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Trainerin der Schweizer „Nati“Pia Sundhage macht es mit Gelassenheit

Die erfahrene Schwedin hat die Schweiz ins Viertelfinale gecoacht. Nach einer schwierigen Anlaufphase gilt sie nun wieder als Erfolgstrainerin.

Die mit den Bäumen spricht: Pia Sundhage Foto: Nick Potts/ap/dpa

Erfolgstrainerin wird Pia Sundhage wieder vermehrt in den letzten Tagen genannt. Zuletzt war sie einfach nur die Trainerin. Aber nach dem erstmaligen Viertelfinaleinzug bei einer Europameisterschaft ist die Welt wieder in Ordnung in der Schweiz. Und verlieren kann Sundhage jetzt schon gar nicht mehr. Der Viertelfinaleinzug bei dieser EM ist der größte Erfolg im Schweizer Frauenfußball. Gegen Weltmeister Spanien am Freitag sind die Erwartungen des Gastgebers ohnehin nur im mikroskopischen Bereich zu finden.

Wer hätte das noch vor wenigen Wochen gedacht? Große Zweifel waren an der 65-jährigen Schwedin vor dem Heimturnier aufgekommen, weil selbst gegen einfachere Gegnerinnen kein Sieg gelingen wollte. Bis kurz vor der EM hatte die Schweiz in diesem Jahr nicht ein Spiel gewonnen, ehe dann die Aufbaugegnerinnen aus Tschechien sich gefällig erwiesen. Diskutiert wurde darüber, warum Sundhage den jungen Talenten nicht mehr Einsatzzeit gab.

Im Fall der 18-jährigen Iman Beney, die regelmäßig auflief, wunderten sich viele wiederum, weshalb Sundhage die Offensivspielerin zu Defensivspielerin umgeschult hatte. Verspielte da nicht eine auch noch das wenige Guthaben, das der Außenseiter im Frauenfußball vorweisen konnte. Und war sie nicht schon an der Aufgabe gescheitert, das brasilianische Nationalteam wieder an die Welt­spitze zu führen.

Sundhage lässt sich von all solchem Getöse nicht aus der Ruhe bringen. Sie liebt das Gitarrenspiel, ausgeschaltete Handys und wie sie dem Schweizer TV-Sender blue Sport verriet: „Einfach mal an der Aare spazieren gehen und mit den Bäumen reden. Das ist gut für mich, das ist gut für meine Seele.“

Den Moment genießen

Man kann sich vorstellen, dass Sundhage zum Optimierungswahn, der im Leistungssport besonders verbreitet ist, ein entspanntes Verhältnis hat. Einfach mal nichts leisten zu müssen, sondern einfach nur den Moment genießen, das findet sie auch sehr erstrebenswert.

Tiefenentspannt blickt Pia Sundhage auch auf das Duell gegen Spanien. „Wir haben natürlich eine Chance, weil es Fußball ist“, sagt sie. „Lasst uns abwarten. Es wird ein großartiges Spiel, ein fantastisches Event.“ Wenn man hinten wie ein Fels zusammen stünde und vorne die Chancen nützen würde, dann werde man gewinnen. Wer wollte ihr da widersprechen?

Marion Daubet, Direktorin des Schweizer Fußballverbandes, behauptet, sie habe nie Zweifel an Sundhage gehabt. Manchmal müsse man als Trainerin je nach Nation eine andere Ansprache halten. Es scheint, als ob Pia Sundhage die richtige Schweizer Tonlage gefunden hat.

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