Tragödie in Frankreich: Brandstifter soll gemordet haben
In Westfrankreich ist ein Geistlicher tot aufgefunden worden. Der mutmaßliche Täter soll 2020 das Feuer in der Kathedrale von Nantes gelegt haben.
Innenminister Gérald Darmanin
Acht Monate vor den nächsten Präsidentschaftswahlen nahm die Rechtspopulistin Marine Le Pen die Tat zum Anlass, um Innenminister Gérald Darmanin im Kurznachrichtendienst Twitter scharf anzugreifen. „In Frankreich kann man sich also illegal aufhalten, die Kathedrale von Nantes anzünden, nie ausgewiesen werden und rückfällig werden, indem man einen Priester ermordet“, schrieb Le Pen. Es handele sich um ein „Staatsversagen“ und ein Versagen Darmanins. Der Innenminister, der den Tatort am Abend aufsuchen wollte, verwies darauf, dass eine Abschiebung des Ruanders wegen des ausstehenden Prozesses nicht möglich gewesen sei. „Alle meine Unterstützung für die Katholiken unseres Landes nach dem dramatischen Mord an einem Priester“, twitterte Darmanin. Le Pen warf er vor, zu polemisieren, ohne die Tatsachen zu kennen.
Der Täter Emmanuel A., der in psychiatrischer Behandlung war, lebte mehrere Jahre in Nantes. Als gläubiger Katholik war er in der Kathedrale der westfranzösischen Stadt freiwilliger Mitarbeiter und am Vorabend des Brands vom 18. Juli 2020 dafür zuständig, die Tore des gotischen Kirchenbaus zu verschließen. Bilder von Überwachungskameras brachten die Polizei damals auf die Spur des Mannes, der nach mehreren Stunden in Polizeigewahrsam zugab, an drei Stellen in dem Kirchenbau Feuer gelegt zu haben. Das Feuer zerstörte damals die große Orgel, einen Teil der Buntglasfenster und Bilder. In einer Mail beklagte sich der Ruander, dass sein Visum nicht verlängert wurde. Emmanuel A. hätte deshalb eigentlich das Land verlassen müssen, doch der Prozess verzögerte eine Ausweisung.
Terroristischer Tathintergrund ausgeschlossen
Der Priester Olivier Maire, der noch am Vorabend seines Todes ein Orgelkonzert gegeben hatte, starb laut BFMTV durch Schläge auf den Kopf. Die Präsidentin der Region Pays de la Loire, Christelle Morançais, sprach von einem Geistlichen mit „großem Herzen“. Die Montfort-Gemeinschaft ist in rund 30 Ländern vertreten und betreibt in Saint-Laurent eine Schule. Ein terroristischer Hintergrund der Tat wurde zunächst ausgeschlossen.
Im Oktober war eine katholische Kirche in Nizza Ziel eines terroristischen Angriffs. Ein 22-jähriger Tunesier tötete zwei betende Frauen und den Küster.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Bisheriger Ost-Beauftragter
Marco Wanderwitz zieht sich aus Politik zurück