Tränensäcke gehen über

■ Wenig standesgemäß nimmt Beate Bühler Abschied vom Beach-Volleyball

Timmendorfer Strand (taz) – In Hollywood wäre sicher alles gutgegangen. Das Drehbuch war wohldurchdacht, die Hauptakteure gewillt, alles nach Plan auszuführen. Es sollte der würdige Abschluß einer großen Volleyball-Karriere werden. Beate Bühler war mit ihrer Partnerin Danja Müsch an den Timmendorfer Strand gereist, um sich mit einem weiteren Deutscher-Meister-Titel im Beach-Volleyball endgültig vom Leistungssport und dem heimischen Publikum zu verabschieden.

Einen besseren Ort hätte sich die 32jährige nicht aussuchen können. Hier feiern die Beach-Volleyballer jährlich ihre größte Party und küren die Begabtesten aus den eigenen Reihen. Und so war das Volk auch diesmal zahlreich erschienen, bereit, alle sportlichen Aktionen artig zu beklatschen und Bühler den Ausstieg zu versüßen. Alles war vorbereitet, allein das Schicksal spielte nicht mit, und am Ende kam alles ein wenig anders.

Reglos lag Beate Bühler nach dem Spiel im Sand, und am liebsten hätte sie sich wohl darin vergraben. Gerade war das deutsche Vorzeigeduo, das vor einem Monat noch Siebter in Atlanta geworden war und in Timmendorf als klarer Favorit ans Netz ging, von dem Münsteraner Team Gudula Staub und Uli Schmidt niedergerungen worden. Was den Unterlegenen angesichts der „bittersten Niederlage, die wir in unserer gemeinsamen Karriere hinnehmen mußten“ die Tränensäcke übergehen ließ. Und Beate Bühler gab zu verstehen, daß sie sich „den Abschied in Deutschland schon ein bißchen anders vorgestellt hatte“. So mußte sie die Ovationen der 3.000 Fans schon nach dem Spiel um Platz drei entgegennehmen und sich damit abfinden, daß Erfolg im Sport eben nur schwer planbar ist.

Vielleicht wurde vor Timmendorf doch zuviel geredet über das bevorstehende Ende der Laufbahn, auch wenn Bühler dies bis zum Schluß stets verneinte, „schließlich habe ich mich lange genug darauf vorbereiten können“. Danja Müsch verspürte jedenfalls „einen enormen Druck“. Und die anderen hatten gegen die Olympioniken nichts zu verlieren.

Der Favoritensturz konnte die Beach-Szene nur kurz durcheinanderwirbeln. Nach dem 6:12, 12:10, 12:9-Finalerfolg von Schmidt/ Staub gegen Maike Friedrichsen und Silke Meyer (Fischbek/Dingolfing) war die Trauer um den etwas unwürdigen Abgang von Beate Bühler aus den meisten Gesichtern schon wieder verschwunden. Schließlich wollte man den Ruf als Fun-Sportart nicht gefährden. Die potentiellen Sponsoren lungern überall um den Spielfeldrand, nach Atlanta schnuppern alle das große Geld. Die Aktiven wünschen sich natürlich, daß sie sich davon möglichst viel in die eigene Tasche stecken können. Deswegen haben sie auf der Deutschen Meisterschaft beschlossen, einen eigenen Verein zu gründen, um ihre Interessen gegenüber dem Deutschen Volleyball Verband (DVV) besser vertreten zu können. Beate Bühler wird davon wohl nicht mehr viel mitbekommen. Aus privaten Gründen verläßt sie Deutschland Richtung Frankreich. Zuvor wird sie mit Danja Müsch ihr allerletztes Beach-Turnier bestreiten, am nächsten Wochenende bei der Europameisterschaft in Pescara. Vielleicht bekommt sie ja da das Abschiedsgeschenk, das sie sich in den letzten 14 Jahren verdient hat. Nina Klöckner