wladimir Putin treffen. Eine Chance ist das nur, wenn der US-Präsident auch über rhetorisches Gerassel hinaus handelt.
D as nun offenbar tatsächlich in den nächsten Tagen bevorstehende persönliche Zusammentreffen zwischen Wladimir Putin und Donald Trump schürt Hoffnung und Misstrauen zugleich. Einerseits hat sich der US-Präsident insbesondere zu Beginn seiner zweiten Amtszeit als effektivster Verbündeter Putins präsentiert, der schon vor Beginn irgendeiner Verhandlung wesentliche ukrainische Positionen in die Tonne trat.
Statt Druck auf den Angreiferstaat auszuüben, drohte Trump dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, als ob der den Krieg begonnen hätte. Dabei wäre so viel Entgegenkommen gegenüber Moskau gar nicht notwendig gewesen – allein die Tatsache, dass die USA überhaupt mit Putin über, aber ohne die Ukraine verhandeln wollten, ließ schon feuchte Träume im Kreml wahr werden. Misstrauen bleibt also angebracht.
Aber: In den letzten Wochen hat sich Trumps Position geändert, zumindest nach außen. US-Außenminister Rubio sagt jetzt, man verstehe nach dem jüngsten Treffen zwischen US-Unterhändler Steve Witkoff mit Putin die russische Position besser – jetzt komme es darauf an, diese mit der Ukraine und den europäischen Verbündeten zu Kompromissen zu bringen. Das klingt zumindest erst einmal nicht mehr nach einem zwischen zwei Supermächten ausgehandelten Diktatfrieden, den die Ukraine dann zu schlucken habe. Die USA würden dann die Rolle des nicht neutralen Vermittlers spielen, die eigentlich für die westliche Führungsmacht logisch vorgesehen ist.
Eine Chance dafür gibt es allerdings nur, wenn Trump tatsächlich bereit wäre, neben rhetorischem Gerassel und folgenlosen Ultimaten auch tatsächlichen Druck auf Moskau auszuüben, wenn der Kreml bei Maximalforderungen bleibt. Und das ist leider noch immer schwer vorstellbar. Wahrscheinlicher ist, dass Trump einfach die Lust verliert, wenn er jetzt nicht bald einen Erfolg hat. Oder zum Erfolg umdeutet, was einfach ein Einknicken ist. Verlassen jedenfalls kann sich auf diesen US-Präsidenten niemand. Oder jedenfalls kein Verbündeter.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Wolfram Weimers Gender-Verbot
Warum ich mich aus meiner Nationalsprache verabschiede
Parole „From the River to the Sea“
Anwält*innen fordern Ende der Kriminalisierung
Wahl zum Bundesverfassungsgericht
Brosius-Gersdorf zieht sich zurück
Wolfram Weimers Genderverbot
Weg mit dem Wokismus
Mitarbeiter von SPD-Mann abgewiesen
Antifa-Shirt im Bundestag unerwünscht
Massenentlassung bei Lieferando
Ausgeliefert